Namen & Neues
Schlachtensee & Krumme Lanke: Keine Pedelecs mehr, Parkverbotszonen und weniger wilde Badestelle
Veröffentlicht am 15.10.2020 von Boris Buchholz
Seit Mitte 2018 haben die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Schlachtensee / Krumme Lanke der Bezirksverordnetenversammlung getagt. Ihr Thema: Wie kann das Miteinander an den beiden Grunewaldsee verbessert, die Natur geschützt und nachhaltige Angebote geschaffen werden. Damit betraten die fünf Kernmitglieder politisches Neuland. Gemeinsam und parteiübergreifend erarbeiteten Marela Bone-Winkel (CDU), Rolf Breidenbach (FDP), Michael Gaedicke (Bündnis 90 / Die Grünen), Hans-Walter Krause (Linke) und Rainer Ziffels (SPD) in den letzten beiden Jahren einen 25-seitigen Maßnahmenkatalog. Dabei stützten sie sich auf Bürger-Dialoge, Expertenanhörungen und die Expertise des Bezirksamts – Umweltstadträtin Maren Schellenberg (Grüne) war Teil der Arbeitsgruppe.
Keine Pedelecs mehr erlaubt. Radfahrer und Fußgänger teilen sich die Uferwege – doch zukünftig soll klar kommuniziert werden: Fußgänger haben grundsätzlich Vorfahrt. Pedelecs (E-Bikes) sollen auf den Uferwegen nicht erlaubt sein. Die Uferwege auf der Ostseite (also zur S1 hin; diese Seite gehört dem Bezirk) sollen zwar hergerichtet und die Uferböschungen gesichert werden, doch dürfe es, so die Autoren des Abschlussberichts, keine Asphaltierungen geben. Sie schlagen vor, den Uferweg zwischen Fischerhüttenstraße und S-Bahnhof sowie die Zuwege barrierefrei zu gestalten – auch eine Beleuchtung der Wege von der Straße zu den Seen ist vorgesehen. Um den potenziellen Erholungsgenuss für Menschen mit Behinderungen komplett zu machen, soll mindestens eine barrierefreie Badestelle eingerichtet werden – entweder an der Krummen Lanke oder am Schlachtensee.
Eine Seeseite für die Erholung, eine Seite für die Natur. Während die Bezirksseite vorrangig der Erholung dient, hat auf der West- und Waldseite (sie gehört den Berliner Forsten) prinzipiell die Natur Priorität. Hier empfiehlt der Bericht, den Uferweg als Waldweg zu erhalten und ihn weder auszubauen noch zu befestigen. Die Forstverwaltung wird angeregt, wilde Badestellen zu renaturieren und Spaziergänger „durch geschickte Besucherlenkung“ von den sensiblen Naturräumen fern- und auf dem Weg zu halten. Dafür könnte zum Beispiel Totholz zu Barrieren aufgeschichtet oder Hecken angelegt werden.
Parkverbote und Radbügel: Einigen Raum nimmt im Bericht der Verkehr ein. Der Parkplatz an der Fischerhüttenstraße müsse umgestaltet werden, so dass ihn Fußgänger und Radfahrer gefahrlos queren können. Generell soll motorisierter Individualverkehr (MIV) möglichst vermieden werden. „Parkmöglichkeiten für den MIV sollen nicht erweitert werden“, empfiehlt die AG. Im Gegenteil: Im Quermatenweg, dem Elvirasteig und auch teilweise Am Schlachtensee sollen die Parkverbotszonen saisonal ausgeweitet werden – Anwohner wären davon ausgenommen. Ob eine Parkraumbewirtschaftung entlang der Seen Sinn macht, müsse geprüft werden. Für Fahrradfahrer sollen an den straßenseitigen Zugängen Fahrradabstellplätze „in hinlänglicher Zahl“ eingerichtet werden – die Hoffnung ist wohl auch, dass dann mehr Radler ihren Drahtesel abstellen und die Seen zu Fuss umrunden.
Angeln, Stand-up-Paddling (SUP) und Klos. Angeln soll nur noch auf dem Wasser und in dafür reservierten Bereichen möglich sein. Das SUP-Angebot soll nicht ausgeweitet werden; um Stress zwischen Badenden und Paddlern zu vermeiden, setzen die fünf Bezirksverordneten auf mehr Kommunikation und Aufklärung. Ein Mehr wünschen sie sich auch bei den Toiletten rund um die Seen; sie sollten leicht zu finden sein und bereits an den Zuwegen und den Anbindungen an den Bus- und Bahnverkehr platziert werden.
Apropos Kommunikation: Der aktuelle Schilderwust an den Seen sei unbrauchbar, so der Bericht. Ein leicht verständliches Orientierungs- und Informationssystem müsse entwickelt werden – dann weiß man, was wo erlaubt ist und wie man am schnellsten zur Toilette und ins Wasser kommt.
Das umfangreiche „Zukunftskonzept 2018-2020“ können Sie auf der Bezirks-Website herunterladen. Es lohnt sich. Die Autorinnen und Autoren haben viel Zeit, Energien und guten politischen Willen investiert. Ob die fraktionsübergreifende AG als Modell für die Lösung politischer Konflikte taugt, wird die Zukunft zeigen. Theoretisch müssten die Vorschläge leicht von den Fraktionen in der BVV in „Gesetzesform“ gegossen werden können. Ob aber dann die Fünf-Parteien-Koalition in allen Fragen hält, muss sich beweisen.