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Brücken-Domino am Teltowkanal: Die Knesebeckbrücke wird erst 2024 erneuert – zuerst ist die Bäkebrücke dran

Veröffentlicht am 25.06.2020 von Boris Buchholz

Das Bild eines Domino-Effekts ist nicht ganz treffend: Es geht bei der Brückenbauparade am Teltowkanal genau darum, dass nichts umfällt. Und dennoch gilt, erst wenn die eine Brücke saniert ist, kann die nächste an die Reihe kommen. Für Zehlendorf ist die Knesebeckbrücke, die Teltow und den Bezirk direkt verbindet, eine Hauptverkehrsader – und eine Engstelle. Regelmäßig stauen sich die Autos über dem Teltowkanal, für Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, ist die Brücke sowieso gesperrt (was für viele Betriebe in der Goerzallee ein großes Problem darstellt). 2017 ging der Bezirk noch davon aus, dass die Brücke ab 2020 neu gebaut werden würde und dann auch der Lastverkehr über das neue Bauwerk rollen dürfte.

Doch 2020 wird an der Knesebeckbrücke keine einzige Schraube erneuert und kein Widerlager neu gebaut. „Sämtliche Projekte des Wasserstraßen-Neubauamts Berlin (WNA) werden regelmäßig einer Priorisierung unterzogen“, erklärt Bauoberrätin Caroline Heine auf Nachfrage des Tagesspiegels. Da die Rammrathbrücke zwischen Kleinmachnow und Teltow nicht mehr verkehrssicher gewesen sei, so die Brückenexpertin, sei diese Baumaßnahme vorgezogen worden; 2021 wird die neue Brücke stehen. Um Staus zu vermeiden, „werden nie mehrere Brücken nebeneinander gebaut“. Die Knesebeckbrücke muss also warten.

Und zwar nach aktueller Planung bis 2024 oder 2025. Denn baulich ist die K-Brücke trotz der LKW-Sperre weitaus besser in Schuss als ihre Schwester drei Brücken weiter. Die Widerlager der Bäkebrücke sind „abgängig und die Setzungen sind immer noch nicht abgeklungen“, erklärt Caroline Heine. Kurz: Die „Pfeiler“ der Brücke bewegen sich, die Widerlager stammen aus dem Jahr 1901 und „haben die theoretische Nutzungsdauer von 110 Jahren überschritten“. Was verwundert: Denn wenn Sie über die Brücke spazieren, sehen Sie im Geländer als Baujahr die Jahreszahl 1959/1960 verewigt.

Geschichtliches Stückwerk. In den letzten Tages des Zweiten Weltkriegs wurde die Bäkebrücke gesprengt und kippte in den Kanal. Etwa die Hälfte der Brücke konnte später gehoben und gerettet werden – und da die benachbarte Krahmerbrücke baugleich und ebenfalls gesprengt worden war, stückelte man den „guten“ Teil der Krahmerbrücke kurzerhand an den „guten“ Teil der Bäkebrücke an. Clever und materialschonend, doch die Widerlager blieben die von 1901. Weil der Brückenunterbau nicht mehr viel aushält, wurde die Bäkestraße über dem Teltowkanal zur Tempo-30-Zone, über die Brücke dürfen zudem nur Autos mit einer maximalen Breite von zwei Metern und höchsten 2,8 Tonnen Gewicht rollen.

Das WNA plant den Neubau der Bäkebrücke gerade, der Bauauftrag soll Ende 2021 vergeben werden, so dass der Ersatzneubau voraussichtlich 2022 bis 2023 stattfinden kann. Ist die B-Brücke fertig, rückt die K-Brücke wieder in den Fokus der Bauleute.

Genaue Planungen liegen für die beiden Brücken noch nicht vor. Doch habe der Senat das Wasserstraßen-Neubauamt informiert, dass auf der Knesebeckbrücke „ein Radweg zu Lasten des Pkw-Verkehrs geplant ist“, berichtet Caroline Heine. Bei der Bäkebrücke sei nur klar, dass sie 55 Meter lang und 13 Meter breit bleibe – ob ein Radweg möglich sei, müsse der Senat entscheiden. Auch ob die Nutzer des Uferwegs am Teltowkanal unter der neuen Bäkebrücke hindurchschreiten, -joggen und -rollen können, sei Sache des Senats. Sowohl an der Krahmerbrücke (eine Brücke rechts) als auch an der Emil-Schulz-Brücke (eine Brücke links) existieren bereits Unterführungen.

2022 könnte es an der Bäkebrücke losgehen, 2024 an der Knesebeckbrücke – aber nur, wenn beim Brücken-Domino in den nächsten Jahren nichts dazwischen kommt und keine andere Südwest-Brücke „umzufallen“ droht.

Text und Fotos: Boris Buchholz

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