Kiezkamera
Veröffentlicht am 19.08.2021 von Boris Buchholz

„Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen.“ Das Wahlplakat, das Twitter-Nutzer Uli Deiters am Dienstag auf der Clayallee entdeckte, stammt ursprünglich aus dem Bundestagswahlkampf 1972: Klaus Staeck, Plakat-Künstler und ehemaliger Präsident der Akadamie der Künste, hat es entworfen. Es erreichte eine Druckauflage von 75.000 Stück, es ist das wohl bekannteste Staeck-Plakat. Wer es auf die Wahlplakate geklebt hat, ist nicht überliefert. „Grundsätzlich lehne ich Vandalismus und Manipulationen an Wahlplakaten ab“, schreibt Uli Deiters auf Twitter, „aber ich freue mich auch über jedes Plakat mit Inhalten oder Botschaften jenseits von beliebigen Plattitüden“. Das findet Nutzerin Frau Kulli auch: „Die Plakate sind diesmal dermaßen inhaltsleer, die Parteien scheinen uns Wählerinnen für blöd zu halten.“
Leser S. hat das Staeck-Plakat schon vergangene Woche gesehen – und zwar Unter den Eichen. „Außer dem Tessin-Plakat gibt es noch ‚Willy Brandt spielt Mandoline‘ und eines ‚Frauen wählt SPD‘ aus der Weimarer Republik“, schreibt er. Die Zeichen werden immer klarer: Es ist ein historischer Wahlkampf.
- Foto: Uli Deiters
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