Namen & Neues

Alternative Pläne für den Mäusebunker: Er könnte ein Kulturzentrum werden

Veröffentlicht am 25.06.2020 von Boris Buchholz

Über 6.000 Menschen haben sich bereits für den Erhalt der ehemaligen Tierlaboratorien der Freien Universität und des Hygiene-Instituts der Charité nebenan ausgesprochen, sie gelten als Schlüsselwerke des Brutalismus und Ikonen der West-Berliner Nachkriegsmoderne. Auch Architekten, der Generalintendant des Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, und Oliver Elser vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt haben für die Betonkolosse Partei ergriffen. Doch wie sollten die Gebäude zukünftig genutzt werden? Die Vorschläge werden immer bunter: Während die Charité keine Nutzungsoptionen für die beiden Betonbauten sieht, wollen andere dort eine Boulderhalle, ein Kunstarchiv oder ein Serverzentrum für die FU einrichten.

Der jüngste Vorschlag: Der Berliner Galerist Johann König und der Architekt Arno Brandlhuber wollen in den Betonmassen ein neues „kulturelles zentrum“ erschaffen. Ende Mai schlugen sie der Charité, Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor, die Brutalismus-Bauten zu kaufen oder in Erbbaupacht zu übernehmen.

Expertise ist vorhanden. Meine Kulturkollegin Birgit Rieger berichtet (online auf tagesspiegel.de), dass das Kultur-Duo mit einem Pfund wuchern könne – die beiden haben schon einmal einen Beton-Brutalismus-Bau gerettet und mit neuem Leben gefüllt: die ehemalige katholische Kirche St. Agnes in der Kreuzberger Alexandrinenstraße. Aus der Kirche wurde eine Ausstellungshalle, im ehemaligen Gemeindehaus sind Unterrichtsräume, Wohnungen und Büros entstanden, die New York University betreibt dort ihre Berliner Dependance. Für den Umbau hagelte es Architekturpreise.

Kunst, Kultur und Wissenschaft sollen sich zukünftig im Mäusebunker und im Hygiene-Institut begegnen. „Wir haben mit St. Agnes bewiesen, dass wir es können“, sagt Johann König. Ateliers, Start-ups, Räume für Universitäten – die beiden Brutalismus-Retter können sich einiges vorstellen.

Die Charité hat schon teilweise eingelenkt. Zumindest das Hygiene-Institut an der Krahmerstraße soll nicht mehr abgerissen werden. Beide Gebäude seien denkmalwürdig, bestätigt das Landesdenkmalamt. Die Charité hat jetzt einen „Internationalen Ideenwettbewerb“ ausgelobt – erste Vorschläge liegen auf dem Sezier-Tisch.