Namen & Neues
Der Südwesten ist (teilweise) tauglich: Der Ton macht das Endlager
Veröffentlicht am 01.10.2020 von Boris Buchholz
Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, was sich unter Ihrem Wohn- und Schlafzimmer befindet (nein, nicht bei den Nachbarn unten, sondern sehr viel tiefer, etwa 300 bis 1500 Meter unter der Erdoberfläche), dann sei Ihnen ein neuer Service der Bundesgesellschaft für Endlagerung empfohlen. Auf einer interaktiven Karte (hier zu finden) können Sie jetzt prüfen, ob sich unter Ihrem Zuhause „Prätertiäres Tongestein“ befindet. Sollte dem so sein, dann lautet die Erkenntnis: Ihr Heim ist prinzipiell für ein Atommüllendlager geeignet. Glückwunsch!
In bundesweit 90 Regionen könnte aus rein geologischer Sicht eine Mülldeponie, in dem radioaktiver Abfall für eine Million Jahre aufbewahrt werden soll, entstehen – so hatte es die Bundesgesellschaft für Endlagerung am Montag in einem Zwischenbericht zur Standortsuche mitgeteilt. Für den Berliner Südwesten heißt das: Sowohl das brachliegende (und vermutlich durch Altlasten sowieso verseuchte) Gebiet der Textilfabrik „Zehlendorfer Spinne“ weist eine günstige Tonschicht auf als auch die Lichterfelder Weidelandschaft, an deren Rand im kommenden Jahr 2.500 Wohnungen gebaut werden sollen. Interessanterweise ist unter dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie in Wannsee – dort befindet sich neben dem stillgelegten Forschungsreaktor BER II auch die Landessammelstelle für radioaktiven Abfall (ZRA) – weder Ton, noch Steinsalz, noch kristallines Wirtsgestein zu finden. Dort wird das nukleare Endlager also nicht verbuddelt werden (das wird die Stadt Ahaus nicht freuen: Schon vor zwei Jahren wehrte sie sich gegen Atommüll aus Steglitz-Zehlendorf).
Fakt ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass in Steglitz-Zehlendorf ein Endlager entstehen wird, ist gering. Die 90 Teilgebiete werden in den nächsten Jahren nach und nach untersucht; und dann spielen neben der Bodenbeschaffenheit eine Vielzahl anderer Faktoren eine Rolle (wie zum Beispiel, ob eine Großstadt über einem Endlager zwischengelagert ist; allerdings – ob Berlin in einer Million Jahren noch da ist, ich weiß es nicht). Aber: Wir sind nicht Bayern! Jetzt schon kategorisch zu sagen, „wir brauchen ein Endlager, aber bitte nicht bei uns“, wäre kein guter Südwest-Stil. Mehr über die Endlagersuche erfahren Sie online auf tagesspiegel.de. – Text: Boris Buchholz
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