Nachbarschaft

Veröffentlicht am 11.03.2024 von André Görke

Arnoud de Kemp ist Niederländer, lebt seit 40 Jahren in Deutschland – und seit zehn Jahren am Havelufer. Er ist in Den Haag aufgewachsen und mit der indonesischen Küche („Reistafel“) bestens vertraut. Im Frühjahr hat er einen neuen Nachbarschaftskochtreff ins Leben gerufen: den Kochclub „Chez Nous“. Hier spricht er über Sauce, Salsa, IJsselmeer – und einen Termin in dieser Woche.

Lieber süß oder deftig? „Es muss schmecken und gut aussehen.“

Asiatisch oder regional deutsch? „Vor allem mediterran. Und viel Gemüse!“

Fisch oder Fleisch? „Frischer Fisch. Und Biofleisch. Und gern auch vegetarisch.“

Wie viele Gänge maximal? „Wenn nicht zu spät – maximal drei Gänge.“

Essen nach 20 Uhr? „Lieber nicht!“

Was schreckt Sie auf dem Teller ab? „Zu viel Sauce.“

Warum ich Sie das alles frage: Sie haben einen neuen Kochkurs im „Kladower Forum“ gegründet und … „…nein, ‚Chez Vous‘ ist kein Kochkurs. Wir dürfen und können im Haus ‚Kladower Forum‘ leider nicht kochen. Deswegen die Idee: Wo kochen wir? Bei dir – Chez Vous –  oder bei mir, also Chez Nous? Es ist Chez Vous geworden, also bei dir.“

Na dann: Erklären Sie kurz das Prinzip des Kochclubs. „Ein Beispiel: Ich bin eine Kochfreundin und möchte mein Lieblingsrezept, etwa Kartoffelsuppe und Sauerkraut, mit anderen teilen. Das kommuniziere ich im Club ‚Chez Vous‘. Es gibt dann zwei Möglichkeiten: Ich lade zu mir ein oder es gibt Gastgeberinnen und Gastgeber, die sagen: bitte bei uns! Der Koch bespricht das Rezept, die Zutaten, die Kosten. Es wird eingekauft – vielleicht gemeinsam auf einem Markt -, in der Küche vorbereitet und zusammen gegessen. Anderes Beispiel: Es gibt einen Kochfreund, der gern nordafrikanische Gerichte kocht, aber zu Hause zu wenig Platz hat. Er möchte Menschen kennenlernen und sucht eine nette Runde…. Oder, drittes Beispiel: Es gibt eine Kochfreundin, die südamerikanisch kocht. Sie würde gern bei Ihnen kochen und anschließend auf der Terrasse gemeinsam Salsa tanzen.“

Wie kamen Sie auf die Idee? „Seit ich in Deutschland lebe, also seit 1984, habe ich immer wieder gern eingeladen und meine Gäste konnten oft zwei weitere Gäste mitbringen. So kamen auch immer Gegeneinladungen: gemeinsam kochen und essen. Seit zehn Jahren lebe ich in Kladow. Und weil meine Frau Anne Bein – sie ist die Frau oben auf dem Foto neben mir – seit kurzem dem Vorstand des „Kladower Forums“ angehört, kam die Idee, mit diesem wunderbaren Verein und im schönen Haus etwas für die Gemeinschaft zu tun.“

Wie viele machen mit? „Bereits um die 30 Mitglieder. Wer sich interessiert, kann sich gern per Mail melden: chez-vous@kladower-forum.de.“

Sind Sie hauptberuflich Koch? „Nein, ich bin ein bescheidener Hobbykoch und Rentner. Ich war viele Jahre als Manager in internationalen wissenschaftlichen Verlagen unterwegs und habe bis vor kurzem in Berlin jährlich Konferenzen zum Thema wissenschaftliche Kommunikation organisiert. Wenn man so will, bin ich ein Internet-Pionier und Informationsspezialist.“

Sie sind Niederländer. Ein gastronomischer Tipp? „Die indonesische Küche. Darüber halte ich am 15. März, 19 Uhr, einen Vortrag im Kladower Forum – aber bitte vorher anmelden, wir haben nicht so viele Stühle!“

Ich meinte einen Tipp aus der niederländischen Küche. „Oh, das Essen war eigentlich der Grund, warum ich nach Deutschland gezogen bin! (lacht).

Und im Ernst? „Typisch sind Bitterballen – kleine runde und mit Ragout gefüllte Bällchen, die ursprünglich zur Bitterstunde ab 17 Uhr gereicht wurden. Ich importiere die immer wieder und sie werden bestimmt am 15. März zu kosten sein. Ansonsten typisch für die niederländische Küche: feste Suppen – insbesondere Erbsensuppe -, frittierte Snacks und viele Süßigkeiten wie Poffertjes, Stroopwafelen, Hagelslag, Erdnussbutter – und KÄSE!“

Ein Ort in Spandau, der Sie an die Niederlande erinnert? „Die Havel. Die Häfen. Wasser, Wasser, Wasser.“

Wie das IJsselmeer! (gespielt empört) „Nee! Das IJsselmeer ist doch kein See, das ist ein Meer!“