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Schrottimmobilie Gardeschützenweg 3: Ein Treuhänder soll das Haus instandsetzen

Veröffentlicht am 13.06.2019 von Boris Buchholz

Ein amtlich angeordneter Fußgängertunnel, ein Sicherungszaun, Planen an der Fassade, zehntausende Euro Zwangsgeld, der Wunsch nach einem Betreuer für den Hausbesitzer – all das brachte nichts. Das Wohnhaus Gardeschützenweg 3 an der Ecke zum Hindenburgdamm verfällt seit über 15 Jahren, aus einem Mietshaus mit elf Wohnungen ist eine Ruine geworden. Nachdem alle bisherigen Versuche des Bezirksamts nicht fruchteten, den Hausbesitzer Santosh A. zur Sanierung seiner Immobilie zu bewegen, geht das Amt jetzt neue Wege: Es plant, einen Treuhänder einzusetzen, der das Haus saniert und die Wohnungen vermietet. Während der Wiederherstellung des Hauses hätte der Besitzer keine Entscheidungsgewalt, es ist eine Enteignung auf Zeit.

Grundlage für das Treuhänder-Modell ist Paragraph 4a des Zweckentfremdungsverbotsgesetzes, das vergangenes Jahr um diese Möglichkeit erweitert wurde. Der nächste Schritt sei, so Ordnungsstadtrat Michael Karnetzki (SPD), dass ein Gutachter den Sanierungsaufwand und die Kosten feststellt. „Die Beauftragung des Gutachtens und die Einsetzung des Treuhänders muss gegenüber dem Eigentümer angedroht und festgesetzt werden“, erklärt der Stadtrat, „denn letztlich muss er alle Kosten tragen“. Der Treuhänder und das Land Berlin würden das Geld für die Sanierung nur auslegen; da der Bezirk finanziell nicht in der Lage ist, die Sanierungsarbeiten vorzufinanzieren, habe sich Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) bereit erklärt, die nötigen Mittel vorzuschießen. Unterstützt wird das Vorgehen in Steglitz-Zehlendorf auch von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke).

Bis im Haus Gardeschützenweg 3 die Bauarbeiter anrücken, wird noch einige Zeit in den Bezirk gehen. Das Bezirksamt rechnet damit, dass sich Santosh A. vor Gericht gegen das Verfahren wehren wird. Stadtrat Karnetzki: „Es ist ein langer Weg, aber das Bezirksamt will den nächsten Schritt gehen.“ Bisher wurde das Treuhänder-Modell nur einmal erfolgreich angewandt – in Hamburg. Für Berlin betritt das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf Neuland.

Mein Kollege Robert Kiesel hat sich ausführlich mit dem „Geisterhaus“ beschäftigt (seinen Bericht und viele Fotos aus dem Inneren des Hauses finden Sie online). Den Verfall des Hauses kann man von außen gut erkennen, im Inneren sieht es nicht besser aus: Zerstörte Wohnungen, Toiletten voller Exkremente, aus der Wand gerissene Stromkabel,  geborstene Fenster, Vandalismus, Müllberge. Er weist auch noch auf einen anderen Aspekt hin. Der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksverordnetenversammlung, der Rechtsanwalt Torsten Hippe, hat Hausbesitzer Santosh A. in der Vergangenheit anwaltlich vertreten – nach eigener Angabe jedoch nicht in dessen Auseinandersetzungen mit dem Bezirksamt. Hippes Kommentar zum Treuhänder-Modell: „Wenn das Bezirksamt meint, damit Erfolg zu haben, dann sollen sie mal machen.“