Nachbarschaft

Veröffentlicht am 12.09.2019 von Boris Buchholz

Sie ist in der Steglitzer Herderstraße aufgewachsen: Erst machte Bibi LeBlanc, 55, eine Ausbildung zur Bürokauffrau, dann wurde sie Flugbegleiterin, Immobilienentwicklerin und Autorin. Heute lebt sie in Florida – sie hat ein Buch über ihre Kindheitserlebnise in West-Berlin und den Fall der Mauer geschrieben. Es ist ein Malbuch für Erwachsene (und auch für Kinder).

Warum haben Sie Ihren Wohnort vom schönen Steglitz ins triste Florida gewechselt? Ich bin nach dem Abitur auf dem Paulsen-Gymnasium mit meinem damaligen Freund nach Hannover gegangen. Ich wusste als Kind schon, ich möchte raus aus der Stadt mit der Mauer. 1986 wurde ich Flugbegleiterin und bin vier Jahre bei Lufthansa geflogen – am Anfang durften die ja noch nicht einmal nach Berlin fliegen. Ich habe dann mit dem Fallschirmspringen angefangen. Meinen Schirm habe ich auf den Lufthansa-Flügen immer mitgenommen, ich bin auf der ganzen Welt gesprungen. Und als ich 1988 einen Kurs in Florida mitmachte, lernte ich zwei Tage vor dem Abflug meinen dann zukünftigen Mann kennen. Mein letzter Flug mit Lufthansa war der Umzug 1990 in die USA.

Ihre Heimatstadt hat Sie anscheinend nicht richtig losgelassen: Warum haben Sie ein Malbuch zum Fall der Mauer erschaffen? Ich bin jedes Jahr in Berlin, auch mit meinen drei Kindern. Ich fand es als Kind zwar nicht toll in Berlin, jeder Verwandtenbesuch in Ostberlin war wegen der Kontrollen beängstigend. Aber jetzt ist es interessant zurückzublicken – auch durch das Buch habe ich mehr über die damalige Zeit gelernt.

Jetzt richtet sich das Buch – es ist Ihr viertes Malbuch – erst einmal an Amerikaner … Die Geschichte Berlins interessiert die Leute in den USA einfach. Ich habe in der Bücherei meines Wohnorts über mein Leben erzählt und begann damit, dass ich im amerikanischen Sektor Berlins geboren wurde. Die meisten Fragen kamen aus dem Publikum dann dazu: Was heißt das denn?

Was ist Ihre Kernaussage an Ihr Publikum? Das sind drei: Besuchen Sie Ihre Familie – weil Sie es können. Wir konnten das ja damals nicht. Bereisen Sie die Welt – weil Sie es können. Ich habe neulich eine Statistik gehört, nach der achtzig Prozent der Amerikaner keinen Reisepass haben. Ich könnte mir ein Leben ohne Reisepass gar nicht vorstellen. Lebe Deine Träume – weil Du es kannst. Man kann sich eigentlich fast alle seine Träume erfüllen, man muss nur den ersten Schritt in die richtige Richtung machen und dann den nächsten.

Was denken Sie dreißig Jahre nach dem Mauerfall? Ich habe nie gedacht, dass ich den Mauerfall erleben werde. Es war damals einfach nicht im Bereich des Möglichen. So war die Welt. Dass man sie so radikal verändern kann, haben die Wenigsten erwartet – ich auch nicht.

In Ihrem Buch haben Sie zwei Motive, die mit dem Berliner Südwesten großzügig verbunden sind: die Glienicker Brücke und die Heilandskirche in Sacrow. Welche Motive würden Sie außerdem in ein echtes Steglitz-Zehlendorf-Malbuch aufnehmen? Das alte rote Rathaus Steglitz, den Bierpinsel, ach, es gibt so viele schöne alte Gebäude. Die Grundschule am Breitenbachplatz, da bin ich hingegangen.

Und der Kreisel? Stimmt, er sieht ja aus wie eine Ruine, aber den könnte man schön anmalen. Da könnte man selber kreativ werden.

Kann man denn eigentlich davon leben, Malbücher für Erwachsene zu gestalten? Bis jetzt noch nicht, aber ich hoffe das für die Zukunft.

Verlosung: Bibi LeBlanc hat ein Exemplar ihres zweisprachigen Ausmal-Buches „Berlin. Divided United. Geteilt Vereint“ signiert – Sie können es gewinnen! Hinterlassen Sie auf der Gewinnspiel-Website tagesspiegel.de/gewinnen unter dem Stichwort „Ausmalbuch“ Ihre Kontaktdaten – alle Einsendungen, die bis Freitag, 13. September, 18 Uhr, eingehen, landen im Lostopf. Wie immer gilt: Jeglicher Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wer kein Los-Glück haben sollte, kann das Buch für 14,95 Euro erwerben: Entweder auf der Website der Autorin culturetocolor.com oder bei Amazon (da Bibi LeBlanc das Buch selber herausgibt, sind die Vertriebswege beschränkt).

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: boris.buchholz@tagesspiegel.de