Namen & Neues

Kirchen-Idee: Eine Evangelische Grundschule soll in Zehlendorf gegründet werden

Veröffentlicht am 04.10.2018 von Boris Buchholz

Die Grundschule in Lichterfelde-Süd könnte nicht der einzige Schulneubau in den nächsten Jahren im Bezirk sein: Die evangelische Kirche plant, auf dem Grundstück Ludwigsfelder Straße 30 in Zehlendorf eine evangelische, verlässliche Halbtagsgrundschule zu errichten. Klein und überschaubar soll sie sein, zweizügig soll sie werden. „Wir wollen ein Angebot schaffen, von dem der Kiez etwas hat“, sagt der Leiter des Kirchenkreiseses Teltow-Zehlendorf, Superintendet Johannes Krug, ein Angebot „mit Strahlkraft“. Die Schule solle offen sein für alle, die Konfession der Schüler solle keine Rolle spielen. „Wir wollen, dass an diesem Ort Begegnung stattfindet“, so Superintendent Krug.

Die Geschichte dieses Ortes ist etwas verzwickt: Das Grundstück direkt am Buschgraben gehört zum großen Teil der Landeskirche, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO); der Kirchenkreis ist Pächter des Areals. Ein weiteres, kleineres Areal hat der mit der Gemeinde Schönow-Buschgraben verbundene Verein „Ökogarten Am Buschgraben“ vom Bezirk dazu gepachtet. Lange Jahre hatte die Gemeinde Am Buschgraben Gebäude und Grundstück genutzt; dann fusionierte die Gemeinde mit der Gemeinde Schönow. Ab dem Jahr 2000 war die griechisch-orthodoxe Gemeinde St. Giorgios Mieter des Geländes; im Mai 2017 zog sie nach Mitte. Seitdem steht das Gebäude leer, der Kirchenkreis suchte nach Nutzungsideen.

Die neue Schule solle eine besondere sein, sagt der Leiter des Kirchenkreises und nennt drei inhaltliche Schwerpunkte: Einen besonderen Schwerpunkt solle Theater an der Schule spielen; ab der ersten Klasse sei Schauspiel ein fester Bestandteil des Unterrichts am Vormittag. Die zweite konzeptionelle Besonderheit werde die Integration des Ökogartens in den Schulalltag sein. Drittens schwebe den Schulgründern eine „digitale Verkehrserziehung“ vor: Die neue Schule solle von Anfang an „einen kindgerechten verantwortungsvollen Umgang mit dem Netz“ vermitteln.

Seit Ende August liegt dem Kirchenkreis die Zustimmung aller kirchlichen Gremien vor: Schon im März hatte die Kreissynode, das evangelische Bezirksparlament, der Schulidee grünes Licht gegeben. Auch die Evangelische Schulstiftung, die später der Träger der Schule sein soll, und zuletzt die Leitungsebene der EKBO nickten das Projekt ab. Insgesamt sind Kosten in Höhe von circa acht Millionen Euro projiziert: Für den Neubau des Schulgebäudes sind 6,6 Millionen Euro vorgesehen, der Kirchenkreis will das Grundstück der Landeskirche für etwa 1,5 Millionen Euro abkaufen und dann die Schule an die Schulstiftung vermieten.

Da jetzt kirchenintern die Schulidee abgesegnet sei, will der Kirchenkreis die nächsten Schritte tun – mit dem Bezirksamt sollen Gespräche geführt und die Anwohner informiert werden. Eine Dialog-Veranstaltung mit den Nachbarn sei in Vorbereitung, erklärt Superintendent Krug. Auch mit der benachbarten Grundschule am Buschgraben stehe die Kirche in Kontakt; das Ziel sei, den Schulstandort am Buschgraben insgesamt zu stärken.

Allerdings werden, bis eine evangelische Grundschule in der Ludwigsfelder Straße 30 ihre Schultore öffnen könnte, noch einige Jahre in den Bezirk gehen. Zwar strebt der Kirchenkreis an, die ersten Erstklässler im Schuljahr 2020/2021 einschulen zu können – doch werde der Unterricht zunächst an einem anderen Ort stattfinden müssen. Denn frühestens im Jahr 2023 rechnet der Kirchenkreis damit, dass ein neuer Schulbau am Buschgraben bezugsfertig sein könnte. Der Dialog mit Anrainern, Kommunikation mit Ämtern, Sitzungen, Anträge, Konzepte, Personalsuche, Verkehrsanbindung, Vertragsverhandlungen – auf die Verantwortlichen kommt eine Menge Arbeit zu.

Der letzte Versuch, in Steglitz-Zehlendorf eine neue evangelische Grundschule zu eröffnen, war 2008 in Nikolassee geplatzt (hier lesen Sie die Hintergründe). Die Evangelische Schule Steglitz (Grundschule und Integrierte Sekundarschule) befindet sich in der Beymestraße 6-7; sie feierte dieses Jahr ihr 70. Jubiläum. Der Träger der Schule ist die Evangelische Schulstiftung. Vier Kilometer südlich vom geplanten neuen Schulstandort liegen die Evangelische Grundschule und das Evangelische Gymnasium Kleinmachnow. Die Grundschule wurde 2004 gegründet, das Gymnasium kam 2008 hinzu. Beide Schulen werden von der Hoffbauer gGmbH, ein Tochterunternehmen der Potsdamer Hoffbauer-Stiftung, getragen.