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Ostpreußendamm: 1.775 Unterschriften für einen sicheren Schulweg an BVV übergeben
Veröffentlicht am 12.11.2020 von Boris Buchholz
Ostpreußendamm: 1.775 Unterschriften für einen sicheren Schulweg an BVV übergeben. Am Dienstag, 10. November, durfte der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) René Rögner-Francke (CDU) ein dickes Paket entgegen nehmen: Die Initiative „Sicherer Schulweg Giesensdorfer“ hat 1.775 Unterschriften gesammelt, mehr als genug, um einen Einwohnerantrag in das Bezirksparlament einzubringen. Der dringende Wunsch der Bürgerinnen und Bürger: Die kleine Tempo-30-Zone vor der Giesensdorfer Grundschule soll deutlich vergrößert werden. „Wir brauchen dringend eine Tempodrosselung und damit mehr Achtsamkeit der Autofahrer“, erklärte Anne Löchte, Sprecherin der Initiative, in einem virtuellen Pressegespräch.
Das Problem: Auf einem kurzen Stück Ostpreußendamm an der Schule gilt schon jetzt Tempo 30. Aber an der Kreuzung von Osdorfer Straße und Ostpreußendamm direkt vor der Schule gilt das Langsamfahr-Gebot schon nicht mehr: Autos, LKWs, Busse, Motorrad- und Fahrradfahrer fahren schnell um die Ecke, gerade zu den Hauptverkehrszeiten versuchen viele Verkehrsteilnehmer, noch schnell durch die Grünphase zu kommen. Im Frühjahr 2018 wurde auf der Straße ein Viertklässler angefahren und schwer verletzt – obwohl er bei Grün über den Ostpreußendamm ging. Die Initiative will die Tempo-30-Zone ausweiten und vom Waltroper Weg bis hinter die Kreuzung mit der Giesensdorfer Straße spannen (ich berichtete auf tagesspiegel.de).
„Ich erlebe es oft selbst, wie schnell die Autos losfahren, weil sie zügig abbiegen wollen und ihnen nicht bewusst ist, dass gleichzeitig auch die Fußgänger Grün haben“, erklärt Ursel Hentschel, die Leiterin der Kita Lindenhof. Die Kita liegt direkt an der Kreuzung. Auch Pfarrer Björn Sellin-Reschke von der Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf ist von der Gefahr für Kinder und Passanten überzeugt: „Da das Fenster meines Büros genau auf die Kreuzung Ostpreußendamm / Osdorfer Straße hinausgeht, kann ich beobachten, wie rasant zum Teil besonders die Linksabbieger die große, unübersichtliche Kreuzung nehmen.“ Oft höre er es Hupen, auch einige Unfälle habe er schon miterlebt.
„Seit 2014 hat die Schulgemeinschaft der Giesensdorfer Grundschule auf die Gefahrensituation an der Kreuzung aufmerksam gemacht“, erklärte die Schulleiterin Konstanze Kiesner. Das ausgerechnet im Kreuzungsbereich die Tempo-30-Regelung aufgehoben ist, sei „unbegreiflich“. Vor sechs Jahren habe es zwar Gespräche mit CDU-Politikern und der Verkehrswacht gegeben, auch ein Antrag wurde in der BVV angenommen. Doch 2016 hieß es in einer Vorlage zur Kenntnisnahme des Bezirksamts seitens der Verkehrslenkung Berlin: „Die an der LSA Ostpreußendamm / Osdorfer Straße vorhandene Ausgestaltung des Verkehrsknotens und die verkehrsabhängige Steuerung entsprechen dem Verkehrsaufkommen und den Anforderungen aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer.“ Ein Handlungsbedarf werde „aktuell“ nicht gesehen. „Es ist nichts passiert“, fasst Schulleiterin Konstanze Kiesner zusammen.
Doch dann wurde der Viertklässler bei Grün angefahren. „Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem meine mittlere Tochter – damals Schülerin der 4. Klasse – leichenblass nach Hause kam“, sagt Anne Löchte. „Unter Tränen berichtete sie mir, dass sie Zeugin eines schlimmen Unfalls geworden war.“ Sie hatte nur wenige Meter entfernt gestanden, als ihr Mitschüler die Fußgängerampel überqueren wollte. „Dass diese Kreuzung gefährlich ist, ist seit Jahren bekannt“, erklärt die Sprecherin der Initiative. „Wir finden: Jetzt reicht es!“
Sind alle 1.775 Stimmen gültig? Das prüfte jetzt das Büro der Bezirksverordnetenversammlung zusammen mit dem Wahlamt. 1.000 gültige Stimmen sind nötig, um einen Einwohnerantrag auf das parlamentarische Parkett zu bringen – die Initiatoren sind zuversichtlich. Mit etwas Glück könnte der Antrag „Sicherer Schulweg Giesensdorfer – Einrichtung Tempo 30“ schon im Dezember erstmalig in der BVV beraten werden.
Für den Zusammenschluss aus Eltern, Schule, Kitas und Gemeinde kann die Ausweitung der Tempo-30-Zone jedoch nur ein erster Schritt für mehr Sicherheit für jüngere und ältere Fußgänger sein. Zusätzlich zur Temporeduzierung müsse „unbedingt eine Änderung der Verkehrsführung und der Ampelschaltung an der Kreuzung Ostpreußendamm/Osdorfer Straße vorgenommen werden“, fordert Christoph Herbort-von Loeper vom Förderverein der Giesensdorfer Grundschule. In Zukunft werde das Verkehrsaufkommen an der Kreuzung noch zunehmen, argumentiert er: Durch das geplante Neubauprojekt in Lichterfelde-Süd würden schließlich etwa 6.000 Menschen hinzuziehen – viele von ihnen würden mit dem Auto in die Innenstadt fahren. „Der Förderverein bevorzugt deshalb die Einrichtung einer so genannten Grünphasenampel, bei der alle Fußgängerübergänge gleichzeitig Grün haben, während für alle Autos auf Rot geschaltet ist“, so Christoph Herbort-von Loeper. Man könne eine solche Schaltung seit Jahren an der Ecke Friedrichstraße / Kochstraße in Aktion bewundern. Sie funktioniert. – Text: Boris Buchholz
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