Namen & Neues

Waffenstillstand beim Mäusebunker: Abbruch und Denkmalschutzprüfung ruhen – bis Herbst 2021

Veröffentlicht am 03.12.2020 von Boris Buchholz

Das Landesdenkmalamt hat die Unterschutzstellung des Mäusebunkers, der ehemaligen Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin (FEM) – eine freundliche Umschreibung für „Tierversuchslabor“, am Teltowkanal vorerst ausgesetzt. Im Gegenzug verzichtet die Charité auf einen Abriss des einzigartigen Beton-Raumschiffs – „man hat sich dazu einvernehmlich verständigt“, teilte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) auf eine Anfrage der Abgeordneten Katalin Gennburg (Linke) mit.

Der Deal: 2021 wird die Charité einen Wettbewerb zur Campusentwicklung starten. Sowohl das ehemalige Institut für Mikrobiologie am Hindenburgdamm 21 als auch die Ex-Tierlaboratorien in der Krahmerstraße sollen in diesem Gesamtentwicklungsplan einbezogen werden. „Im Rahmen dieses Verfahrens soll geprüft werden, ob eine weitere Nutzung des Gebäudes der ehemaligen FEM im Rahmen der Campusentwicklung strukturell, inhaltlich und wirtschaftlich sinnvoll und möglich ist“, schreibt der Staatssekretär. Im Herbst 2021 sollen „erste belastbare Ergebnisse“ vorgelegt werden. Bis dahin bleibt alles, wie es ist.

Der Mäusebunker gehört dem Land Berlin; die Charité ist die alleinige Nutzerin. Allerdings steht der Betonbau leer. Die letzten Tiere und Labore sind schon vor Monaten in ein neues Forschungszentrum nach Buch umgezogen. Das Gebäude ist 1980 gebaut worden. Entworfen von den Architekten Gerd und Magdalena Hänska, wurde es zum Meilenstein des Beton-Brutalismus. Entsprechend hoch schlugen die Wellen, als der Abriss des „Schlachtschiffs“ im Raume stand. „Ein Meisterwerk muss eben nicht gefällig sein“, schrieb mein Kollege Jonas Bickelmann im Oktober (hier zum Nachlesen).

Koloss zum Kulturzentrum. Da die Charité für den auch nach vierzig Jahren futuristischen und auch innen einzigartig geschnittenen (und daher schwer bespielbaren) Koloss keine Verwendung mehr hat, haben sich Beton-Liebhaber Nutzungsgedanken gemacht. Die Idee des Galeristen Johann König und des Architekten Arno Brandlhuber, aus dem Mäusebunker ein offenes und lebendiges Kultuzentrum zu machen, scheint am weitesten gediehen zu sein.

Jetzt wurde die Pause-Taste gedrückt. In einem Jahr wird die Zukunft des Mäusebunkers wieder auf der Tagesordnung stehen. Während sich die Charité und der Senat die Zeit nehmen, zwei öffentliche Interessen – Denkmalschutz versus Forschungscampus der Charité – noch einige Zeit abzuwägen und sich von kreativen Köpfen beraten zu lassen, ist für die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf alles klar: Abriss! In ihrer Oktober-Sitzung stimmten CDU und AfD für den Abbruch des monströsen, aber eindrucksvollen und geschichtsträchtigen Gebäudes. Schwarz-Braun konnte sich durchsetzen – weil sich Rot-Grün-Gelb enthielten. Nur die Linken stimmten gegen die Abrissbirne (meinen BVV-Bericht finden Sie hier). Text: Boris Buchholz
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