Nachbarschaft
Veröffentlicht am 14.03.2024 von Boris Buchholz
Die 16-jährige Magdalena Krug aus Zehlendorf spielt nicht nur bei Hertha BSC Fußball und im Team ihrer Schule Basketball – sie backt und kocht auch „für mein Leben gerne“. Jetzt hat die Schülerin der Berlin Brandenburg International School in Kleinmachnow der Aktion Warmes Essen in der Zehlendorfer Pauluskirche 1100 Euro gespendet. Wie das Geld zusammenkam und warum sie sich für das Projekt für Obdachlose und andere Bedürftige engagiert, erzählt die junge Frau im Interview.
Liebe Magdalena, 1100 Euro sind viel Geld. Hast du im Lotto gewonnen?
Ich habe diese 1100 Euro mit insgesamt vier „Bake Sales“ gesammelt. Diese „Bake Sales“ fanden immer in der Mittagspause in der Schule statt. Pro Verkaufstermin habe ich so ungefähr 60 Kekse, 30 Brownies, 24 Muffins und 100 Waffeln gebacken. Die Waffeln kamen immer sehr gut an, weil ich sie frisch in der Pause zubereitet habe. Mit der Planung des Projekts habe ich im Oktober begonnen, der letzte „Bake Sale“ war im Februar.
Wie kam es dazu, dass du das Geld der Aktion Warmes Essen gespendet hast?
Wir haben an der Schule sogenannte Personal Projects. Für den Abschluss „Internationale Baccalaureate“ muss jeder Schüler der zehnten Klasse sechs Monate lang außerhalb der Schulzeit an diesem Projekt arbeiten. Jedes Projekt hat ein „learning goal“, also das Lernziel und ein „product goal“, das Produktziel. Mein „learning goal“ war, mehr über das Thema Hungersnot und Obdachlosigkeit in Berlin zu lernen. Das „product goal“ meines Projektes war, Geld zu sammeln, das ich am Ende des Projektes an die Organisation spenden wollte, mit der ich zusammengearbeitet habe. Am Anfang meines Projektes hörte ich mich um und nahm auch mit der Aktion Warmes Essen Kontakt auf. Ich habe dann Schwester Heike Erpel persönlich kennengelernt und ich war sofort begeistert von der Arbeit, die hier in Zehlendorf gemacht wird. Also habe ich mitgemacht und bei der Essensausgabe geholfen
Was für Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Ich habe bei der Essensausgabe viele schöne Erlebnisse gehabt. Besonders schön war es, wenn ich ein bisschen mit den Menschen reden konnte: Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten und es war einfach toll zu sehen, wie offen und freundlich alle waren.
Ah, ich wette, die Gäste haben sich gefreut, dass jemand Junges den Altersdurchschnitt der Helfenden nach unten gedrückt hat…
Auf jeden Fall war es immer sehr schön zu sehen, wie sich die Leute gefreut haben, wenn sie mich bei der Essensausgabe gesehen haben. Da es eher ungewöhnlich ist, dass Schüler bei der Essensausgabe mithelfen, haben viele mich gefragt, wieso ich überhaupt da bin. Dann konnte ich von meinem Projekt erzählen. Die Menschen haben immer mit großem Interesse zugehört – und das hat mir gezeigt, dass mein Projekt sehr viel Bedeutung hat.
Beißen sich die Ausgabezeiten – immerhin dreimal die Woche über den Mittag – nicht mit den Unterrichtszeiten?
Klar, ich konnte leider nicht sehr oft mit dabei sein. Aber ich habe in allen Ferien jeweils drei- oder viermal mitgeholfen. Jedes Mal habe ich auch etwas Selbstgebackenes mitgebracht. Entweder ein großes Blech Kuchen oder um die Weihnachtszeit kleine Plätzchen-Tütchen.
Was hast du über Obdachlosigkeit und die Menschen, die obdachlos sind, gelernt?
Ich glaube nicht, dass genug Menschen, gerade Kinder und Jugendliche in meinem Alter, ausreichend über Obdachlosigkeit Bescheid wissen. Viele Kinder bei meinen „Bake Sales“ haben mich gefragt, wofür ich Geld sammle. Als ich dann sagte, dass ich für eine Suppenküche sammle, waren manche erst mal ein bisschen überrascht. Andere wussten gar nicht, was eine Suppenküche ist.
Gab es noch andere Rückmeldungen?
Mein Lieblingsfeedback war, dass alles sehr lecker ist. Das hat mir viel Freude gebracht!
Was wird mit den 1100 Euro, die du gesammelt hast, finanziert?
Genau weiß ich nicht, was mit dem Geld gemacht wird, das ich gespendet habe. Durch meine Zusammenarbeit mit der Aktion Warmes Essen bin ich aber zutiefst überzeugt, dass dieses Geld sinnvoll eingesetzt wird.
Wirst du jetzt weiter bei der Aktion Warmes Essen mitmachen oder widmest du dich neuen Projekten?
Da ich schulbedingt leider nicht regelmäßig in der Suppenküche aushelfen kann, werde ich so oft wie möglich in meinen Ferien mithelfen.
Weil du jetzt so viel Back- und Küchenzeit hinter dir hast: Träumst du von einer Karriere in der Gastronomie?
Ein Job in der Gastronomie kann ich mir zwar gut vorstellen, aber mein Traum ist irgendwann mal, ein kleines Café oder eine Bäckerei zu besitzen.
- Auch Sie können der Aktion Warmes Essen helfen – im Team oder mit einer Spende! Das Spendenkonto der Paulus-Kirchengemeinde lautet: Kirchenkreisverband Berlin-Südwest; IBAN: DE59 5206 0410 3403 9663 99; BIC: GENODEF1EK1; Verwendungszweck: „Paulus Zehlendorf/Warmes Essen“ (bitte unbedingt angeben)
- Welche Nachbarin, welchen Nachbarn sollen wir vorstellen? Senden Sie Ihre Vorschläge gerne an boris.buchholz@tagesspiegel.de.
- Fotos: privat / Aktion Warmes Essen