Namen & Neues

Erste Reaktionen: Die neue evangelische Grundschule im Umsetzungs-Check

Veröffentlicht am 11.10.2018 von Boris Buchholz

„Ich bin ganz begeistert“, „ich freue mich wahnsinnig“, „endlich“ gebe es einen neuen konkreten Anlauf, eine evangelische Grundschule in Zehlendorf zu errichten (hier zum Nachlesen) – Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) ist vor Begeisterung kaum zu bremsen. Schon vor zehn Jahren (da war sie erst Abgeordnete und dann Bildungsstadträtin) hatte sie zum Kreis derer gehört, die eine evangelische Schule in Zehlendorf etablieren wollten. 2008 zerschlugen sich die Pläne in Nikolassee, doch den Wunsch nach einer weiteren kirchlichen Schule habe sie seitdem nicht losgelassen. „Ich glaube, dass Zehlendorf eine evangelische Schule braucht, genauso wie Steglitz schon eine hat.“ Seit einem Jahr sei sie mit dem Kirchenkreis im Gespräch. Hier ein erster Herz-und-Nieren-Check zur Schulgründung:

Das Grundstück: Das Gelände Ludwigsfelder Straße 30 gehört der Kirche, der Bebauungsplan sieht eine kirchliche Nutzung vor. Ein bisher vom Verein Ökogarten vom Bezirk gepachteten Grundstückstreifen möchte die Kirche käuflich erwerben. Kein Problem, sagt die Bürgermeisterin. Außerdem müsste das Schul-Grundstück etwa sieben Meter größer werden – auf Kosten der Grünfläche am Buschgraben. Da habe sie keine Bedenken, sagt Richter-Kotowski.

Die Nähe zur Grundschule am Buschgraben: Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Grundschule am Buschgraben – würde eine neue private der staatlichen Grundschule die Schüler streitig machen? „Das wird von der Schule am Buschgraben selber sehr kritisch gesehen“, berichtet Cerstin Richter-Kotowski. Da die bestehende Grundschule „jetzt schon Schwierigkeiten hat, ihre Züge vollzubekommen“, müsse die Schule an ihrem Konzept feilen. Vielleicht entspreche der gebundene Ganztagsbetrieb (bis 16 Uhr geht die Unterrichtszeit, die Schüler können nicht früher abgeholt werden) nicht mehr den Wünschen von Eltern und Kindern. Für die akuten Probleme der Schule könne die geplante evangelische Grundschule nicht verantwortlich gemacht werden, letztere würde frühestens im Jahr 2023 an den Standort ziehen können. „Ich glaube, dass es eine gute Symbiose werden könnte“, ist die Bürgermeisterin zuversichtlich. Die Schule am Buschgraben habe Bienenvölker, die neue evangelische Grundschule den Ökogarten – „da kann man doch etwas entwickeln“.

Die fehlende Turnhalle: Weil das Grundstück am Buschgraben für eine Turnhalle zu klein sei, würde der Sportunterricht in einer öffentlichen Halle stattfinden müssen. Bisher hat das Amt den Schulgründern Hallenzeiten in der Sporthalle in der Onkel-Tom-Straße zugewiesen. „Das bedeutet natürlich pendeln“, sagt Richter-Kotowski. Eine andere Lösung zeichne sich bisher noch nicht ab.

Der Start in 2019 – aber ohne Neubau: Weil der Schulbau frühestens 2023 fertig sein wird, muss die neue Schule „woanders wachsen“, so die Bürgermeisterin. Das Schulamt befasse sich derzeit mit der Frage, ob die evangelische Schule an einer staatlichen Schule Unterschlupf finden könnte – für die ersten Jahre sei der Raumbedarf ja noch überschaubar. Alternativ müsste die Schule zunächst in einem Gebäude einer Gemeinde untergebracht werden.

Die Kritik – fehlender Bedarf, steigender Verkehr: Kritisch steht Anwohner (und Newsletter-Leser) Horst Waisznor der neuen Schule gegenüber. In einer E-Mail an die Gemeinde Schönow-Buschgraben bezweifelt er, dass es Bedarf für eine neue Grundschule gibt (laut Schulentwicklungsplan 2014-2018 und dem Monitoring aus dem Jahr 2016 für öffentliche Schulen ist die Region überversorgt). Wenn die Schule in die Ludwigsfelder Straße 30 einziehen sollte, befürchtet er ein Verkehrsproblem, das von „überfürsorglichen Eltern“ verursacht wird. „Ein solches Problem existiert hier bereits jetzt, hervorgerufen durch die Buschgraben-Grundschule, die Kita und den Bolzplatz, der oft bis in die Nacht hinein als Party- und Grillplatz die Anwohner nicht schlafen lässt.“