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Das Wolffsohn-Grundstück am Stölpchensee: FDP bringt Antrag für Rückkauf in die BVV ein

Veröffentlicht am 13.06.2024 von Boris Buchholz

Der Senat soll das Grundstück des Kinopioniers Karl Wolffsohn am Ufer des Stölpchenseees der Familie zum Rückkauf anbieten. Das fordert die FDP-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf in einem Antrag, der am 19. Juni in das Lokalparlament eingebracht wird. Mit dem Angebot des Rückkaufs solle die Auflage für die Wolffsohn-Erben verbunden sein, „eine öffentliche Zugänglichkeit zum See“ zu garantieren. Außerdem solle der Familie vertraglich ermöglicht werden, „vor Ort ein gemeinwohlorientiertes Projekt mit Bezug zur Geschichte des Ortes zu realisieren“.

Aus der Villa und vom Grundstück wurde die Familie Wolffsohn 1939 von den Nazis vertrieben. Nach dem Krieg gelang zwar nach vielem Hin und Her die Rückübertragung, doch 1965 drängte der Bezirk Zehlendorf die Wolffsohns erneut vom Grundstück, eine von den Nazis erdachte Grünanlage sollte errichtet werden. Das Agieren des damaligen Bezirks bezeichnet der Potsdamer Historiker Thomas Brechenmacher als „bittere Verwaltungsgroteske“, hier sei „historische Ignoranz“ im Spiel gewesen. Meinen Bericht zu seinem Gutachten lesen Sie hier.

Dieses Versagen des Staates soll mit dem Antrag und dem Angebot zum Rückkauf aufgearbeitet werden, so die FDP, es sei ein „Zeichen der Versöhnung“. Der Antrag steht am kommenden Mittwoch auf der Tagesordnung der BVV; er wird dann in den Ausschüssen beraten.

Bemerkenswert ist, dass die FDP einziger Initiator des Antrags ist. Die Zählgemeinschaft aus Grünen, SPD und Liberalen scheint sich im Umgang mit dem Wolffsohn-Skandal nicht einig zu sein. „Ich verschweige Ihnen nicht, dass es mich irritiert, dass unsere Zählgemeinschaftspartner, trotz der vollmundigen Bekundungen im Ausschuss für Bildung und Kultur im November in Gegenwart von Michael Wolffsohn, den Antrag zum aktuellen Zeitpunkt nicht mittragen“, schreibt die FDP-Vorsitzende Katharina Concu dem Tagesspiegel. Sie ist auch Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultur.