Nachbarschaft

Veröffentlicht am 01.11.2018 von Boris Buchholz

Klaus Thomas ist auf dem Friedhof Zehlendorf in der Onkel-Tom-Straße 30 begraben. Das Grab mit der Nummer 006-359 ist unscheinbar, auf dem recht kleinen Stein ist gerade einmal der Name aufgebracht. Doch ist er ein „großer Sohn der Stadt Berlin“, wie Checkpoint-Leser Franz-Josef Hücker der Redaktion schrieb. Denn Klaus Thomas war evangelischer Pfarrer, Arzt und Psychotherapeut – und einer der Gründungsväter der Telefonseelsorge. 1915 wurde er in Berlin geboren, er arbeitete unter anderem als Oberstudienrat am Schadow-Gymnasium und am „Paulinum“, der evangelischen Ausbildungseinrichtung für Theologen – allerdings lange bevor das „Paulinum“ in die Zehlendorfer Leuchtenburgstraße zog.

Sein Hauptthema war die Seelsorge, er engagierte sich Zeit seines Lebens für die Suizid-Prophylaxe (Wikipedia beschreibt ihn als „profilierten Selbstmord-Forscher“). In einem Beitrag des Evangelischen Pressedienstes heißt es über Klaus Thomas: „Er war überzeugt: ‚Man kann, ja man muss Selbstmörder aufhalten.'“ 1956 gründete er gemeinsam mit Julius Wissinger die „Lukas-Gemeinschaft (Lebensmüdenbetreuung)“. Am 5. Oktober 1956 nahm die erste Telefonseelsorge Deutschlands ihre Arbeit auf: Unter der privaten Telefonnummer des Ehepaares Wissinger, sie lautete 32 01 55, wurden fortan verzweifelte Menschen beraten. 1960 entstand die „Telefonseelsorge Berlin (Lebensmüdenbetreuung)“.

Für Leser Franz-Josef Hücker ist es „erbärmlich und eine Schande für das Land Berlin“, dass Klaus Thomas kein Ehrengrab des Landes erhält. Das sei „ganz gewiss das falsche Signal für die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge, die bundesweit rund um die Uhr ihren Dienst tun“, schreibt er. Jeweils 2012 und 2013 starteten Kirchen und Bürger Ehrengrab-Initiativen – doch das Land Berlin lehnte ab.

Foto: Frank Donati / Wikimedia Commons

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