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Volksbank plant Neubau am Kreisel: sieben Stockwerke, „Laubengang“ und Café

Veröffentlicht am 24.06.2021 von Boris Buchholz


Ein Schuhkarton: So sieht die Filiale der Berliner Volksbank an der Schloßstraße bisher aus.

 

Volksbank plant Neubau am Kreisel: sieben Stockwerke, „Laubengang“ und Café. Die Volksbank will gegenüber vom Steglitzer Kreisel ihre Filiale abreißen und ein neues Haus bauen – die alte Filiale entspreche nicht mehr modernen Sicherheits- und Arbeitsstandards, heißt es. An der Ecke von Wrangel- und Schloßstraße soll das bisherige zweistöckige Filialgebäude aus den 1960er Jahren abgerissen und ein sehr viel größerer Neubau errichtet werden. Mit 5.580 Quadratmetern Nutzfläche plant die Bank im neuen Gebäude. Bis zu sieben Geschossen soll der Neubau in die Höhe wachsen. Allerdings gibt es ein Problem: Der geltende Bebauungsplan aus dem Jahr 1976 lässt eine solche Bebauung nicht zu, planungsrechtlich ist das Areal Teil eines allgemeinen Wohngebiets.

Um den Neubau zu ermöglichen, hat das bezirkliche Stadtplanungsamt jetzt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan entworfen, der die fast fünfzig Jahre alte Regelung für das Grundstück Wrangelstraße 14 außer Kraft setzen und das Bauvorhaben der Bank möglich machen soll. Bis zum 21. Juli liegt der Bebauungsplan 6-46VE im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung aus, Ihre Fragen, Meinungen und Anregungen sind erwünscht.

Hier das Projekt im Überblick: Seitdem die Architekten Annette Axthelm und Henner Rolvien das Vorhaben im September 2018 im Stadtplanungsausschuss der Bezirksverordnetenversammliung vorgestellt haben, hat es sich weiterentwickelt: Es ist etwas größer geworden. War zunächst ein offenes U-förmiges Gebäude mit zwei unterschiedlich langen Schenkeln des Us geplant, ist jetzt der Innenraum des Us Teil des Erdgeschosses geworden. Das neue Bankhaus ist von der Schloßstraße gesehen weiter als bisher „nach hinten“ gerückt; da, wo sich heute der Parkplatz für die Bankkunden befindet, beginnt künftig ein Gebäude mit sieben Geschossen.

Die etwa 30 Open-Air-Parkplätze von heute fallen weg. Stattdessen soll unter dem Geldhaus eine Tiefgarage entstehen: Parkplätze für 50 Autos und 74 Fahrräder sind dort vorgesehen.

25,8 Meter soll die neue Volksbank-Filiale in die Höhe ragen – zum Vergleich: Der Steglitzer Kreisel ist 120 Meter hoch, der Turm der Matthäuskirche kommt auf eine Höhe von etwa 64 Metern. Richtung Matthäuskirche wird das Gebäude flacher. In einem mittleren Bauteil sind vier Stockwerke vorgesehen, im dritten Hausteil nur noch zwei. Wie eine Arkade oder Galerie zieht sich der Zweigeschosser Richtung Schloßstraße, die letzten Meter steht der erste Stock sogar auf Stelzen – „der Baukörper soll in seiner offenen Gestaltung an einen Laubengang erinnern“, schreiben die Architekten in ihrem Konzept.

Die Volksbank will ihr neues Haus nicht alleine nutzen, sie will auch vermieten. Vorgesehen sind laut dem Entwurf des Bebauungsplans eine Filiale der Bank, Büros, „Räume für die Berufsausübung freiberuflich Tätiger“, eine private Kindertagespflege, Lagerräume – und ein Café. Im Konzeptplan der Architekten ist das neue Café im „Laubengang“-Teil angesiedelt, mit direktem Zugang zum neuen „Vorplatz mit Aufenthaltsqualität, der durch Größe, Maßstab und Gestaltung mit dem Eingangsbereich des Wrangelschlösschens korrespondiert“.

Der behutsame Umgang mit der denkmalgeschützten Nachbarschaft war den Planern vom Amt auferlegt worden. So soll von der Schloßstraße aus stets der Turm der Matthäuskirche zu sehen sein, weder das Gutshaus Steglitz noch das Schlosspark-Theater dürften in ihrer Wirkung und Sichtbarkeit beeinträchtigt werden. Bei der Fassadengestaltung wollen die Architekten jedoch auch auf den „neuen“ Steglitzer Kreisel eingehen: Durch eine „bewusst moderne Gestaltung und Materialität“ wolle man mit dem Hochhaus gegenüber „in Dialog“ treten.

Neue Wohnungen zu bauen, sei am Volksbank-Standort keine Option – der Verkehr an Schloßstraße und Kreuzung zur Stadtautobahn sei zu laut, erklärt das Stadtentwicklungsamt. Es verweist darauf, dass nach dem aktuellen Recht nur eine Fläche von maximal 1.300 Quadratmetern bebaut werden dürfte: „Schallrobuste städtebauliche Strukturen für eine Wohnbebauung mit ruhigen Freibereichen“ seien auf dieser Fläche „nur schwer“ zu realisieren.

Mit dem jetzt vorgestellten Bebauungsplan soll neues Planungsrecht geschaffen werden, um den konkreten Bau geht es noch nicht. Erst wenn die Öffentlichkeit angehört worden ist, die Anmerkungen abgewogen wurden, die Bezirksverordnetenversammlung dem Plan zugestimmt und ihn dann das Bezirksamt festgesetzt hat, kann die Volksbank einen Bauantrag stellen (in welchen Schritten ein Beuungsplan entsteht, erfahren Sie hier). Erst im Bauantrag wird auch deutlich werden, wie das Gebäude letztlich aussehen soll. Ab wann Sie also in eine andere Filiale pilgern müssen, wann der bestehende Bau abgerissen und wann das neue Gebäude stehen wird, ist noch nicht absehbar. Aber: Jetzt werden die Weichen gestellt; es sind Entscheidungen, an denen Sie mitwirken können.

Sie finden den Bebauungsplan und alle begleitenden Dokumente online auf der Website berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf – im digitalen Formular können Sie dem Amt auch gleich Ihre Kritik oder Position verkünden. Wenn Sie die Pläne lieber als Papier studieren wollen, auch das ist möglich: Bis zum 21. Juli können Sie Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, Freitag von 8 bis 15 Uhr ins Rathaus Zehlendorf (Kirchstraße 1/3) kommen, im Raum E 218 liegen die Pläne aus. Ein Termin kann unter der Telefonnummer (030) 90 299-77 26 vereinbart werden.

Meine Lese-Tipp: Es lohnt vor allem, den Konzeptplan anzuschauen; hier wird bebildert, was in der 42-seitigen Begründung mit Worten beschrieben steht. Beim Blick in die Begründung wird man mit Entdeckungen belohnt. Zum Beispiel steht unter dem Kapitel „Altlasten“, dass sich auf dem Grundstück bevor die Bankfiliale gebaut wurde, eine Tankstelle sowie eine Kfz-Werkstatt befunden haben (der Boden könnte verunreinigt sein und müsste gegebenenfalls ausgetauscht werden). Wenn Sie noch wissen, wie die Wrangelstraße vor über 60 Jahren aussah, oder Sie gar ein Foto von der Tankstelle haben, melden Sie sich gerne bei mir: boris.buchholz@tagesspiegel.de.

Text: Boris Buchholz
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