Namen & Neues

Zweimal ja, einmal nein: Keine Ampel-Mehrheit für die Umbenennung der Iltisstraße

Veröffentlicht am 02.02.2023 von Boris Buchholz

Während die Freie Universität immer mehr Stimmen sammelt, die Iltisstraße um- und nach der FU-Studentin und ersten Botschafterin Namibias, Nora Schimming, zu benennen (hier in der jüngsten Ausgabe der „OSI-Zeitung“ nachzulesen), scheint es in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf keine Mehrheit für eine Umbenennung zu geben. Die Ampel-Zählgemeinschaft ist sich nicht einig: Während SPD und Grüne für die Umbenennung sind, hält die FDP dagegen.

„Straßenumbenennungen sollten stets nur die letzte Option sein, wenn Informationstafeln eine adäquate Aufarbeitung nicht ermöglichen“, meint die kulturpolitische Sprecherin der FDP, Katharina Concu. „Auch der historische Kontext der Straßenbenennungen kann uns viel über die Vergangenheit in unserem Bezirk sagen, das sollten wir nicht ausblenden und weiterhin bereit sein, uns verantwortungsvoll Vergangenem zu nähern, statt alles auslöschen zu wollen.“

Das sieht ihr grüner Kollege Carsten Berger anders: „Die fortwährende Ehrung des blutigen überseeischen Einsatzes der deutschen kaiserlichen Kriegsmarine im Straßenbild ist schwer hinzunehmen.“ Die „Iltis“ war das deutsche Kanonenboot, mit dem Kapitän Lans vor 123 Jahren die chinesischen Festung Taku in Schutt und Asche legte. Das Signal an internationale Studierende, die das zentrale Immatrikulationsbüro der FU in der Iltisstraße aufsuchen, sei „verheerend und abschätzig“. Nora Schimming hingegen stehe für „Menschlichkeit und Emanzipation gegenüber Unterdrückung“. Zur Erinnerung: 2011 hatten die Grünen noch zusammen mit der CDU gegen eine Umbenennung plädiert; stattdessen wurden damals auf Antrag der beiden Fraktionen Informationsstelen aufgestellt.

Pro Umbenennung spricht sich auch die SPD aus. „Für uns als SPD ist klar, dass in dieser Debatte um die Aufarbeitung kolonialen Unrechts eine Umbenennung zwingend erforderlich ist“, sagt Ellinor Trenczek, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultur und stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Die SPD möchte nicht nur die Iltis-, sondern auch die Lans- und Takustraße in der unmittelbaren Nachbarschaft umbenennen. Auch wenn die Vorstellungen von SPD und Grünen weitergehen als die der FDP, bleibt Olemia Flores Ramirez, die Fraktionsvorsitzende der SPD, diplomatisch: „Wir bedanken uns bei den Kolleg:innen der Zählgemeinschaft für den Austausch hierzu und hoffen, diesen auch zukünftig produktiv fortzusetzen.“

Es gebe aktuell keine Initiative von SPD und Grünen für eine Umbenennung, sagt Mathia Specht-Habbel, Fraktionsvorsitzende der FDP. Untätigkeit will sich die FDP-Fraktion nicht vorwerfen lassen: Statt die Iltisstraße nach Nora Schimming zu benennen, schlagen die Liberalen nun vor, die Privatstraße auf dem FUBIC-Gelände nach der ehemaligen Botschafterin zu benennen: „Die FDP-Fraktion würde hier gern Nora Schimming ehren.“ Wie berichtet, sucht der FUBIC-Betreiber Wista aktuell mit einem Bürger-Wettbewerb nach einem neuen Namen – bis zum 1. März können Vorschläge gemacht werden, es winkt ein Preisgeld von 1000 Euro.

Kulturpolitiker Carsten Berger kündigt anderes an: Die Grünen wollen einen BVV-Beschluss pro Umbenennung der Iltisstraße herbeiführen. „Schnellstmöglich nach der Wiederholungswahl am 12.2.2023 wollen wir hier zusammen mit allen demokratischen Kräften der dann gewählten BVV einen entsprechenden Antrag einbringen“, sagt er. Die Erfolgschancen für einen solchen Antrag sehen allerdings zurzeit schlecht aus.