Kultur

Schöne, neue Gottfried-Benn-Bibliothek: Der Fahrstuhl wird ab Herbst eingebaut

Veröffentlicht am 29.02.2024 von Boris Buchholz

Auf den ersten Blick scheint sich das Foyer der Zehlendorfer Gottfried-Benn-Bibliothek nicht verändert zu haben: links die Schließfächer, in der Mitte die Ausleihstationen, rechts die automatische Rückgabeanlage. Doch die Neuerungen liegen im Detail. Die brandneue, durch Computer-Technik und RFID-Chips gesteuerte Anlage ist nicht nur leistungsfähiger; durch besondere Sortierwagen, deren gepolsterte Böden sich in der Höhe dem Füllstand anpassen, können die Beschäftigten der Bibliothek sie auch rückenschonend be- und entladen.

Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) an der neuen Rückgabeablage.

Auch die neuen Do-it-yourself-Ausgabetische lassen sich in der Höhe verstellen, jede Nutzerin und jeder Nutzer kann sie an seine oder ihre Körpergröße anpassen. Die Geräte sind hochfrequentiert: In den drei festen Bücher-Standorten und zwei Fahrbüchereien des Bezirks wurden 2023 insgesamt 1,82 Millionen Ausleihen vorgenommen – „unsere sind die Bibliotheken mit den meisten Ausleihen in Berlin“, sagt Jens Gehring, Fachbereichsleitung Bibliotheken, beim Rundgang durch das teilsanierte Bücher-Haus in Zehlendorf.

Noch fällt in den Lesesälen kaum auf, dass die komplette Bücherei neue Fenster und im Erdgeschoss neue Türen zum Garten erhalten hat. Erst wenn das Gerüst um das Gebäude abgebaut, die Schutzfolien entfernt sind und die Frühlingssonne ungehindert zum Lesen kommen kann, wird das Plus an Helligkeit und Freundlichkeit richtig zur Geltung kommen. Bis in den März wird jedoch erst einmal weiter an der frisch gedämmten Fassade gearbeitet.

Neue Struktur. Das Bücherei-Team hat die baulichen Sanierungsmaßnahmen und Veränderungen für einen internen Umbau genutzt – und das ist der größte Gewinn für die Besucherinnen und Besucher. Die Romane für Erwachsene sind weiterhin im Erdgeschoss zu finden. Doch die Sachbücher sind in den ersten Stock gewandert, dort wurden in einem zweiten Raum helle Computerarbeitsplätze eingerichtet. Die Atmosphäre wirkt großzügig und freundlich, Zeitungen liegen zur Lektüre bereit.

Vor dem Umbau war im Obergeschoss die Kinder- und Jugendabteilung angesiedelt. Die zog nach unten – und hat an Raum und Sichtbarkeit deutlich gewonnen. Für die jüngsten Leserinnen und Leser gibt es jetzt ein Halbrund mit Bilderbüchern, nebenan liegen die Spiele bereit. Natürlich mit einem großen Tisch, damit der Spaß sofort beginnen kann. Die Kinder können einen Spielteppich auslegen, dann sitzt es sich beim Lesen besser auf dem Boden. Ein weiterer Teppich sei bereits bestellt, sagt Sebastian Luckas, der Leiter der Gottfried-Benn-Bibliothek.

Dass moderne Büchereien mehr sind als ein reiner Bücherausleihservice, beweist nicht nur das Sofa und der große Monitor zum Gamen im Jugendbereich, sondern auch der Kicker im Lesesaal. Am Servicetresen liegt der kleine Fußball zum Abholen bereit; er ist aus Kork, damit die Kickersession nicht zu laut wird. Der Fußballtisch ist zwischen den Ratgebern und den Kinderbüchern aufgestellt, natürlich mit Absicht, verrät Bibliotheksleiter Luckas: So könnten die Eltern in Koch- oder Gartenbüchern blättern, während die Kinder nach Abenteuerromanen, Pferdegeschichten oder Comics stöbern.

Innovativ: Ein Großteil der Bücher und Medien haben in neuen Regalen und auf Tischen Platz gefunden, die auf Rollen stehen. „Wir können die Regale zur Seite schieben, so können wir jetzt auch Veranstaltungen in den Innenräumen durchführen“, erläutert Eike Stephan, die Leiterin des Amts für Weiterbildung und Kultur. Perspektivisch sollen neben Veranstaltungen auch Beratungsangebote oder Recherchehilfen für Schüler angeboten werden – die große Schwester, die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek im Steglitzer „Schloss“, ist das Vorbild. Manches findet auch schon jetzt statt: „Wir hatten vor kurzem hier Nähmaschinenkurse“, sagt Sebastian Luckas. Das Rezept für eine attraktive Bücherei verrät Fachbereichsleiter Jens Gehring: „Macht das, was in den Büchern steht.“ Dann werde auch mehr gelesen.

„Der Umbau wurde sehr gut angenommen“, sagt Gottfried-Benn-Chef Luckas. Die Zehlendorferinnen und Zehlendorfer seien treu, „es werden von Tag zu Tag mehr Besucher“. Steglitz-Zehlendorf sei ein sehr leseaffiner Bezirk: Pro Tag kämen zwischen 60 und 70 Nutzer, manchmal seien es auch 400 Besucher.

Ein Teil des freundlichen Bücherei-Teams: Werkstudent Michael Breuer ist für die Klassiker zuständig, in der Mitte Sebastian Luckas, rechts Bibliothekarin Jenny Wolf.

Dass die Zehlendorfer Bücherei bald noch schöner und benutzerfreundlicher werden wird, darauf wies Kultur- und Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) hin. Bisher seien zwar Dach, Außenwände und die Fenster für rund eine Million Euro saniert worden. Doch das sei nur ein Teil auf der Zu-sanieren-Liste: Die Sanitäranlagen auf allen drei Etagen (im zweiten Stock befinden sich Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) müssen auf Vordermann gebracht und barrierefrei gemacht, die komplette Heizung erneuert werden. Auch die Böden harren einer Überholung. Außerdem soll eine 24-Stunden-Rückgabeanlage vor dem Haus installiert werden. Schließlich die wohl größte Baumaßnahme: Dort, wo aktuell im Erdgeschoss noch die WC-Räume zu finden sind, soll ein Aufzug eingebaut werden. Für die Arbeiten stehen noch einmal 2,3 Millionen Euro im Bezirkshaushalt bereit.

Eigentlich hätte die Sanierung der Mehr-als-Lesehalle in einem Rutsch geschehen sollen. Doch wegen Personalproblemen bei den Baufachleuten wird der zweite Teil der Bauarbeiten erst in etwa einem halben Jahr beginnen können. Wie lange gebaut werden wird, konnte die Dezernentin bei dem Rundgang durch die Räume noch nicht sagen. Sicher sei wohl, dass die Arbeiten auch zu einer erneuten Schließung führen werden. „Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass wir viel beim laufenden Betrieb arbeiten können – aber die Realität hat uns eingeholt“, so die Stadträtin. Sie spielt auf Teil eins der Sanierung an: Ursprünglich sollte die Bücherei nur wenige Wochen geschlossen sein, im Oktober hätte sie nach den ersten Plänen wieder öffnen sollen. Doch daraus wurde nichts: Erst seit zwei Wochen stehen die Türen der Gottfried-Benn-Bibliothek wieder offen. Fest steht: Die Arbeiten haben sich gelohnt, ein Mehr an Lese- und Büchereivergnügen ist gewonnen.