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Stinkender Bäketeich und weiße Bäke: Unbekannte kippten Dispersionsfarbe in das Steglitzer Flüsslein

Veröffentlicht am 12.08.2021 von Boris Buchholz

Unbekannte kippten Farbe in das Steglitzer Flüsslein. Es ist ein schwerwiegendes Umweltdelikt: „Das Umwelt- und Naturschutzamt wurde am 2. August darüber informiert, dass die Bäke in Höhe der Haydnstraße mit ‚weißem Wasser‘ verschmutzt wurde“, teilte Umweltstadträtin Maren Schellenberg (Grüne) dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit. Analysen des Landeskriminalamts (LKA) hätten ergeben, dass es sich um Dispersionsfarbe handele. Dispersionsfarbe wird zum Anstreichen von Wänden genutzt und ist in jedem Baumarkt erhältlich. „Wer diese Farbe in die Bäke eingeleitet hat, ist unbekannt“, so die Stadträtin, das LKA ermittele. Auch die Berliner Wasserbetriebe hätten Proben genommen; Mitarbeiter hätten am Dienstag optisch keine Verunreinigungen mehr feststellen können.

„Das Wasser im Flüsschen war in den letzten Tagen strahlend weiß“, hatte vergangene Woche Leserin Karin Ruppelt an den Tagesspiegel geschrieben. Und das war nur das eine Ärgernis, dass sie rund um die Bäke beobachtet hatte. Das andere betrifft den Bäketeich in der Grünanlage vor dem Teltowkanal: „Der Teich stinkt schlimmer als zu den schlimmsten Zeiten vor den Arbeiten zur Entfernung der Tonnen von giftigem Schlamm auf seinem Grund.“

Seit Sommer 2020 wird der Bäketeich im Auftrag der Senatsumweltverwaltung entschlammt. Circa 3.000 Tonnen Sand, Schlamm, Holz- und Blattreste wurden entfernt, die Ablagerungen waren  durch Zink und Kohlenwasserstoffe verunreinigt. Jetzt sind die Baggerarbeiten abgeschlosssen, die Wassertiefe beträgt wieder bis zu 3,5 Meter. Der Grund für die drohende Verlandung des kleinen Sees seien die Stoffe, „die hauptsächlich von der Bäke in den Teich eingetragen wurden und sich im Teich absetzten“, erläutert Jan Thomsen, der Sprecher der Senatsumweltverwaltung.

Eigentlich ist er ein Vorklärbecken. Der Bäketeich ist künstlich angelegt und dient dazu, den Teltowkanal als Vorklärbecken vor „stofflichen Belastungen“ aus der Bäke zu schützen. Dass diese „Belastungen“ nicht unwesentlich sind, zeigen die Tonnen an ausgebaggerten Schlamm – in die Bäke wird auch Regenwasser aus der Kanalisation eingeleitet. „Der Bäketeich hat keine eigene ökologische Bedeutung“, sagt der Senatssprecher. „Im Bäketeich steht nach der Entschlammung jetzt wieder das erforderliche Stauvolumen zur Verfügung, wodurch die Belastung des Teltowkanals mit sedimentierbaren Stoffe weitestgehend verhindert wird.“

Doch die Arbeiten am Bäketeich gehen weiter. Denn jetzt werden auch der Sedimentfang (er hindert Ablagerungen, weiter Richtung Kanal zu strömen) und das „Auslaufbauwerk“ saniert. Der Sedimentfang sei nicht mehr standsicher, das Auslaufbauwerk weise normale Verschleißerscheinungen an Mauerwerk und Stahlbauteilen auf, so der Senat. Außerdem soll eine neue Zufahrt für „Fahrzeuge der Gewässerunterhaltung“ bis zum Auslauf gebaut werden. Bis Dezember 2022 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Die weitere Planung: Der Bäketeich soll eine stationäre Belüftungsanlage erhalten. Denn, solange ihn die Bäke mit Ballast versorgt, leidet er unter chronischem Sauerstoffmangel. Wann die Anlage eingebaut werden kann, ist noch unklar. Insgesamt investiert das Land Berlin 3,6 Millionen Euro in die Sanierung des Vorklärbeckens.

Aktuell sprudelt es an drei Stellen im Teich. Nach der Beobachtung von Anwohnerin Karin Ruppelt plätschern die Sauerstoffspender zur Zeit aber nur müde vor sich hin, eigentlich „sollten Fontänen daraus hervorsprudeln“. Jan Thomsen teilt mit, dass die Funktionsfähigkeit der Geräte überprüft werde: „Sollten die Geräte nicht mehr voll funktionsfähig sein, werden sie repariert oder ausgetauscht.“

Um zukünftig die Belastungen für den Bäketeich gering zu halten, muss sich der Umgang mit Regenwasser ändern. Jan Thomsen weist auf die Regenwasserstrategie des Senats für die gesamte Stadt hin: Künftig sollen Gründächer, begrünte Fassaden, Mulden und Teiche mehr Regenwasser als bisher binden. Jede unversiegelte Fläche mehr, sorgt dafür, dass weniger Wasser in die Kanalisation und in die Bäke gelangt. Die Abwasserinfrastruktur müsse an den Klimawandel angepasst werden, Konzepte und Handlungsanregungen dazu entwickelt die Berliner Regenwasseragentur. Für den Bäketeich hat der Sprecher noch einen konkreten Hinweis: „Eine intensive Wasservögel-Fütterung in der Parkanlage ist daher zu vermeiden.“

Und warum stinkt der Bäketeich nun so? Die „sauerstoffzehrenden“ Stoffe im Zulauf der Bäke seien schuld, so die Senatsumweltverwaltung. Durch sie könne es im Bäketeich zur Bildung von Faulgasen und damit zur Geruchsentwicklung kommen. Jan Thomsen: „Dem kann aktuell nur durch Sauerstoffeintrag abgeholfen werden.“ Im Bäketeich muss es also weiter kräftig sprudeln.