Kultur

„Vergessen und vorbei?“ Neue Ausstellung über das Kriegsgefangenenlager in Lichterfelde-Süd

Veröffentlicht am 20.10.2022 von Boris Buchholz

Die Geschichte des Stalag III D, des größten Kriegsgefangenenlagers der Nazis in Berlin, ist noch wenig bekannt, viel muss noch geforscht werden. Auf dem Gelände des Lagers werden in wenigen Monaten die Bauarbeiten beginnen – dort in Lichterfelde-Süd entsteht das größte Wohnungsneubauprojekt des Bezirks. Es sind zwar etwa 2500 Wohnungen und Reihenhäuser geplant, doch zwei noch erhaltene Baracken des Lagers sollen bestehen bleiben. Eine davon soll zum Gedenk- und Ausstellungsort werden. Doch liegt bisher weder ein Konzept vor, noch ist ein Träger des neuen Erinnerungsortes gefunden.

Anderswo ist man bei der Beschäftigung mit der Lager-Geschichte weiter. Am kommenden Donnerstag, 27. Oktober, eröffnet das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit seine Sonderausstellung „Vergessen und vorbei? Das Lager Lichterfelde und die französischen Kriegsgefangenen“. Der rote Faden der Ausstellung beginnt in der Gegenwart und reicht bis in die Vorkriegszeit: „2017 machten engagierte Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam, dass sich im Süden des Berliner Ortsteils Lichterfelde Baracken eines Kriegsgefangenenlagers erhalten haben“, heißt es in der Vorankündigung. Vor allem französische Soldaten wurden hier zwischen 1940 und 1945 inhaftiert.

Die Ausstellung behandelt die Gründung des Lagers, beschreibt den Alltag und das Schicksal der inhaftierten Menschen – ausgewählte Biografien werden vorgestellt und machen die deutsche Geschichte persönlich. „Die Präsentation leistet einen Beitrag zu der Debatte, was mit diesem wichtigen historischen Ort geschehen soll“, schreibt das Dokumentationszentrum.

Ab dem 28. Oktober und bis zum 31. Mai 2023 ist die dreisprachige Ausstellung – Deutsch, Englisch, Französisch – dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag, 29. Oktober, findet um 13 Uhr eine Kuratorenführung statt. Der Eintritt ist frei. Sie finden das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in der Britzer Straße 5 in Schöneweide. Es ist ein Ausflug nach Südosten, der die Geschichte des Südwestens erhellt. Mehr: www.ns-zwangsarbeit.de