Namen & Neues

Das Innovationszentrum FUBIC in der Fabeckstraße verzögert sich: Frühestens 2025 wird es fertig

Veröffentlicht am 31.03.2022 von Boris Buchholz

Das FUBIC, das „Business and Innovation Center next to Freie Universität“, ist eines der großen Leuchtturmprojekte des Bezirks – und es verzögert sich erneut. Nach aktuellem Stand der Planungen werde das 30.000 Quadratmeter große Innovationszentrum, zu dem das ehemalige Krankenhaus des US-Militärs in der Fabeckstraße umgebaut wird, erst im dritten Quartal 2025 fertig, erklärte Roland Sillmann, der Geschäftsführer der landeseigenen Wista Management GmbH, in einer Videokonferenz mit dem Tagesspiegel. Die Wista ist die Besitzerin des FUBIC, sie betreibt unter anderem bereits die große Innovations-Schwester, den Technologiepark Adlershof. Im vergangenen Jahr war noch von einer Fertigstellung des Innovationszentrums in 2024 ausgegangen worden. Für die Sanierung und den Umbau des FUBIC-Hauptgebäudes sowie die Erschließung des gesamten Geländes geht die Wista von Kosten in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro aus.

Es gibt vor allem drei Gründe dafür, warum sich die Bauarbeiten in die Länge ziehen. Zum einen sei nicht absehbar gewesen, welches Ausmaß die Schadstoffsanierung in dem Altbau annehmen würde, sagt Projektleiter Jörg Israel. Zwar sei das alte Krankenhaus im Vorfeld untersucht worden, auch seien in der Vergangenheit bereits einige der giftigen Baustoffe entfernt worden. Aber: „Wir haben jetzt feststellen müssen, dass in allen Wänden Asbest verbaut ist; alle Leichtbauwände müssen komplett entfernt werden“, so der Projektleiter, „das kostet uns fast ein Jahr.“ Denn das Haus müsse asbestfrei sein, bevor die Bauarbeiter mit dem Umbau beginnen können. Jetzt müsse die Asbestsanierung ausgeschrieben werden, vertrauenswürdige Fachfirmen müssen gefunden werden: „Diesen Prozess haben wir nicht auf der Uhr gehabt.“

Grund Nummer zwei ist die Statik – die Decken sind für Labore nicht stark genug. „Für ein Bürogebäude braucht man eine Deckenlast von 200 Kilogramm pro Quadratmeter, für ein Laborgebäude benötigen Sie 500 Kilogramm pro Quadratmeter“, erörtert Baufachmann Jörg Israel das Problem. Das bisher viergeschossige US-Krankenhaus (Erdgeschoß plus drei Etagen) sei zwar von deutschen Ingenieuren erbaut worden, die Vorgaben hätten aber die Amerikaner gemacht: Genau 200 Kilogramm tragen die Decken nur, das habe die Prüfung der Statiker ergeben. „Wir müssen teilweise komplett die Decken austauschen, bis ins zweite Untergeschoß müssen wir neue Träger durchstanzen.“ Also sei komplett umgeplant worden, die Labore sollen nach den aktualisierten Planungen im neuen vierten Obergeschoß, auf das Gebäude sollen zwei neue Etagen aufgesetzt werden, und im Erdgeschoß untergebracht werden.

Der dritte Grund sind durch Corona verlangsamte Prüfprozesse. Ob Schadstoffe oder Statik, die Dauer von Prüfungen hätten in der Pandemie deutlich zugenommen, sagen die Wista-Verantwortlichen. Und dann kommt noch eines hinzu: Das gesamte Areal des Innovationsstandorts geht in Sachen Energie neue Wege – es wird ein Nur-Strom-Quartier entstehen, das ist in Deutschland Neuland. Ziel ist, dass sich das FUBIC komplett aus erneuerbaren und CO2-neutralen Energieträgern versorgt; mit Strom wird auch geheizt.

Einzigartiges Energiekonzept. Die Wista, die Rheinisch Westfälische Technische Hochschule Aachen und die Freie Universität Berlin haben ein bislang einzigartiges Energieversorgungssystem für die Fabeckstraße entwickelt – unter anderem sollen sich die verschiedenen Forschungshäuser auf dem FUBIC-Gelände gegenseitig Energie abgeben, zum Beispiel wenn in einem der Gebäude nicht gearbeitet, aber trotzdem Sonnenstrom erzeugt wird. Später soll das FUBIC als Vorbild für andere Quartiere dienen; das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert auch deshalb das Projekt. Das Problem bei der Pionierarbeit ist: Es gibt keine Erfahrungswerte aus ähnlichen Projekten, die Prüfungen, Messungen und Planungen benötigen zusätzliche Zeit. So ist das, wenn man einmalige Leuchttürme errichten möchte – alles ist neu.

