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128 Unfälle in fünf Jahren in der Thielallee: Stopp-Schilder, Tempo 30 und ein Radweg würden helfen
Veröffentlicht am 30.05.2024 von Boris Buchholz
Es kracht häufig in der Thielallee: In den vergangenen fünf Jahren ist es zu 128 Verkehrsunfällen auf der etwas über einen Kilometer langen Straße gekommen, wie die Pressestelle der Berliner Polizei dem Tagesspiegel auf Nachfrage mitteilte. „Insgesamt wurden 53 Personen im Rahmen der Verkehrsunfälle verletzt“, so die Polizei: „Darunter 47 Schwerverletzte.“ Es waren vor allem Kraftfahrer, die die Unfälle verursachten: Beteiligt waren 183 Autos, zwölf Lastwagen, vier Busse und vier Mopeds. Ohne Motor zählte die Polizei 16 Radfahrerinnen und -fahrer sowie drei Menschen zu Fuß, die in die Unfälle verwickelt waren. Das Problem sind die Autos.
Zwei Unfallschwerpunkte macht die Polizei aus. Zum einen die Ecke von Thielallee und Löhleinstraße, zum anderen die Kreuzung Thielallee / Landoltweg. An dieser Ecke geschahen allein 32 der 128 Unfälle. „29 von den 32 registrierten Verkehrsunfällen sind auf Verstöße gegen die Vorfahrtsregelung zurückzuführen“, gibt die Polizei Auskunft. Im Klartext: Autofahrerinnen und -fahrer ignorieren immer wieder das „Achtung, Vorfahrt gewähren“-Schild auf dem kleinen Landoltweg; der Verkehr auf der Thielallee hat Vorfahrt.

Februar 2024: Ein Unfall an der Kreuzung Thielallee / Landoltweg.
Ein „Schleichweg“. Der Grund, warum der Landoltweg überhaupt vom Durchgangsverkehr genutzt wird, ergibt sich mit Blick auf den Stadtplan: Wer von der Clayallee kommend an der U3 entlangfährt und nach Steglitz will, kann über den „Schleichweg“ Landoltweg die Strecke verkürzen und zwei Ampeln umgehen. Die Polizei sagt, dass es die genaue Ursache für das erhöhte Unfallgeschehen nicht kenne. Aber: „Es ist durchaus denkbar, dass ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, aufgrund des verkürzten Weges von der Brümmerstraße zur Habelschwerdter Allee, zu vermehrten Verkehrsunfällen an dem betroffenen Kreuzungsbereich geführt hat.“
Ein Leser, der Name ist der Redaktion bekannt, und weitere Anwohnende schlagen als Lösung des Verkehrsproblems vor, „die etwa 100 Meter des Landoltweges, der zwischen Hittorfstraße und Thielallee liegt, zu einer Einbahnstraße in Richtung Nordwest zu machen“. Alternativ könnte auch der Landoltweg teilweise zu einer „Anlieger frei“-Straße werden. Die Hoffnung der Menschen aus der Nachbarschaft: „Die Navigationssysteme würden diese Abkürzung nicht mehr empfehlen und so den Durchgangsverkehr auf der Hauptstraße belassen.“
Stopp-Schilder und Tempo 30. Die Polizei hat eine andere Lösung im Sinn. Sie will im Landoltweg an der Kreuzung mit der Thielallee Stopp-Schilder aufstellen lassen. Um die Sichtachsen zu vergrößern, sollte darüber hinaus vor der Kreuzung auf jeweils 15 Metern ein absolutes Halteverbot erlassen werden. Maßnahme Nummer drei: „Zusätzlich soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Thielallee auf 30 km/h reduziert werden.“

Was sagt das Bezirksamt zu den Vorschlägen? „Die Anregungen der Polizei können sinnvoll sein, vor allem die, in der Thielallee die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 km/h zu begrenzen“, sagt Verkehrsstadtrat Urban Aykal (Grüne) dem Tagesspiegel. Allerdings müsste das Tempolimit von der Senatsverkehrsverwaltung angeordnet werden. Die Idee mit den Stopp-Schildern findet er gut. Beim Halteverbot sei er skeptisch, der Autoverkehr dürfe nicht ermuntert werden, ob der vermeintlich freien Strecke zu beschleunigen.
Eine Einbahnstraßenregelung sei bereits 2023 verworfen worden, sagt der Stadtrat, „da im Landoltweg eine Residenz des Botschafters der Bundesrepublik Nigeria liegt und Sicherheitsbedenken bestünden“. Polizei, Landeskriminalamt und Objektschutz hätten da ihre Finger im Spiel.
Der Leser sprach gegenüber dem Tagesspiegel noch eine Sorge an: Der Unfallschwerpunkt Landoltweg müsste erst entschärft werden, bevor der vom Senat zwar angeordnete, aber noch nicht gebaute neue Radstreifen in der Thielallee umgesetzt wird. Sein Gedanke: Wenn die Autolenker auf dem Landoltweg weiter unvorsichtig die Thielallee kreuzen, würden die vermutlich vermehrten Nutzer des neuen Radwegs gefährdet werden.
Stadtrat Aykal argumentiert, dass gerade durch den neuen Radweg, „überhaupt die Grundlage für mehr Verkehrssicherheit für Radfahrende geschaffen wird“. Zum einen hätten sie einen eigenen Radfahrstreifen, zum anderen können sie „daraus resultierend besser gesehen werden beziehungsweise in die Seitenstraßen besser einsehen“. Es sei „elementar“, „dass von Seiten der Senatsverkehrsverwaltung endlich die Freigabe der Einrichtung des Radwegs erteilt wird. Hier zählt jeder Tag!“
Stopp-Schilder und eine Anlieger-Straße im Landoltweg, Tempo 30 und der Radweg für die Thielallee – und die Fahrt von und zur Freien Universität und in die City-West könnte deutlich sicherer werden. Auch und gerade für die Autofahrer – wie gesagt, 128 Unfälle und 47 Schwerverletzte in fünf Jahren. Pro Monat sind das zwei Unfälle und ein Krankenwagen.
- Fotos: privat