Namen & Neues
Lange Straße, lange Bauzeit: Bis 2024 werden unter dem Hindenburgdamm Wasserleitungen erneuert
Veröffentlicht am 24.03.2022 von Boris Buchholz
Er ist gut 2,3 Kilometer lang – und unter seinem Asphalt befindet sich die etwa 100 Jahre alte und ebenfalls kilometerlange Abwasserdruckrohrleitung DN 1000 sowie weitere Kanal- und Trinkwasseranlagen. Es ist an der Zeit, die alten Rohre müssen raus, neue sollen unter die Erde. Schritt um Schritt, Abschnitt für Abschnitt erfolgt der Aus- und Einbau. Seit bald zwei Jahren reihen sich die Baustellen am Hindenburgdamm aneinander, werden Fahrspuren verengt und Wege gesperrt. Hier der aktuelle Stand der Baumaßnahmen – die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben über die Jahre übrigens eine Abkürzung für den Hindenburgdamm erfunden: Hibuda heißt die Straße wasserintern.
Händelplatz / Gardeschützenweg – fertig. Seit Mai 2020 erneuern die Wasserbetriebe hier Trinkwasserrohre, Abwasserdruckleitungen und Abwasserkanäle. Laut der Baustellen-Übersicht der Verkehrsinformationszentrale ist die Baustelle noch bis 29. März angemeldet – aber hier die gute Nachricht: „Im Hindenburgdamm sind wir gestern fertig geworden“, sagte BWB-Sprecher Stephan Natz am gestrigen Mittwoch auf Nachfrage des Tagesspiegels. Der Satz hat allerdings einen zweiten Teil: „… und rücken dann in den Gardeschützenweg zwischen Lipaer Straße und Moltkestraße, wo wir bis September auswechseln.“ Unter dem Hindenburgdamm wurden in diesem Abschnitt 520 Meter der ein Meter dicken Abwasserdruckleitung, 750 Meter Trinkwasserleitungen, etwa 120 Meter Schmutz- beziehungsweise Regenwasserkanäle und 28 Schächte erneuert. Man merkt: Unter der Straße, da lebt die Stadt.
Von Moltke- bis Augusta- / Klingsorstraße – bis zum 29. April. Eigentlich sollte dieser Bauabschnitt schon Ende Februar fertiggestellt sein; seit Oktober wurde sogar im Zwei-Schicht-Betrieb bis 22 Uhr und auch am Samstag (eine Schicht) gearbeitet. „Die Ausführungszeit verkürzt sich um etwa ein Viertel“, meint Stephan Natz. Trotzdem kam es zu Verzögerungen: „Sie können in der Theorie alles noch so gut planen, finden aber sehr oft beim tatsächlichen Graben jede Menge Unerwartetes: Aktive oder stillgelegte Leitungen irgendwelcher Betreiber, die entweder in keinem Plan verzeichnet oder in differenter Trasse verlegt sind“, erklärt der Sprecher. Ist eine Leitung nicht verzeichnet, muss zunächst der Eigentümer ausfindig gemacht und einbezogen werden, das kann dauern.
Stephan Natz nennt noch ein Problem: Bei Bauarbeiten an der großen Wasserdruckleitung stellt sich heraus, dass ein kreuzender Kanal oder eine daneben liegende Leitung auch repariert werden muss – vorher waren diese Arbeiten nicht geplant worden, notwendig sind sie trotzdem. Man weiß eben erst, was exakt unter der Erde los ist, wenn man ein Loch gräbt und nachguckt. Neben den baulichen Überraschungen kam noch Corona hinzu: Bei der beauftragten Firma erkrankten Mitarbeiter. Jetzt soll dieser Abschnitt inklusive der Fahrbahnflächen am 29. April fertiggestellt sein. Begonnen hatten die Arbeiten im August 2021.
Und so geht es weiter. Die Bauarbeiten auf dem Hibuda ziehen sich bis Herbst 2024 – aber der Reihe nach:
- Bäke- bis Königsberger Straße – in der Zählung der BWB ist das der zweite Bauabschnitt. Hier soll der Bau im Mai beginnen; laut Wasserbetriebe sind die Arbeiten bis März 2023 geplant. Die Abwasserdruckrohrleitung liegt unter dem Mittelstreifen. Während der Bauzeit soll eine oberirdische provisorische Ersatzleitung die Versorgung des Südwestens übernehmen.
- Königsberger Straße (dritter Bauabschnitt). Für den Betrieb der neuen Abwasserdruckrohrleitung ist auch die Modernisierung des Knotenpunkts unter der Königsberger Straße notwendig. Wenn der zweite Bauabschnitt fertig ist, geht es mit dem dritten los. In der Planung ist von März 2023 bis Juli 2024 die Rede.
- Wolfensteindamm (vierter Bauabschnitt). Zurück im Norden der Straße: Von November 2022 bis Oktober 2023 wird hier gearbeitet.
- Das Finale an der Pauluskirche (fünfter Bauabschnitt). Gebaut wird zwischen Moltkestraße und Tietzenweg, los soll es im Oktober 2023 gehen – und ein Jahr später, im Oktober 2024, könnte dann das Leitungswerk unter dem Hibuda in neuem Glanz erstrahlen. Und die Straße wäre nach vier Jahren wieder baustellenfrei.
Information der Bürger. Welche Einschränkungen es für Anwohnende und Verkehr in den einzelnen Bauabschnitten geben wird, ist noch nicht für jede Bauphase absehbar. „Wir haben mit dem Bezirksamt vereinbart, dass jeweils vor Beginn eines Abschnitts eine gemeinsame Information erfolgt“, sagt Wasser-Sprecher Stephan Natz. Bei allen Bauarbeiten unter und auf dem Hindenburgdamm soll im erprobten Mehrschichtbetrieb gearbeitet werden.
Wie erleben Sie die Bauarbeiten am Hindenburgdamm? In meinem Postfach sammeln sich seit einiger Zeit die Zuschriften. Wen wird es wundern: Glücklich ist bisher kein Leserbriefschreiber und auch keine -schreiberin mit den wandernden Baustellen auf der Hauptverkehrsstraße. „Dauerbaustellen überall!“, wird genervt konsterniert. Aber wie könnte es besser laufen, wenn nach hundert Jahren das alte Rohr raus und ein neues unter die Erde muss? Haben Sie Verbesserungsvorschläge? Wie könnte die Bauerei erträglicher werden? Schreiben Sie mir an boris.buchholz@tagesspiegel.de.