Namen & Neues
Eltern der Grundschule am Buschgraben wenden sich gegen geplante Schule der Kirche
Veröffentlicht am 15.11.2018 von Boris Buchholz
Für das kommende Jahr plant der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf zusammen mit der Evangelischen Schulstiftung eine neue private Grundschule zu gründen; später soll sie in ein Schulhaus ziehen, das an der Ludwigsfelder Straße 30 in Zehlendorf bis 2023 gebaut werden soll (wir berichteten). Die Eltern der am anderen Straßenrand liegenden Grundschule am Buschgraben schlagen Alarm: Schon jetzt kämpfe die zweizügige Grundschule, die keinen eigenen Einschulungsbereich hat, um jeden Schüler und jede Schülerin. Durch die unmittelbare Nähe würde die neue Schule „direkt in Konkurrenz mit der etablierten Grundschule am Buschgraben treten“, schreibt Anna Stoffers, die Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GEV), in einem Brief an Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). Die Eltern sehen die Gefahr, „dass vor allem besser gestellte und bildungsnahe Familien von der neuen Schule angesprochen werden“ würden, die dann an der Grundschule am Buschgraben auf der anderen Seite der Straße fehlen würden. Die soziale Mischung an der Schule könnte dann kippen.
Tatsächlich belegen die Anmeldezahlen aus den letzten Jahren, die Bildungsstadtrat Frank Mückisch (CDU) meiner Kollegin Susanne Vieth-Entus zur Verfügung stellte, dass für das laufende Schuljahr 2018/2019 nur 26 Kinder für die erste Klasse an der Grundschule am Buschgraben angemeldet wurden. 22 Plätze sind in den ersten Klassen frei. Im Vorjahr lag die Anzahl der Schulanfänger noch bei 45 Kindern. Aus der Schulgemeinschaft heißt es, dass es im kommenden Schuljahr wieder leicht nach oben gehe: 32 Eltern hätten ihre Kinder für dem Schulstart im Herbst 2019 angemeldet.
„Wir haben uns auf der einen Seite gefreut, das ist ja wie Privatunterricht“, erzählte mir Lars Halter, dessen Kind die 1b besucht, am Telefon. Die Klasse besteht aus nur 14 Schülerinnen und Schülern, in der 1a sind es zwölf. Doch nach der ersten Freude, habe sich Besorgnis Bahn gebrochen, so der Vater. Denn mit so wenigen Kindern sei mittelfristig unklar, ob die Schule zweizügig blieben könne. Das bestätigt Stadtrat Mückisch: Laut Schulgesetz sollten Grundschulen mindestens zweizügig sein. „Insofern muss grundsätzlich im Falle einer sich längerfristig darstellenden Einzügigkeit einer Grundschule die Bestandsfrage gestellt werden“, schreibt der Dezernent.
Klar ist: Die aktuellen Anmeldezahlen an der Grundschule am Buschgraben haben mit der geplanten kirchlichen Grundschule nichts zu tun. Aktuell wird in der Schule über das gebundene Ganztagskonzept diskutiert. Wenn alle Schulen eine Ganztagsbetreuung anböten, dann sei der gebundene Ganztag (die Schülern müssen bis 16 Uhr in der Schule bleiben) vielleicht kein zeitgemäßes Angebot mehr, heißt es aus Schulkreisen. „Man wird etwas ändern müssen“, meint Vater Lars Halter. Er bestätigt auch, dass der Schule angekündigt wurde, ein eigenes Einzugsgebiet zu erhalten. Er hoffe, dass dieses Vorhaben nicht zu Lasten der Süd-Grundschule gehe, auch dort seien Plätze frei. Die Zahlen aus dem Schulamt geben ihm recht: Im vergangenen Schuljahr 2017/2018 gab es an der Süd-Grundschule sogar drei erste Klassen mit ingesamt 57 Schülern; im laufenden Schuljahr kamen nur noch zwei Klassen zustande, 42 Kinder wurden angemeldet.
Die Eltern der Grundschule am Buschgraben appellieren an die Bezirksbürgemeisterin: „Wir bitten Sie eindringlich, die Planung noch einmal zu überdenken und den Neubau einer Schule an der Ludwigsfelder Straße nicht zu genehmigen.“ Stadtrat Frank Mückisch teilte dem Tagesspiegel mit: „Ich unterstütze die Einrichtung der privaten Evangelischen Schule als Ergänzung des staatlichen Schulangebotes in Steglitz-Zehlendorf.“