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Der Verkehr vor der Giesensdorfer Grundschule ist gefährlich: Eltern starten Unterschriftenaktion für größere Tempo-30-Zone
Veröffentlicht am 03.09.2020 von Boris Buchholz
„Vor der Giesensdorfer Grundschule auf dem Ostpreußendamm herrscht eine katastrophale Verkehrssituation“, schrieb Anne Löchte an die Presse, zwei ihrer Kinder besuchen die dritte Klasse der Schule. Direkt vor der Grundschule stößt die Osdorfer Straße auf den Ostpreußendamm, Bewohner aus der Thermometer-Siedlung und dem dichbebauten Lichterfelder Stadtrand fahren in die Stadt, für autoaffine Pendler aus Großbeeren und Teltow sind die beiden Straßen die Hauptrouten zur und von der Arbeit. Zudem liegt rund um den S-Bahnhof Osdorfer Straße ein quicklebendiges Einkaufszentrum – die Straßenkreuzung vor der Schule ist ein Verkehrs-Hotspot in Lichterfelde.
„Zwar gibt es hier eine kleine Tempo-30-Zone“, berichten die Eltern, „aber der Verkehr ist massiv und die Autos fahren regelmäßig zu schnell, ständig kommt es zu gefährlichen Situationen“. Im Frühjahr 2018 ist ein Viertklässler angefahren und schwer verletzt worden – als er bei Grün über die Straße ging. Der Junge sei mehrfach operiert worden und habe längere Zeit nicht richtig laufen können, berichtet Anne Löchte. Doch geändert habe sich seitdem nichts, kritisieren die Eltern. Dabei müssen etwa 500 Kinder den Ostpreußendamm dort täglich mehrfach überqueren; neben der Schule befinden sich drei Kitas sowie das Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Petrus-Giesensdorf, ein Treffpunkt im Kiez, in unmittelbarer Nähe der Kreuzung.
Jetzt haben sie genug – die Eltern schlossen sich zur Initiative „Sicherer Schulweg Giesensdorfer“ zusammen und sammeln Unterschriften für einen Einwohnerantrag. Ihr Ziel: Sie wollen die Tempo-30-Zone ausweiten. Auf dem Ostpreußendamm soll zukünftig zwischen Waltroper Weg und Giesensdorfer Straße langsamer gefahren werden, auf der Osdorfer Straße sollen Auto-, Bus-, Lastwagen- und Motorradfahrer bereits hinter der S-Bahnbrücke an der Einmündung der Hildburghauser Straße abbremsen müssen.
Mindestens 1.000 gültige Unterschriften brauchen die Initiatoren, damit der Einwohnerantrag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht werden kann. Ist die Unterstützerzahl beisammen, muss sich das Lokalparlament mit dem Anliegen befassen; die Eltern erhalten Rederecht bei der Beratung im Rathaus Zehlendorf. Dann müssen die Fraktionen entscheiden, ob sie der Ausweitung der Tempo-30-Zone zustimmen.
Die Chancen dafür, dass sich die Bezirkspolitik hinter die Eltern stellt, stehen gut – nicht nur, weil die aktuelle gefährliche Verkehrssituation von jedem Beobachter vom Bürgersteig aus erkannt werden kann. Zum einen sind Einwohneranträge (gerade vor Wahljahren) erfahrungsgemäß ein scharfes Schwert des Souveräns (also von Ihnen). Zum anderen „kostet“ es den Bezirk nichts (ich gebe zu, ein trauriges Argument), den Wunsch nach mehr Sicherheit auf dem Schulweg zu unterstützen: Die Anordnung von Tempo-30-Zonen auf Hauptverkehrsstraßen obliegt der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – das Bezirksamt würde den Tempo-30-Wunsch nur an den Senat weiterreichen.
Sollten Sie das Anliegen der Eltern mit Ihrer Unterschrift unterstützen wollen, können Sie sich das Flugblatt samt Unterschriftenliste von der Website der Schule herunterladen: giesensdorfer-grundschule.de (oder hier direkt als pdf-Datei). Das BVV-Büro überprüft die Unterschriften genau; nur Signaturen von Bürgerinnen und Bürgern, die mindestens 16 Jahre alt sind und ihren Wohnsitz in Steglitz-Zehlendorf haben, werden gezählt.
Ein Argument haben die Eltern noch im Ärmel: Schon jetzt ist der Verkehr vor der Schule heftig. Doch bald wird es noch mehr Autos geben, die die Osdorfer Straße hinaufrollen – „der Verkehr wird in den nächsten Jahren durch das Neubaugebiet ‚Neu-Lichterfelde‘ [ich benutze den Marketing-Sprech nicht gerne, für mich ist das Lichterfelde-Süd] stark zunehmen“. Östlich des S-Bahnhofs Lichterfelde-Süd plant die Groth-Gruppe den Neubau von 2.500 Wohnungen. 6.000 Menschen sollen dort in wenigen Jahren wohnen; es wird mit etwa 3.000 weiteren Autos gerechnet.