Namen & Neues

Gefährliche Straße für Radfahrende

Veröffentlicht am 01.02.2018 von Boris Buchholz

Dass die Machnower Straße unsicher ist, ist bekannt – es ändert sich aber bisher nichts. Es sei eine „Riesen-Gefahrenstelle für Radfahrer in Zehlendorf“, schrieb mir mein Kollege Rainer Woratschka aus dem Hauptstadtressort: Die Machnower Straße am S-Bahnhof Zehlendorf stadtauswärts zur Berlepschstraße hoch. „Ich kann, ehrlich gesagt, nicht verstehen, warum ausgerechnet auf diesem vielbefahrenen Straßenabschnitt, wo zahlreiche Schüler pendeln, wo Autofahrer die Kurve schneiden und auch noch jede Menge Busse und Lastwagen unterwegs sind, der Radweg unterbrochen ist“, so Woratschka. Der Radweg endet sofort hinter der Kreuzung, die Anhöhe hoch zur Berlepschstraße und zum Behring-Krankenhaus muss man als Radler auf der Straße fahren. Das sei allein schon deshalb gefährlich, „weil die Autofahrer dort mit oft hoher Geschwindigkeit um die Kurve brettern und nicht damit rechnen, dass Radfahrer plötzlich mit ihnen die Straße teilen müssen“. Sein dringender Wunsch: Der Radweg müsse verlängert werden, dafür sei es auch zu verkraften, dass Stellflächen für Autofahrer reduziert würden.

Der passionierte Pedalist sandte seine Bitte an die Fraktionen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus Zehlendorf. Bernd Steinhoff, Fraktionsvorsitzender der Grünen, reagierte als erster (und bisher als einziger): „Bergauf in der schmalen Straße fehlt ein Radangebotsstreifen“, stimmt er zu. Seine Fraktion habe sich für einen solchen Streifen eingesetzt, die Verkehrslenkung Berlin (VLB) habe ihn aber angelehnt – die Straße sei zu schmal, der Streifen würde keine ausreichende Sicherheit bieten. Jetzt hofft Steinhoff darauf, dass durch den Bau des zweiten Zugangs zum S-Bahnhof (er ist als Tunnel von der Machnower Straße hinüber zum Postplatz geplant) auch der Straßenquerschnitt mit Radweg neu geplant werden könnte. Bernd Steinhoff stimmt meinem Kollegen zu: Die Parkflächen stehen auf dem Prüfstand, wenn durch ihren Wegfall die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht werden könnte.

Während Rainer Woratschka den Hügel hochschaut, blickt Bernd Steinhoff auch hinab – nämlich vom Behring-Krankenhaus kommend auf die Kreuzung von Machnower Straße und Teltower Damm. An dieser Stelle starben in den letzten Jahren bereits zwei Radfahrer, die von rechtsabbiegenden Lastwagen erfasst wurden (dort ist das Rechtsabbiegen für Lastwagen verboten, manche LKW-Fahrer machen es trotzdem). Der Verkehrsexperte der Grünen berichtet, dass die Bezirksverordneten bereits in vier Anträgen (2 x Grüne, je 1 x SPD und CDU) versucht hätten, für eine sicherere Gestaltung der Kreuzung zu sorgen. Ich habe nachrecheriert und komme seit September 2010 auf acht beschlossene BVV-Anträge, die eine größere Sicherheit an der Kreuzung zum Ziel hatten. Jedes Mal hat die Verkehrslenkung Berlin die Ansinnen abgelehnt.

Und noch ein (unverständliches) Kuriosum: Im Februar 2011 hatte die BVV beschlossen, dass das Bezirksamt „ein Verkehrskonzept – insbesondere für den Schwerlast- und Fahrradverkehr – für Zehlendorf-Mitte“ erstellen möge (Drucksache 1670/III von CDU, Grünen und FDP). In ihrer Vorlage zur Kenntnisnahme vom August 2011 informierte die damalige Verkehrsstadträtin Barbara Loth (SPD) die Bezirksverordneten darüber, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung „an einem ‚Integrierten Wirtschaftsverkehrskonzept'“ arbeitet, „in welchem das Problem des steigenden Lkw-Anteils im Straßenverkehr aus gesamtstädtischer Perspektive konzeptionell betrachtet wird“. Aus ihrer Sicht war damit der BVV-Beschluss erledigt. Fertig. Radfahrer wurden in der Vorlage nicht einmal erwähnt. Gab es einen empörten Aufschrei in der BVV? Ich vermute nicht.

Für Bernd Steinhoff ist das Schreiben meines Kollegen „wichtiger Anstoß, nun diesen Straßenabschnitt erneut anzupacken“. Sobald sich auch die anderen beiden angeschriebenen Fraktionen bei Rainer Woratschka melden (und er es mich wissen lässt), berichte ich Ihnen gerne in dieser Sache weiter.

Boris Buchholz