Intro

von Boris Buchholz

Veröffentlicht am 20.08.2020

Leser Oliver Maor hat einen guten Vorsatz: Er möchte umweltfreundlicher Auto fahren. Ab November plant er, ein Plug-In-Hybrid-Fahrzeug zu lenken. Wenn nur das Home-Office nicht wäre. Denn seitdem er tagsüber von seinem Schreibtisch auf seine Straße in Steglitz in der Nähe des S-Bahnhof Feuerbachstraße sieht, macht er sich Sorgen – und wird wütend.

Denn er blickt direkt auf die E-Ladestation auf der anderen Straßenseite. Sein Plan war bisher so: „Ich komme nach Hause, parke (mit vorgeschriebener Parkscheibe) während des Ladevorganges gegenüber der Wohnung, gehe nach einer Stunde noch einmal vor die Tür und mache den Platz frei für den nächsten oder die nächste. So viel zur Theorie.“ Denn die Praxis beweise ihm, dass der E-Ladeplatz ständig von Falschparkern zugestellt wird.

Zum Beispiel stand am 19. August drei Stunden lang ein großer Pickup, braun-metallic, vor der Ladesäule. Später kam ein Opel dazu, auch kein E-Auto. Eine Stunde später parkte hinter dem Opel Astra ein weißer Lieferwagen (es ist eine Doppel-Ladestelle, der Lieferwagen stand mit seinem hinteren Ende im Kreuzungsbereich). Als Astra und Lieferwagen entschwanden, rollte ein schwarzer Mercedes auf den Ladeplatz – nicht um Energie zu tanken, sondern um etwas auszuladen. „So ging das den Tag über weiter“, berichtet Oliver Maor.

Im Gespräch mit dem Ordnungsamt, vor seiner Haustür werde regelmäßig im Rahmen der Parkraumbewirtschaftung kontrolliert, erfuhr er keine Hilfe. Denn, so sei ihm erklärt worden, die Bediensteten der Parkraumüberwachung dürften keine Versetzungen von Falschparkern vornehmen, dazu seien sie nicht befugt. In der Folge würden sie auch schlechter bezahlt werden als ihre Kollegen vom Allgemeinen Ordnungsdienst (das stimmt, im Corona-BVV-Bericht erklärt Stadtrat Michael Karnetzki die Personal-Konstruktion) – ergo: Der Ordnungsdienstmitarbeiter komme am Falschparker vorbei und ahnde den Verstoss nicht. Seine Empfehlung sei gewesen, so der Leser, einfach die Polizei zu rufen.

Ein Blick in die Zukunft: Im November ist Herr Maor stolzer Besitzer seines E-Autos. Er kommt nach hause, die Batterie ist leer – und die Ladesäule gegenüber seiner Wohnung von einem Falschparker blockiert. Er müsste parken, dann den Polizeinotruf 110 wählen, erst auf den Allgemeinen Ordnungsdienst und wenn alles gut läuft im Anschluss auf den Abschleppwagen warten. Und dann müsste er sich sputen, „bevor sich der nächste Falschparker auf den leergeräumten Platz stellt“.

Ob Oliver Maor jetzt überlegt, sich lieber ein E-Bike als ein E-Auto zu kaufen, weiß ich nicht. Er hat wohl die Hoffnung, dass sich bis zum November noch etwas zum Besseren wandelt. Fakt ist: Das Ordnungsamt will umschichten und Mitarbeiter aus dem Parkraumdienst für die allgemeine Überwachung gewinnen (mehr dazu unter Namen & Neues). Vielleicht wird dann Falschparken öfter geahndet; dafür gibt es dann weniger Knöllchen, wenn die Parkzeit in den Parkraumbewirtschaftungszonen abgelaufen ist. – Text: Boris Buchholz
+++
Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Die Tagesspiegel-Newsletter für die 12 Berliner Bezirke (mit schon über 220.000 Abos) gibt es kostenlos und in voller Länge unter leute.tagesspiegel.de – suchen Sie sich Ihren Bezirk aus!
+++
Mehr aktuelle Themen im Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf – hier eine Auswahl

  • So klappt die Verkehrswende nicht: Wenn Falschparker die E-Ladesäulen verstellen
  • Nina Stahr will in den Bundestag: Die Rechte von Kindern und Jugendlichen werden zu wenig beachtet, sagt die Berliner Landesvorsitzende der Grünen
  • Corona, Tests und Ordnungsamt – Bezirksverordnete diskutierten über Pandemie
  • Der Kranz ist hochgezogen: An der umstrittenen Flüchtlingsunterkunft am Osteweg wurde Richtfest gefeiert
  • Ferdinandmarkt: Keine guten Chancen für den Bauantrag von Harald Huth
  • Zwei Pilotschulen erarbeiten erste Vorschläge für sicherere Schulwege: Runder Tisch eingerichtet
  • Neue Studie der FU zum Wählen ab 16: „Eine Revolution stünde uns nicht bevor“
  • Schlange an der Havel: Leser fotografierte eine Ringelnatter
  • Sie kommt von Yad Vashem: Neue Direktorin für das Haus der Wannsee-Konferenz
  • „God brass you“: Wieder Konzerte in der und um die Kultur-Kirche in Lichterfelde-Ost
  • Der Tipp: Fahren Sie nach Stahnsdorf – zum künstlerischen „Ausflug ins Grüne“
  • Gedenkkonzert für Leo Borchard
  • Die regionale Fußballsaison hat begonnen: Viktoria 89 gewinnt in der Regionalliga, Hertha 03 will weiter nach oben, Stern 1900 ist glücklich in der Oberliga angekommen
  • Südwest-Derby am 23. August: Stern gegen Hertha 03
  • Wegen des R15-Events muss gemäht werden: Der Buschgraben ist der Regenwasserableiter Zehlendorf-Mittes
  • und noch viel mehr im Tagesspiegel für Steglitz-Zehlendorf. Die Newsletter vom Tagesspiegel für die 12 Berliner Bezirke gibt es kostenlos und in voller Länge unter leute.tagesspiegel.de