Namen & Neues

Kreiselsockel wird großstädtischer: Bauherr plant einheitliche Naturstein-Fassade, mehr Läden und Büros

Veröffentlicht am 14.05.2020 von Boris Buchholz

So soll der neue Kreise in Berlin-Steglitz aussehen. Der Kreisel ist fast komplett eingehaust, die Konstruktion wird statisch ertüchtigt und der Turm zu Wohnungen ausgebaut, ab nächstem Jahr soll die Fassade „eingehängt“ werden. Die Bauarbeiten am Turm gingen ihren „geplanten Gang“, teilte Jürgen Kutz, stellvertretender Vorstandsvorsitzende und Chief Operating Officer der CG Gruppe, sie firmiert seit März unter dem Namen Consus RE AG,  im Stadtplanungsausschuss mit.

Jetzt widmet sich die Firma den Gebäudeteilen im Sockel des Kreisels – und präsentierte im Ausschuss eine städtebauliche Studie. Werden die Pläne realisiert, wird sich das Gesicht des Bezirks am Eingangstor zur Schloßstraße und am Hermann-Ehlers-Platz grundsätzlich verändern.

Eine sechsgeschossige Fassade aus Glas und Naturstein soll sich gegenüber vom Hermann-Ehlers-Platz erheben. Sie orientiere sich an den „großen Berliner Warenhäusern der 1920-er Jahre“, erklärte Architekt Gregor Fuchshuber im Stadtplanungsausschuss. Es werde sich ein „Spiel aus Loggen und Glas“ sowie der vorgeblendeten Naturstein-Konstruktion ergeben.

Im Erdgeschoss sei eine an der Schloßstraße beginnende „großzügige“ Arkade mit Geschäften geplant, die sich an der Albrechtstraße entlang und bis in die Kuhligkshofstraße hineinziehen solle. So entstünde für die Fußgänger und die Fahrgäste der BVG, die heute an der Bushaltestelle vor dem Drogeriemarkt zu Spitzenzeiten auf dem Gehweg oft kaum Platz finden, mehr Platz. Die Ecke von Albrecht- und Kuhligkshofstraße – heute werden dort bei „Curtman“ Haare geschnitten – soll abgerundet und ebenfalls auf sechs Geschosse „aufgefüllt“ werden.

Das ist das Hauptprinzip der Planer: Die bisher vor- und zurückspringenden Geschosse der Sockelgebäude werden vereinheitlicht und auf gleicher Höhe geschlossen. „Die Traufhöhe bleibt gleich“, erklärten Architekt Fuchshuber und Sabine Lappe, die Leiterin des Stadtplanungsamts, übereinstimmend, dadurch würden die Gebäude nicht größer. Auch im Innenraum finde „keine wesentliche Vergrößerung“ statt, so der Architekt. Stattdessen werde der vorhandene Raum aufgewertet und neu verteilt.

Das gilt auch für das Kreisel-Parkhaus, offiziell sind es die Bauteile C+E: Wo bisher Autos stehen oder stehen sollten (die oberen Etagen seien schon lange nicht mehr nutzbar und gesperrt, hieß es), werden zukünftig auf sechs Etagen Schreib- und Ladentische stehen. Das gesamte Parkhaus werde entkernt und dann oberirdisch zu Büros und Gewerbeflächen umgebaut, erläuterte der Architekt. Geparkt könne weiterhin im Untergrund werden: Bisherige Anlieferungsflächen würden umgewandelt. Als der Kreisel gebaut wurde, waren im Parkhaus um die 700 Parkplätze vorgesehen. Aufgrund größerer Autos und baulicher Gegebenheiten, würden heute maximal zwischen 400 bis 500 Autos am Kreisel Platz finden, so Gregor Fuchshuber. Sollte der Umbau so wie geplant stattfinden, wären später unter der Erde Stellplätze für etwa 360 Bewohner, Gäste und Kunden vorhanden.

Büros sowie Arztpraxen sollen auch im Gebäudeteil B an der Kuhligkshofstraße einziehen, das Hotel an der Albrechtstraße wird zu Gunsten weiterer Gewerbe- und Büroflächen verkleinert (Bauteil A). Gewohnt wird zukünftig nur im Turm und in den Sockelgeschossen darunter – also zur Schloßstraße hin (Bauteil D). In den Sockelgebäuden sind grüne Innenhöfe geplant. Weil der Busbahnhof der BVG größer werden soll, wird die bisher vom Outdoor-Laden Globetrotter genutzte Gewerbefläche kleiner werden (Globetrotter zieht demnächst in das Gebäude von Sport Scheck in der Schloßstraße um). Ein großes Plus der räumlichen Umverteilung: Zukünftig soll man durch zwei zusätzliche Wege quer durch das Gebäude vom S-Bahnhof über den Busbahnhof zum Hermann-Ehlers-Platz gelangen können.

Bauherr Jürgen Kutz ist begeistert von den Plänen. Er sprach nach der Präsentation im Ausschuss von einer „freundlichen“, „hellen“ und „repräsentativen“ baulichen Lösung. „Es ist ja das Eingangstor zu einer der wichtigsten Einkaufsstraßen Berlins“, sagte er, hier kaufe der Berliner. Einen „deutlichen dreistelligen Millionenbetrag“ werde Consus in den nächsten Jahren in den Neubau der Sockelgebäude investieren. „Es muss ja jetzt 50 bis 100 Jahre toll sein“, erklärte er. 2025 solle das gesamte Ensemble fertig sein.

Eine Hürde gilt es allerdings noch zu nehmen: Zwar würden die Um- und Neubauten auf der „exakten Figur“ des bestehenden Baus errichtet werden, so der Architekt. Doch für Umgestaltungen und Nutzungsänderungen müsste das Amt Befreiungen vom geltenden Bebauungsplan aussprechen. Der wichtigste Punkt ist dabei die Umnutzung des oberirdischen Parkhauses als Büro- und Gewerbefläche – im alten B-Plan sind dort bisher nur Autos und keine Schreibtische erlaubt.

Das sollte jedoch kein Problem sein, denn sowohl das Amt als auch die Bezirksverordneten sind vom Vorhaben überzeugt. Volker Semler (SPD) sprach von einer großstädtischen Aufwertung und einer „deutlichen Verbesserung“. Die Planung „wertet das Gebiet auf, prima“, meinte Rolf Breidenbach (FDP). Die kompakte, höhere Fassade sprach den grünen Bürgerdeputierten Brendan Herbst an; „dass die Formen etwas runder werden“, sei positiv. „Gar nicht so schlimm“, schloss sich Mathias Gruner von den Linken an. „Sehr gelungen“, urteilte auch der Ausschussvorsitzende Torsten Hippe (CDU) – und eilte dem nächsten Tagsordungspunkt entgegen: „Nicht gemeckert ist genugt gelobt.“  – Text: Boris Buchholz, Simulationen: Fuchshuber Architekten GmbH
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Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Den schicken wir Ihnen einmal pro Woche mit exklusiven Nachrichten, Bezirksdebatten und persönlichen Tipps. Die Tagesspiegel-Newsletter für die 12 Berliner Bezirke gibt es kostenlos und in voller Länge unter leute.tagesspiegel.de