Namen & Neues
Dream on: Die Wilma-Rudolph-Oberschule feierte ihren 25. Geburtstag
Veröffentlicht am 29.08.2019 von Boris Buchholz
Dream on: Die Wilma-Rudolph-Oberschule feierte ihren 25. Geburtstag. „Wilma-Rudolph-Oberschule, verdienen wir diesen Namen?“, fragte Schülerin Elina Hagemann am Mittwoch beim Festakt ihrer Schule zum 25-jährigen Bestehen in Berlin. Immerhin stehe die US-Amerikanerin Wilma Rudolph, die ihre Kinderlähmung überwand und 1960 bei Olympia drei Gold-Medaillen gewann, „für Fortschritt, Integration und die Entschlossenheit, Hindernisse zu überwinden“.
Schon ein Blick auf die Geschichte der ersten Gesamtschule Zehlendorfs zeigt, dass der Name gut gewählt ist. Schulleiterin Maria Kottrup nennt die Gründungsmütter und -väter, die die Schule 1994 in den Räumen der American High School in Dahlem ins Leben riefen, „Pioniere“. „Gesamtschulen waren politisch unerwünscht“, erinnert Anja Rathmann, die die erste Schulleiterin der „Wilma“ war; im konservativen, CDU-geführten Zehlendorf habe die Politik dem neuen Schulprojekt immer wieder Hürden in den Weg gelegt. Umso mehr habe die ehemaligen Schuldirektorin auch heute noch Respekt vor den Eltern von damals: Obwohl weder die Räume dem Bezirk gehörten, noch Lehrer oder ein Sekretariat vorhanden waren, meldeten im Frühjahr 1994 fast 300 Eltern ihre Kinder an der neuen Schule an. Das wirkte – im August des gleichen Jahres wurde an der frisch gegründeten Wilma-Rudolph-Oberschule zum ersten Mal unterrichtet.
„Wir haben bewiesen, dass eine Gesamtschule in Zehlendorf ihren Platz verdient“, schloss Anja Rathmann ihre Rede. Heute ist die „Wilma“ eine Integrierte Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe; sie ist eine der meistnachgefragten Schulen Berlins. Dass die Politik die Bedeutung der Schule erkannt hat, zeigte sich an der Gäste- und Redeliste: „Wir sind zu viert da, fünf sind wir insgesamt – Sie sehen wie wichtig die Wilma-Rudolph-Oberschule für den Bezirk ist“, sagte Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) in ihrer Gratulation für das Bezirksamt. Jugendstadträtin Carolina Böhm (SPD) lobte den „innovativen Pioniergeist“ der „Wilma“ und nannte als Beispiel die vielen Projekte der Schule zur Berufsorientierung. In der ersten Reihe saßen auch Umwelt- und Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne) und Bildungsstadtrat Frank Mückisch (CDU).
Die Schule nutzte die Geburtstagsfeier auch, um nach vorne zu schauen. In einer Zeitkapsel, einem roten Plastikkoffer, die erst in 25 Jahren geöffnet werden soll, deponierte die Schule den aktuellen Rahmenlehrplan, je einem Lehrer- und Schülerkalender des letzten Schuljahres und den jüngsten Pokal der Mädchen-Fußballmannschaft. Auch Zukunfts-Träume und Wünsche von Schülerinnen und Schülern wanderten in die Zeitkapsel: Ob 2044 wirklich Roboter den Müll auf dem Schulcampus aufsammeln und man in Netzen entspannen könnte (mit Stromanschluss und WLAN), wird sich zeigen, wenn der rote Koffer wieder geöffnet wird.
Tom-Michael Thamm, der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung, wünscht der Schule auf jeden Fall, dass es gelingt, die Vorzeigebildungseinrichtung innerhalb der kommenden 25 Jahre mit einem angemessenen Internetzugang auszustatten. Momentan surfe die über 1000-köpfige Schulgemeinschaft mit einer Fünf-Megabit-Anbindung, „zu Hause habe ich einhundert Megabit“. Sagte er und platzierte seinen Wunsch in der Zeitkapsel. Die Qualitätsbeauftragte der Schulsenatorin, Ruby Mattig-Krone, lobte die gelebte Inklusion an der Dahlemer Schule – und legte ein Exemplar des Buches „Supergute Tage“ (im englischen Original „The Curious Incident of the Dog in the Night-Time„), in dem ein autistischer Junge seinen Alltag beschreibt, in den roten Koffer, natürlich im Original.
Eric Bliesener, er besucht wie Elina Hagemann den Englisch-Leistungskurs, sagt zusammenfassend (und auf Englisch): „Auch wenn all diese Aspekte dafür sprechen, dass wir den Namen Wilma-Rudolph-Oberschule verdienen, ist unsere Schule noch nicht perfekt.“ Auch die Schüler wünschen sich schnelleres Internet. Diverse Schulgebäude müssen dringend saniert werden; Ende 2021 könnten die Bauarbeiten beginnen, hieß es am Rande des Festakts. Eine baulich-künstlerische Veränderung schenkte sich die Schulgemeinschaft bereits zum Geburtstag: Am Hauptgebäude wurde eine Installation mit einem Portrait Wilma Rudolphs enthüllt. Gestaltet hat es Josefina Kucera aus dem Leistungskurs Kunst des 13. Jahrgangs. Daneben steht das Rudolph-Zitat: „Never underestimate the power of dreams“. – Text: Boris Buchholz
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