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Lichterfelde-Süd: Bebauungsplan soll "vor den Sommerferien" öffentlich ausgelegt werden

Veröffentlicht am 31.03.2022 von Boris Buchholz

Beim Bebauungsplan 6-30 für das Neubaugebiet Lichterfelde-Süd zieht das Stadtentwicklungsamt zur Zeit die letzten Falten glatt: Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen sagte Stadtrat Michael Karnetzki (SPD), dass die Planungsunterlagen für das Neubaugebiet, in dem 2500 Wohnungen und Reihenhäuser entstehen sollen, bald der Öffentlichkeit präsentiert werden können: „Das soll noch vor den Sommerferien erfolgen“, so der Stadtrat. „Das Ziel ist es, so schnell wie möglich zu einem Baubeginn zu kommen, so dass noch in diesem Jahr der erste Bauabschnitt beginnen kann.“

Optmistische Worte. Die Groth-Gruppe, der das Areal gehört, hatte schon vor zwei Wochen verkündet, dass sie von einem Baustart frühestens 2023 ausgehe. Auch Sabine Lappe, die Leiterin des Stadtentwicklungsamts, sagte im Verlauf der Ausschusssitzung, dass es die Groth-Gruppe „wahrscheinlich realistisch einschätzt“, es werde wohl 2023 werden.

Stand der Dinge. Im Ausschuss gab sie einen Überblick über den aktuellen Stand der Planungen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen habe eine erste Rechtsprüfung durchgeführt, die Träger öffentlicher Belange – vom Denkmalschutz bis zur Stadtreinigung – seien gehört worden, ihre Anmerkungen würden aktuell in das Planwerk eingearbeitet. Alle Gutachten, von Lärm bis Verkehr, lägen vor, zuletzt sei das Umweltgutachten erstellt worden. Was jetzt noch fehle, seien vor allem der Reinplan und Vermessungsaufgaben. Auch die Arbeit am städtebaulichen Ergänzungsvertrag sei „weit fortgeschritten“. In ihm werden beispielsweise ökologische Ausgleichsmaßnahmen für die zu bebauenden Flächen, die Errichtung von Kitas – es werden drei werden – und die Mietpreisbindung gelten: Im neuen Quartier entstehen 538 Sozialwohnungen.

Amt und Investor sind sich an vielen Punkten einig geworden, Sabine Lappe präsentierte einige Highlights aus dem Planwerk:

  • Umwelt: Der Reiterpfuhl soll renaturiert und wieder „vernässt“ werden. Angrenzend wird die Groth-Gruppe dem Bezirk ein Grundstück überlassen, auf dem ein Umweltkompetenzzentrum als Bildungsort entstehen soll. Ein wesentlicher Punkt sei, „dass ganz viele Bäume gepflanzt werden“ – an Straßen, auf Plätzen, in Grünflächen und privaten Gärten. Fassadenbegrünungen soll es jetzt auch am zentralen Stadtplatz am S-Bahnhof Lichterfelde-Süd geben.
  • Gewerbe am Stadtplatz: Dort soll ein Supermarkt angesiedelt werden, außerdem eine etwas größere und diverse kleine Gewerbeflächen. Außerdem ist in der Nähe ein Quartierstreffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger in Lichterfelde-Süd geplant; auch ein kleines Außengelände ist dafür vorgesehen.
  • Fahrradparkhaus: Am Zugang zum S-Bahnhof wird ein Parkhaus für etwa 200 Fahrräder entstehen; es soll von außen durch eine „transparente Fassadengestaltung“ gut einsehbar sein. Betrieben werden soll es vom Senat beziehunsgweise von der landeseigenen Firma InfraVelo.
  • Neue Grundschule: Sabine Lappe berichtete, dass die Bauunterlagen für die Schule, sie soll samt Sportplatz parallel zur S-Bahntrasse entstehen, bei der zuständigen Senatsverwaltung bereits von der Planungs- an die Bauabteilung übergeben worden seien. „Im Moment werden die Feinplanungen gemacht.“
  • Jugend: In eine der erhaltenen Baracken des Arbeitslagers der Reichsbahn in der Réaumurstraße 39 wird eine Jugendfreizeiteinrichtung einziehen. Die Baracke liegt auf dem Gelände der neu zu bauenden Schule.
  • Lernort Stalag III D: Die verbliebene Baracke des NS-Kriegsgefangenenlagers Stalag III D am Landweg 3/5a wird zu einem Lernort. Die Groth-Gruppe wird das Gebäude sichern und ertüchtigen. Für die inhaltliche Ausgestaltung einer Ausstellung ist noch kein detailliertes Konzept vorhanden, auch nach einem Betreiber des künftigen Lernorts werde noch gesucht, so Amtsleiterin Lappe.

