Polizei

Mann erschoss nervenden Buntspecht in Lichterfelde: Polizei machte Täter dingfest

Veröffentlicht am 29.10.2020 von Boris Buchholz

Am 7. Oktober war die Aufregung in der Tierarztpraxis von Renate Lorenz groß: Eine Frau hatte einen blutenden Buntspecht, den sie auf dem Lichterfelder Ring gefunden hatte, in die Praxis gebracht. „Wenig später holte Frau Dr. aus dem kleinen Körper eine Luftgewehrprojektil heraus“, so der Bericht auf der Website der Tierarztpraxis. Doch es half nichts: Eine Stunde nach der Not-OP erlag der Vogel seinen inneren Verletzungen. Das Praxisteam alarmierte die zuständige Polizeiwache in der Gallwitzallee – und war entsetzt: Der Beamte am Telefon schien „völlig uninteressiert“.

Doch der am Telefon vermittelte Schein trügte, die Polizei war bereits aktiv – und ermittelte den schießwütigen Tatverdächtigen. Denn ein Zeuge habe ein Knallgeräusch gehört und „einen Nachbar mit einem Gewehr in den Händen“ erblickt, berichtete die Polizeipressestelle auf Nachfrage des Tagesspiegels. Der Zeuge habe dann – unabhängig von der Tierärztin – die Polizei gerufen.

Täter geständig. Gegenüber den alarmierten Polizisten gab der gestellte Nachbar den Schuss auf den Specht zu: Der erschossene Vogel habe „seit geraumer Zeit seine Hauswanddämmung beschädigt“, erklärte er, es seien ihm dadurch „erhebliche Kosten“ entstanden. Also habe er sich ein Luftdruckgewehr beschafft. Der Polizeibericht fasst das Tatgeschehen am 7. Oktober so zusammen: „Als er den Specht auf einem Baum gegenüber seiner Terrasse im öffentlichen Straßenland sah, schoss er mit diesem Gewehr auf ihn und traf. Eine freiwillige Atemalkoholmessung ergab einen Wert von ungefähr 0,5 Promille.“

Das Gewehr wurde sichergestellt, gegen den Lichterfelder Mann wird ermittelt. Zum einen wurde ein „Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen des Verdachts des Schießens mit einer Waffe ohne behördliche Erlaubnis“, zum anderen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetzt eingeleitet. Ein Fachkomissariat des Landeskriminalamts führt die Untersuchungen.

Nur wenige ähnliche Fälle sind offiziell bekannt. Laut der Berliner Polizei sind in den letzten zehn Jahren insgesamt fünf Wildtiere mit Schußwaffen illegal getötet worden. Im Jahr 2016 wurden eine Taube und eine Krähe erschossen; 2020 waren zwei Tauben in das Visier wild herum ballernder Zeitgenossen geraten – und ein Buntspecht. – Text: Boris Buchholz
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