Kiezkamera

Veröffentlicht am 04.11.2021 von Boris Buchholz

Recherche: War in der Hermannstraße 11 einmal ein jüdisches Kinderheim? Die Zehnklässlerinnen und Zehntklässler des Wahlpflichtkurses Geschichte des Droste-Hülshoff-Gymnasiums kennen die einschlägigen Nachschlagewerke und -archive alle: Arolsen-Archiv, Mapping the lives, Berliner Adressbücher, Yad Vashem-Archiv. Und doch kommen sie gerade nicht weiter. Im Rahmen des Schulprojekts „Stolpersteine“ untersuchten Sie die Geschichte des Hauses Hermannstraße 11 – die Straße befindet sich zwischen Krummer Lanke und Vierling. War dort in den 1930er Jahren ein jüdisches Kinderheim?

Recherche der Schüler. „Wir haben herausgefunden, dass um 1938 mehr als 20 jüdische Jugendliche und Kinder dort gemeldet waren, und zwar teilweise mit dem Aktenvermerk auf der Schulkarte ‚Kinderheim  Kapellner, Hermannstraße 11′“, schrieb Geschichtslehrer André Simon dem Tagesspiegel. „Von einigen Kindern wissen wir auch, dass die Hermannstraße 11 nicht die letzte Adresse vor ihrer Deportation war.“ So seien Klaus Friedländer in das „Haus Kinderschutz“ und die Geschwister Ursula und Harry Ascher in das Aerbach’sche Waisenhaus verlegt worden. „Von Renate Friedländer, der Schwester von Klaus, wissen wir, dass sie wahrscheinlich den Holocaust überlebt hat und nach Palästina ausreisen konnte“, so der Lehrer.

Das Reichstelefonbuch von 1938 verzeichnet zwei Telefonanschlüsse für die Hermannstraße 11: einer auf den Namen Kapellner, der andere auf den Namen Doegen. „Könnte es sich bei der Hermannstraße 11 in Zehlendorf um eine Zweigstelle eines größeren jüdischen Kinderheimes handeln oder um eine kommunale ‚Fürsorgeeinrichtung‘ der Stadt, oder gibt es Verbindungen zum Waldfriede-Krankenhaus?“, fragen die Schülerinnen und Schüler. „Wir recherchieren in alle Richtungen und würden uns freuen, wenn Sie uns dabei helfen würden.“

Hilfe gesucht. Sollten Sie mehr über die Hermannstraße 11 wissen, freut sich Geschichtslehrer André Simon auf Ihre E-Mail: a.simon@droste-berlin.de. Meine Bitte: Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, lassen Sie es mich bitte wissen.

Foto: André Simon

Fotografieren Sie in Ihrem Kiez oder anderswo im Bezirk? Bitte senden Sie Ihre Bilder an: boris.buchholz@tagesspiegel.de