Kiezgespräch

Veröffentlicht am 23.04.2020 von Boris Buchholz

Der CDU-Abgeordnete Mario Czaja und ich hatten den gleichen Gedanken: Wir wollten wissen, wie die Arbeit in den Bau- und Planungsabteilungen des Bezirksamts (mein Frage-Kollege interessierte sich sogar für die Situation in allen zwölf Bezirken) in der Corona-Zeit geregelt sei. Seit dem 19. März arbeiten das Straßen- und Grünflächenamt, das Umwelt- und Naturschutzamt sowie die Serviceeinheit Facility Management mit dem Hochbauamt in einem Zweischichtbetrieb, teilte mir Stadträtin Maren Schellenberg (Grüne) mit. Der Dienstbetrieb werde durch die eine Hälfte der Beschäftigten aufrechterhalten, „die anderen Mitarbeitenden arbeiten soweit dies möglich ist von zu Hause aus“. Man wechsele sich zum Beispiel im Wochenrhythmus ab. Was das für Folgen habe? Zwar würden Baumaßnahmen, Planungen und Ausschreibungen fortgeführt, „es ist aber anzunehmen, dass sich die Arbeiten teilweise verzögern“.

Mario Czaja wollte es noch genauer wissen – die Antworten des Senats und des Bezirksamts auf Czajas Anfrage sind ernüchternd. Denn das Bezirksamt gab bekannt, dass zwar in diesen Abteilungen – zu den oben genannten kommt noch das Stadtplanungsamt, das bei der Bezirksbürgermeisterin angesiedelt ist – um die fünfzig Prozent der Mitarbeiter zeitweise zu Hause arbeite. Die Arbeit im Home-Office sei aber „nur eingeschränkt“ möglich.

Während mein Kollege Robert Kiesel Mitte März berichtete, dass nur jeder zehnte Berliner Verwaltungsmitarbeiter ein dienstliches Tablet oder Notebook zur Verfügung habe, sieht die Unterversorgung mit Arbeitsgerät in Steglitz-Zehlendorf drastischer und viel analoger aus: „Die Ausstattung mit dienstlichen Tablets oder Notebooks ist deutlich geringer.“ Was eine schöne Umschreibung für den Ist-Zustand ist. Denn eine Antwort später gibt das Bezirksamt zu Protokoll: „Für das Stadtplanungsamt und das Straßen- und Grünflächenamt stehen keine Tablets oder Notebooks zur Verfügung.“ Wenig tröstlich ist, dass auch kurzfristig keine Geräte angeschafft werden würden, das scheitere „an technischen und finanziellen Voraussetzungen“.

Zur Nicht-Ausrüstung des Bezirksamts mit modernen und mobilen Computern tippte ich erst „Das ist erschreckend“ auf den Bildschirm. Aber dann fiel mir auf, dass mich meine Emotionen an dieser Stelle im Stich ließen, ich bin wohl etwas abgestumpft – wenn eine solche laptoplose Erkenntnis auch wenig wünschenswert ist, unvorstellbar ist mir dieser Ist-Zustand in der Verwaltung leider nicht wirklich. Stattdessen schreibe ich etwas anderes, nämlich die Technik-To-Do-Liste für den amtlichen Südwestens:

  • Dafür sorgen, dass auch die Mitarbeiter im Home-Office arbeiten können: Laptops kaufen und Technik nachrüsten. Und am besten sollten auch die Serverkapazitäten und Zugangsmöglichkeiten von außen erhöht werden.
  • Know-how, Kameras und Computerzeugs besorgen, damit Sitzungen der BVV live im Internet gestreamt werden können.
  • WLAN in den Rathäusern Steglitz und Zehlendorf installieren – sonst nutzt das beste Tablet nichts. Und dann könnten auch die Bezirksverordneten sicher online arbeiten.
  • Alle Voraussetzungen für öffentliche Videokonferenzen – vom Ausschuss bis zur Parlamentssession inklusive eines sicheren Abstimmungsverfahrens – schaffen.
  • Parallel zu alldem: Bringt unsere Schulen auf den technisch neuesten Stand!

Ich wette, ich renne bei Ihnen offene Windows-Fenster ein – gerne können Sie meine digitale Aufgabenliste ergänzen (oder mir schreiben, dass das alles doch nicht so wichtig sei). Sie erreichen mich unter boris.buchholz@tagesspiegel.de.

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