Kiezgespräch
Veröffentlicht am 08.04.2021 von Boris Buchholz
Die Stadion-Frage geht in Lichterfelde um: Der sehr wahrscheinliche Aufstieg des bisherigen Fußball-Regionalligisten Viktoria 1889 in die Dritte Liga (eine Sitzung des Nordostdeutschen Fußballverbands steht noch aus) sorgt für Platz-Probleme. Wie berichtet muss der Profi-Liga-Verein ein DFB-taugliches Heim-Stadion für 10.000 Zuschauer aus dem Hut zaubern. Im vereinsinternen Interview erklärt der Viktoria-Geschäftsführer Peer Jaekel die Optionen: Das Stadion Lichterfelde („das ist unsere Heimat!“) stehe unter Denkmalschutz und könne realistisch betrachtet nicht umgebaut werden. Auch das Mommsenstadion drittligatauglich zu machen, würde einen Kraftakt bedeuten (aber: „Wir befinden uns in guten und konstruktiven Gesprächen“). Der Jahn-Sportpark falle aktuell aus, Olympiastadion und Alte Försterei seien finanziell unrealistisch oder stünden nicht zur Verfügung.
Die beste Lösung könnte eine ungewöhnliche und ambitionierte Lösung sein: „Wir beschäftigen uns mit der Möglichkeit, mittelfristig gemeinsam mit der Stadt ein temporäres Stadion zu bauen, in dem wir unsere Heimspiele austragen könnten und andere Nutzer zudem Willkommen sein sollen.“ Hammerschlag! Was Hertha nicht so recht gelingt, soll bei den Himmelblauen klappen? Ein eigenes Pop-up-Stadion? Hier ist das Loch im Netz, der abgebrochene Stollen, das Haar in der Fußball-Suppe: „Doch dafür müsste uns das Land Berlin eine ausreichend große Fläche zur Verfügung stellen und uns bei diesem Projekt zur Seite stehen.“ Das sind ja gleich zwei Wünsche auf einmal!
Allerdings hat der Lichterfelder Verein ein Ass im Ärmel: Er kann stets damit drohen, ins Brandenburgische auszuwandern, wenn es kein Berliner Aufnahmezentrum für den Drittliga-Fußball geben sollte. Fakt sei: „Der FC Viktoria 1889 braucht eine schnelle Lösung.“ Das ausführlich Interview mit dem Fußballmanager können Sie auf der Website viktoria.berlin lesen.
Während sich Viktoria noch im Stadion-Kreis dreht, schielen andere schon auf das vermutlich frei werdende Stadion Lichterfelde: Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, will die neue Football-Mannschaft „Berlin Thunder“ in der neu geschaffenen European League of Football mitmischen – und seine Heimspiele am Ostpreußendamm ausrichten (anscheinend rechnet die European League nicht mit 10.000 Zuschauern). Einen Spielplan für die Footballer gibt es allerdings noch nicht.
Text: Boris Buchholz
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