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U-Bahnhof Mexikoplatz: "Im Frühjahr 2028 wäre alles fertig"

Veröffentlicht am 01.04.2021 von Boris Buchholz


Ungestört. Auch mit einem U-Bahnhof unter dem Rasen soll der Mexikoplatz nicht anders aussehen. (Foto: Boris Buchholz)

 

U-Bahnhof Mexikoplatz: „Im Frühjahr 2028 wäre alles fertig“. Es hatte noch nie so gute Chancen, realisiert zu werden: Das Vorhaben, die U-Bahnlinie U3 vom U-Bahnhof Krumme Lanke bis nach Mexikoplatz zu verlängern, stößt im politischen Berlin auf große Zustimmung. Etwa vierzig Millionen Euro soll der Lückenschluss kosten, um die 700 Meter müssen zwischen U- und S-Bahn überbrückt werden. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) hat öffentlich eine Vorlage versprochen, die sie im Frühjahr im Senat präsentieren will; die SPD ist für die Verlängerung, die CDU sowieso. Gerade letzte Woche forderte sie bei einer Open-Air-Veranstaltung auf dem Mexikoplatz „U3 jetzt!“. Doch wie würde der Mexikoplatz, er ist einer der schönsten Stadtplätze im Bezirk, das private Bahnhofsgebäude vor der S-Bahnstrecke steht unter Denkmalschutz, später mit U-Bahnhof aussehen? Ein Gespräch mitten auf dem Platz mit Oliver Friedrici, dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus.

Herr Friederici, wird der Mexikplatz durch den U-Bahnbau verschandelt? Nein, man kann das historische Ensemble komplett erhalten. Die entscheidende Frage lautet, wo man die Ein- und Ausgänge des U-Bahnhofs hinbaut. Während es im U-Bahnhof Krumme Lanke einen Mittelbahnsteig gibt, müssen die Bahnsteige hier außen gebaut werden.

Warum kann der Bahnsteig nicht mittig angelegt werden, also zwischen den Gleisen? Sie brauchen bei einem Mittelbahnsteig auch eine Mittelinsel auf Straßenniveau, damit die Fahrgäste auf den Bahnsteig gelangen können. Eine Mittelinsel ist aber vor dem S-Bahnhof, wenn Sie von Krumme Lanke her schauen, nicht darstellbar.

Von wie vielen Ein- und Ausstiegen gehen Sie bei zwei Außenbahnsteigen aus? Es müssen vier sein, für jede Fahrtrichtung zwei. Die Ausgänge müssen dafür nicht so breit gebaut werden, etwa vier Meter. Und sie könnten außerhalb des eigentlichen Platzes eingerichtet werden. Dadurch wäre der Eingriff in die Stadtgestaltung nicht so erheblich. Ein Zugang könnte im Bereich hinter der Augusta Apotheke gebaut werden, der gegenüber ungefähr an der Ecke hinter dem Café Krone. Für den dritten Ausgang müsste der kleine Parkplatz zwischen Lindenthaler Allee und der Straße Am Schlachtensee wegfallen, die Radspur müsste verlegt werden. Und der vierte Ausgang würde idealerweise im Bahnhofsgebäude gebaut werden.

Das Bahnhofsgebäude hat die Bahn vor Jahren verkauft … Das muss natürlich dann ausverhandelt werden. Sollte der Zugang zur U-Bahn im Gebäude nicht möglich sein, könnte man ihn auch hinter der Brücke am Urselweg bauen. Dort ist eine große Wiesenfläche frei.

 


Bis 2028 könnte die Verlängerung der U3 fertig sein, meint der CDU-Abgeordnete Oliver Friederici. (Foto: CDU)

 

Wie lang würde der Bahnhof sein? 120 Meter, das würde komplett machbar sein, ohne das Platzensemble zu stören.

Und wie kann ich mir die Baustelle in der Argentinischen Allee vorstellen? Der Bau der Trasse müsste in offener Bauweise geschehen, ein Schildvortrieb wäre hier völlig sinnlos. Es sind zwischen den beiden Bahnhöfen 750 Meter, davon sind 130 schon gebaut. Da die Argentinische Allee relativ breit ist, könnte man das problemlos machen. Man würde aufmachen und dann wieder zumachen – der Grünstreifen in der Straßenmitte würde dann wieder hergestellt werden. Während der Bauzeit müsste in jeder Richtung mindestens eine Fahrspur offen bleiben.

Wann könnte denn hier realistisch eine U-Bahn fahren? Ich rechne ab dem Wahltag, Sie müssen ja eine Koalition haben, die das zu 100 Prozent will. Wir brauchen einen Senatsbeschluss, so dass dieses Projekt auf Basis der Machbarkeits- und Nutzen-Kosten-Analyse grob geplant werden kann. Berlin muss das Projekt dann dem Bundesverkehrsministerium andienen, damit der Bund möglichst mindestens 80 Prozent der Baukosten übernimmt, das ist entscheidend. Ein Bebauungsplanverfahren würde zwei bis drei Jahre dauern, dann könnte man die Ingenieurtechnik ausschreiben – mit dem aktiven Bau könnte man vielleicht Anfang 2025 beginnen. Wir brauchen eine Bauzeit von zwei Jahren, davon maximal anderthalb Jahre mit offener Baugrube. Dann kommen noch die Zugänge und der Probebetrieb – im Frühjahr 2028 wäre alles fertig.

Die Erfahrungen mit der U5 sind ja nicht so gut … Aber da wurde komplett anders gebaut. Wir brauchen hier keinen Schildvortrieb. Anderthalb Meter unter der Straßenoberfläche haben Sie in Berlin-Mitte den Grundwasserspiegel, der wird hier kein Problem sein, der liegt viel tiefer. Die U5 war für einen gleichen Streckenabschnitt drei mal teurer als die U3.

U-Bahnbau ist ein heißes Eisen, was ist in Berlin das wichtigste U-Bahn-Vorhaben? Als Steglitz-Zehlendorfer sage ich Ihnen natürlich: Dieses hier!

Und als Politiker, der für die ganze Stadt Verkehrspolitik macht? Das ist wahrscheinlich gleichrangig die U8 ins Märkische Viertel und die U7 zum BER. Dazu käme nun die U3. Aber: Die U3 wäre relativ leicht umzusetzen, wir kriegen in ganz Berlin nirgendwo so billig U-Bahn wie hier. Vom verkehrspolitischen Standpunkt aus haben Sie eigentlich an gar keiner Stelle in Berlin so eine Notwendigkeit, ein Netz zu komplettieren, wie zwischen Krumme Lanke und Mexikoplatz.

Text: Boris Buchholz
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