Kiezgespräch

Veröffentlicht am 17.11.2022 von Boris Buchholz

Was jetzt noch fehle, sei die Unterstützung aus dem Bezirksamt. „Auf viel zu wenigen Dächern öffentlicher Gebäude in unserem Bezirk finden sich Solaranlagen“, argumentieren die Schülerinnen und Schüler. Es sei eine vertane Chance, hier nicht stärker als Bezirk aktiv zu werden und die Klimaschutzziele des Landes Berlin stärker zu unterstützen. Es sei mehr möglich – gerade einmal auf fünf Schuldächern sollen demnächst Solaranlagen aufgestellt werden. Das Beethoven-Gymnasium in Lankwitz bemühe sich bereits seit acht Jahren, „endlich Photovoltaikanlagen auf unsere gut nutzbaren Dächer zu bekommen“. Das Zwischenfazit: „Damals schien zwar auch schon die Sonne, aber es wehte noch ein anderer politischer Wind. Wir wurden hingehalten!“ Jetzt sei es Zeit zu handeln. „Ihre Unterstützung wäre großartig“, schreiben die Schülerinnen und Schüler, „mit freundlichen Grüßen.“

„Ich schätze das Engagement der Schülerinnen und Schüler und ihren Einsatz für Photovoltaikanlagen sehr“, antwortete Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) auf eine Anfrage des Tagesspiegels. Doch man habe sich im Bezirksamt dazu entschlossen, „insbesondere  aus Kapazitätsgründen“, Photovoltaikanlagen auf bezirkseigenen Gebäuden in Zusammenarbeit mit den landeseigenen Berliner Stadtwerken zu schaffen: „Der entsprechende Vertrag ist unterzeichnet.“ Begonnen werde mit fünf Photovoltaikanlagen, „bei denen das Beethoven-Gymnasium noch nicht dabei ist“. Stattdessen werden Solaranlagen auf der Conrad-Grundschule, der Fichtenberg-Oberschule, der Friedrich-Drake-Grundschule, dem Goethe-Gymnasium und der Grundschule am Königsgraben errichtet.

Die Bürgermeisterin vertröstet die Schulgemeinschaft: „Das Beethoven-Gymnasium wird aber in einer der nächsten Tranchen sicherlich dabei sein.“ Jetzt sofort Anlagen auf die Dächer der Schule zu stellen, sei jedoch nicht möglich, „da hierfür weder die Kapazitäten des Amtes noch der Stadtwerke vorhanden sind“. Es müsse zudem erst geprüft werden, ob die Dächer für die Solaranlagen geeignet seien und ob in absehbarer Zeit Sanierungsarbeiten durchgeführt werden sollen.

Bereits hunderte Unterschriften. In den wenigen Tagen, die die Petition online steht, haben sich bereits 456 Unterstützende hinter der Forderung der Schülerinnen und Schüler versammelt. Mutter Isa Knudson begründet ihre Unterstützung so: „Weil mein Kind auf diese Schule geht. Solarstrom macht die Schule klimafreundlich und unabhängig.“ – „Ich bin Lehrer am Beethoven-Gymnasium und finde das Vorhaben extrem wichtig, um das Thema Nachhaltigkeit an unserer Schule weiter voranzubringen“, schreibt Patrick Enkrott. Auch die Schulleiterin Gunilla Neukirchen hat die Petition unterschrieben. Der Klimaschutz sei eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, sagt sie. „Jeder Schritt ist wichtig, und eine Photovoltaikanlage auf einer Schule ist nicht nur hilfreich, sondern erzielt auch eine einzigartige Signalwirkung, dass wir das Thema ernst nehmen.“

Auch weitere Schülerinnen und Schüler melden sich zu Wort. „Es geht um mein Gymnasium und ich möchte alles dafür tun, um es klimaneutral werden zu lassen“, schreibt ein Unterstützer, der seinen Namen nicht veröffentlicht hat. „Als Ehemalige des Beethoven-Gymnasiums und als ältere Schwester eines Schülers unterschreibe ich für eine nachhaltigere Zukunft der Schule“, lautet eine andere Stellungnahme.

Auch weit über die Schulgrenzen hinaus zieht die Aktion des Zusatzkurses „Politik & Wirtschaft“ Kreise. „Junge Erwachsene dürfen nicht resignieren, sondern für die Gestaltung ihrer und unser aller Zukunft einstehen“; auch deshalb unterstütze Julia Meyer-Murré das Anliegen der Schüler. Und dann gibt es auch noch die, die vor dem gleichen Problem stehen und auch keine Solaranlage installiert bekommen: „Außerdem bin ich Schulleiter der Brüder-Grimm-Grundschule und hätte auch gerne eine PV-Anlage auf unseren großen Dachflächen“, schreibt Frank Bruno Riebesell, seine Schule liegt im Wedding. „Gerne würde ich mit den Initiatoren dieser tollen Idee in Kontakt kommen.“

  • Apropos Beethoven, hier kommt ein Konzert-Tipp: Am Montag, 21. November, 19.30 Uhr, geben die Chöre, das Orchester und die Big-Band des Beethoven-Gymnasiums im Kammermusiksaal ein buntes Konzert „durch die Jahrhunderte“. Wenn Sie die Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Christian Bährens und Franzika Ehmsen erleben möchten, wenden Sie sich an die Schule: Dort werden die Eintrittskarten vergeben.