Viele Fragen. Die Fragerunde, die sich im Ausschuss nach der Präsentation anschloss, gab einen Vorgeschmack auf die Diskussionen, die die öffentliche Auslegung der Pläne sicher auslösen würde. Roland Hauschulz, Bürgerdeputierter der SPD, wollte wissen, mit welchem Stellplatzschlüssel – also der Quote von Wohneinheit zu Parkplatzanzahl – aktuell geplant werde. Er liege zwischen 0,5 und 0,7 so die Antwort aus dem Amt. Bisher sei die Energieversorgung der neuen Siedlung auch mit gasbetriebenen Blockheizkraftwerken vorgesehen: Ist das noch zeitgemäß, fragte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bernd Steinhoff. Das Energiekonzept werde noch geprüft, so die Antwort.

Hürden beim Bauablauf. Wenn der erste Bauabschnitt fertig gestellt sei, es ist der nordwestliche Teil des Quartiers, gebe es dort für die neu zuziehenden Familien noch keine Kitas; die Betreuungseinrichtungen würden erst in den folgenden Bauabschnitten gebaut werden. Wo sollen dann die Kinder hin, wollte Ulrike Kipf (Grüne) wissen. Das Problem sei bekannt, so Sabine Lappe, eventuell würde am Stadtplatz eine provisorische Kita einziehen. Zum Schluß werde der 4. Bauabschnitt entlang der Bahngleise gebaut; wo werde dann der Baustellenverkehr entlang fließen. Auf die Frage von Mathia Specht-Habbel, Fraktionsvorsitzende der FDP, antwortete die Amtsleiterin: „Im Prinzip steht nur die Osdorfer Straße zur Verfügung.“

Das Verfahren ist lang, das Gelände ist riesig, die Themenbereiche, die von dem Neubauvorhaben angeschnitten werden, vielfältig. Sicher ist schon jetzt: Bei der öffentlichen Auslegung, zu der hoffentlich auch Informations-, Diskussions- und Beteiligungselemente in Präsenz gehören, sind spannende Debatten und kritische Nachfragen zu erwarten. Nach der Auslegung, sie muss für mindestens vier Wochen erfolgen, werden die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger gewichtet und eingearbeitet. Dann prüft der Senat das fertige Planwerk; der Bebauungsplan 6-30 wird anschließend von der Bezirksverordnetenversammlung diskutiert und verabschiedet. Zu guter Letzt beschließt das Bezirksamt die Festsetzung des Planwerks.

Wenn tatsächlich 2023 mit dem Bau begonnen wird, so hieß es unter den Auschussmitgliedern, dann könnte Anfang der 2030-er Jahre die letzte der geplanten 2500 Wohneinheiten gebaut worden sein. 2012 hatten die Planungen für die Nachnutzung des ehemaligen Militärübungsgeländes „Park Range“ der US-Amerikaner begonnen – auf dem großen Gelände ist über die Jahre die einmalige Lichterfelder Weidelandschaft entstanden. Apropos: Der Großteil der Weidelandschaft, einem Hotspot der Biodiversität, wird erhalten. Gut Ding will Weile haben: Zwanzig Jahre nach den ersten Planskizzen, könnte das Projekt in Lichterfelde-Süd endlich zum Abschluss kommen. Stadtrat Michael Karnetzki würde sich das wohl möglichst bald wünschen: „Hier entstehen sehr viele Wohnungen, die unsere Stadt dringend benötigt“, sagte er im Ausschuss.