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"Keine extra Lex Canis für die Fraktionen": Heftige Diskussionen um Bürohunde entbrannt
Veröffentlicht am 21.11.2019 von Boris Buchholz
Heftige Diskussionen um Bürohunde in Berlin entbrannt. Letzte Woche berichtete ich über einen Beschluss der Bezirksverordneten, der es Mitarbeitern der Verwaltung demnächst erlaubt, ihre Hunde mit zur Arbeit ins Rathaus Zehlendorf zu bringen. Heute die Fortsetzung.
Die scharfe Kritik. Auf tagesspiegel.de trafen sich nur Kritikerinnen und Kritiker im Kommentarbereich: Mal was von Arbeitsrecht gehört, von Großraumbüros? Besser sich mal um die Ahndung von auf Spielplätzen liegendem Hundekot kümmern als um Hunde im Büro. Was komme überhaupt danach: die Vogelspinne, das Pony, die Ziege, der Goldhamster? Oder gleich das Kind? Der Nutzer crossoverhill schreibt: „Bald wird auch noch die demente Oma neben dem Schreibtisch sitzen.“ Auf Facebook und Twitter „hörte“ man mehr Lob: „Großartig! Ich würde sofort den Job wechseln, wäre es in unserer Gegend“, kommentiert Facebook-Nutzerin Diana Ru den Beschluss aus Steglitz-Zehlendorf. Und aus Spandau erreichte uns die freudige Nachricht, dass die dortige CDU-Fraktion über einen ähnlichen Antrag wie in Steglitz-Zehlendorf nachdenkt.
Und was sagt der Ideen-Geber? Den Anstoß für all diese Diskussionen und Meinungsäußerungen gab Michael Mc Laughlin, CDU-Bezirksverordneter aus Steglitz-Zehlendorf (auf dem Foto mit Hund Vito). Er hat den Bürohund-Antrag initiiert und stellte sich den Tagesspiegel-Fragen:
- Herr Mc Laughlin, wie sind Sie auf den Hund gekommen? „Anfang des Jahres gab es einen Artikel über die Bürohunde des „Tagesspiegels“, und die „Neue Zürcher Zeitung“ hat im Sommer ihre Bürohunde vorgestellt. Außerdem bieten es mittlerweile viele Firmen auch für ihre Mitarbeiter an. Offenbar ist es gut für das Arbeitsklima und macht auch den Arbeitsplatz attraktiv.“
- Kritiker sagen, dass die Bürohunde im Amt nichts zur suchen hätten – schließlich gebe es Menschen, die eine Allergie hätten oder Angst vor Hunden … „Diese Kritik muss man auch ernst nehmen, deswegen soll ja auch geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen es überhaupt gehen kann. Ein Büro, wo Mitarbeiter eine Hundeallergie oder Angst vor Hunden haben – da ist bekannterweise die Hundegröße irrelevant –, muss natürlich Rücksicht auf die betreffenden Kollegen nehmen. Vielleicht finden sich beim Gespräch Lösungen für alle. Aber natürlich geht das Wohl der Beschäftigten vor.“
- Im Internet scheint es zwei Lager zu geben: Die einen freuen sich einen Dalmatiner über Ihre Idee und würden sich wünschen, auch einen Job im Rathaus zu haben. Die anderen halten die Idee für Schwachsinn und malen an die Wand, dass demnächst auch Schildkröten, Katzen oder Schlangen die Amtstuben bevölkern könnten. Was ist Ihr Kommentar? „Hunde tragen dazu bei, die Atmosphäre an Ort und Stelle zu verbessern, sie kommunizieren mit dem Menschen, sie brauchen auch die Rückkopplung. Hinzu kommt, dass sie auf Anweisung bei Bedarf reagieren. Bei anderen Haustieren ist das eher schwierig. Obwohl in manchen Einrichtungen Katzen oder gar Alpakas zum Einsatz kommen, halte ich das in einer Behörde eher für schwierig.“
- Als Sie die Bürohund-Idee in Ihrer Fraktion vorstellten, wieviel Widerstand mussten Sie überwinden? „Keinen Widerstand, aber es gab kritische Bemerkungen und Bedenken, die mit einbezogen werden müssen und sich auch im Antrag wiederfinden.“
- Letzte Frage: Was halten Sie von der Idee, dass auch die Bezirksverordneten ihre Hunde zu Fraktions-, Ausschuss- und Plenumssitzungen mitbringen dürften? Vielleicht würden, wenn Strups und Lady Di unter dem Sitzungstisch lägen, leichter Kompromisse gefunden werden? „Die Idee ist sehr schön, aber es sollte keine extra Lex Canis für die Fraktionen geben. Wenn es ein Konzept vom Bezirksamt gibt, welches auch mit den Beschäftigten und dem Personalrat abgestimmt worden ist, wäre es natürlich sehr schön, wenn es auch bei den Fraktionen angewendet werden könnte – soweit es dann von den Fraktionen gewünscht wird.“ – Text: Boris Buchholz
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