Kiezkamera

Veröffentlicht am 09.12.2021 von Boris Buchholz

Streit um Kältehilfe im Bezirksparlament. Müssen in Steglitz-Zehlendorf mehr Übernachtungsplätze für Obdachlose geschaffen werden? Oder reichen die insgesamt 18 Betten, die der Bezirk in der Wannseer Bergstraße 4 anbietet, aus? Die Fraktion der Linken hatte einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, nach dem „zusätzliche Räumlichkeiten der Kältehilfe vornehmlich in Steglitz … noch in diesem Winter bereitzustellen“ seien. „Hier ist rasches Handeln nötig“, sagte die Co-Fraktionsvorsitzende der Linken, Pia Imhof-Speckmann. Am liebsten hätte sie über den Antrag noch gestern Abend in der Pauluskirche abstimmen lassen – die Zustimmung der Ampelfraktionen gilt als sicher. Doch die CDU überwies den Antrag in den Sozial- und Haushaltsausschuss.

Denn für den Fraktionschef der Konservativen, Torsten Hippe, sei noch nicht geklärt, ob es einen weiteren Bedarf überhaupt gebe und wie hoch der gegebenenfalls sei. Sein Fraktionskollege Sebastian Voigt sekundierte: „Man muss etwas für die Menschen tun“, sagte er. Aber erst einmal müsse der neu gewählte Sozialstadtrat Tim Richter (CDU) herausfinden, „besteht ein Bedarf oder besteht kein Bedarf“.

Für die FDP-Fraktionsvorsitzende Mathia Specht-Habbel ist das keine Frage: Immerhin sei die Einrichtung in der Bergstraße eigentlich für 30 Personen konzipiert; wegen Corona und der geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen dürften aber nur 18 belegt werden. „Wenn vorher 30 Plätze richtig waren, dann fehlen heute zwölf Plätze“, rechnete sie vor. Auch Olemia Flores Ramirez, Co-Fraktionsvorsitzende der SPD, sah den dringenden Bedarf, „wir brauchen neue Räume“. Und zwar in der Nähe der U-Bahnhöfe an der Schloßstraße. „Die Bergstraße ist nicht die in Steglitz, es ist die in Wannsee“, erinnerte sie die in der Pauluskirche versammelten Volksvertreterinnen und -vertreter. „Wir hätten heute ein Zeichen setzen können“, resümmiert die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Susanne Mertens.

Jetzt wird in den Ausschüssen weiterdiskutiert. Dabei werden die Bezirksverordneten nach langen Debatten feststellen: Verlässliche Angaben über die Anzahl der Menschen, die in Berlin auf der Straße leben, gibt es nicht. Meine Reportage über die Arbeit des Wärmebus-Teams lesen Sie bei T+ (siehe auch weiter oben im Newsletter). Zwei Erkenntnisse des Abends lauten: Wärme war allen wohnungslosen Menschen, die das Team traf, bei Außentemperaturen von einem Grad wichtig. Aber nur einer von 21 Obdachlosen – auf dem Foto sehen Sie seine leere Schlafstätte direkt an der Albrechtstraße – wollte sich in eine Sammelunterkunft bringen lassen.