Was aktuell auf der Baustelle geschieht. Anfang des Jahres wurde die Schadstoffsanierung ausgeschrieben, die Aufträge werden vergeben. 2023 soll auch die letzte Asbestfaser aus dem ehemaligen Krankenhaus entfernt worden sein. Von diesen Arbeiten werde man von außen nichts sehen, sagt Projektleiter Israel. Aber eine andere Baumaßnahme sollte im Sommer von der Straße zu beobachten sein: „Wir werden parallel zur Schadstoffsanierung außen am Gebäude die ehemaligen Stützbauwerke abreißen und durch neue ersetzen.“ Erst nach der Schadstoffsanierung kann dann mit den Arbeiten innen begonnen werden; die neuen Träger für die Deckenlast stünden dann ebenso auf dem Bauprogramm wie die Errichtung der beiden neuen Geschosse. Im Herbst 2025 sollten dann alle Bauarbeiten am neuen FUBIC-Hauptgebäude geschafft sein.

FUHUB für das FUBIC. Viele Start-Ups, Ausgründungen der Freien Universität und junge Firmen benötigen bezahlbare Räume und Labore in Uni-Nähe – hier soll das FUBIC neue Möglichkeiten schaffen und eine erste Adresse für Life-Science-Unternehmen werden. Um die Verzögerung beim Bau des FUBICs etwas abzumildern, beschleunigte die Wista die Pläne für den Innovationscampus an einer anderen Stelle: Anfang März gab die FUBIC-Betreiberin bekannt, dass der erste von sechs Bauplätzen für weitere Forschungshäuser auf dem Gelände vergeben worden ist – der Immobilienentwickler Driven baut für 26 Millionen Euro ein Labor- und Bürogebäude, Projektname FUHUB. In dem künftigen FUBIC-Satelliten sollen auf etwa 6300 Quadratmeter Nutzfläche unter anderem sowohl biologische als auch chemische Labore einziehen, die Driven an junge und etablierte Betriebe weitervermietet – hier lesen Sie meinen Bericht.

Der Clou: Dadurch dass die Wista das Baugrundstück auf eigene Kosten erschloss und dafür keine Fördergelder einsetzte, konnte der Erbbaupachtvertrag über 65 Jahre mit dem Investor früher als ursprünglich gedacht unterschrieben werden. Schon für Ende 2022 rechnet Driven mit einer Baugenehmigung, 2024 – also ein Jahr vor dem FUBIC-Haupthaus – soll das neue Gebäude bereits fertig sein. Die ersten Unternehmensgründerinnen und -gründer könnten in das FUHUB einziehen und dem FUBIC Leben einhauchen.

FUBIC-Satelliten. Die Bauplätze für die weiteren fünf Ergänzungsgebäude rund um das Haupthaus werden erst in drei Jahren vergeben: „Als Ziel haben wir Ende 2025, dann ist die Erschließung komplett abgeschlossen inklusive Straßen und aller Infrastruktur, die unter der Erde ist“, sagt Projektleiter Jörg Israel. Die Wista würde bereits 2024 mit potenziellen Investoren sprechen, erklärt Geschäftsführer Sillmann. Eines ist ihm ganz wichtig: „Wir werden kein Grundstück vergeben, wenn nicht bereits architektonische Skizzen vorliegen, wie das Gebäude aussehen soll, denn wir wollen, dass es ingesamt ein attraktives Areal wird – nur dann kann man Talente anwerben.“ Austoben können sich die Architekten allerdings nur in Maßen. Denn der geltende Bebauungsplan und der mit dem Bezirk abgeschlossene städtebauliche Vertrag geben Gebäudehöhen und -formen ebenso vor wie die zulässige Bruttogeschossfläche. Auch ist vorgeschrieben, dass eine helle Fassade realisiert werden muss. „Natürlich kann jeder Architekt die Vorgaben anders interpretieren“, ergänzt Jörg Israel.

FUHUB 2024, FUBIC 2025 – bei aller planerischen Zuversicht mahnt Geschäftsführer Roland Sillmann während der Videokonferenz auch zur Vorsicht. Er weist darauf hin, dass zur Zeit alle Planungen schwierig seien: Nicht nur die gut gefüllten Auftragsbücher bei den ausführenden Firmen, Corona und steigende Rohstoffpreise seien zu berücksichtigen, auch der Krieg in der Ukraine könnte Auswirkungen auf das Projekt haben. „Wenn Sie sich angucken, dass ein Großteil des Aluminiums in der Welt aus der Ukraine stammt sowie viele andere Materialien auch, ist die Frage, ob es zu einer Verknappung einzelner Baustoffe kommt.“