Nachbarschaft
Veröffentlicht am 28.11.2024 von Boris Buchholz
Der große Saal im Jugendcampus Albert Schweitzer am Stadtpark Steglitz war am Freitagabend gut gefüllt – mit Helium gefüllte Ballons schwebten durch den Raum, auf der Bühne waren Schlagzeug und Keyboard eingerichtet, Disco-Lichter flackerten durch den Saal. Kurz: Es war alles für die Bezirksheldinnen und -helden vorbereitet.
Das Bezirksamt, vertreten durch Jugendstadträtin Carolina Böhm (SPD) und Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) und das reichlich vorhandene Publikum, würdigte im Verlauf des Abends 36 junge Steglitz-Zehlendorfer, die sich ehrenamtlich für die Menschen und die Gemeinschaft im Bezirk engagiert haben. Da waren Schwimmlehrerinnen, Sporttrainer, eine Ministrantin, Computer-Programmierer, Reitlehrerinnen – und Nguyen Quoc Bao Tran. Der Zwölfjährige, sein Rufname ist Bao, war einer der jüngsten, die auf der Bühne geehrt wurden: für seine außerordentliche Leistung als Kinderrechteaktivist und sein Engagement für die Renaturierung der Bäke.
Bao, jetzt bist Du ein Bezirksheld. Wie fühlt sich das an?
Also, am Anfang fand ich es relativ peinlich, auf die Bühne zu gehen. Aber dann hat es sich gut angefühlt.
Du setzt Dich für Kinderrechte ein. Wie kam das?
Ja. Meine Lebenskundelehrerin hat mich darauf angesprochen, wir haben als Klasse das Thema Kinderrechte bearbeitet – und dann habe ich halt immer weiter damit gemacht. Ich war im letzten Jahr beim Kinder- und Jugendgipfel des Deutschen Kinderhilfswerks. Wir haben dort mit Leuten aus anderen Städten über die Kinder- und Jugendrechte geredet.
Welche Kinderrechte müssten noch stärker gefördert werden?
Dass zum Beispiel Kinder nicht versklavt werden. Dass es keine Kinderarbeit gibt.
Was ist Dir noch wichtig?
Dass Kinder nicht misshandelt werden.
In der Laudatio wurde auch Dein Engagement für den Naturschutz erwähnt. Um was geht es da?
Das war noch an meiner alten Schule, der Grundschule an der Bäke. Also, es gibt ja die Bäke und die war sehr dreckig und damit haben wir uns in meiner Klasse befasst.
Euer Ziel …
Das war die Renaturierung. Aber das hat nicht ganz funktioniert. Denn Renaturieren heißt ja, dass der Bach wieder seinen originalen Zustand erhält. Da die Bäke in Stein eingebaut ist, hätte die Renaturierung viel gekostet und es hätte sehr viel getan werden müssen. Wir haben aber mit vielen Politikern geredet, manche haben uns Zangen gespendet, mit denen wir den Müll aus der Bäke rausgefischt haben.
Haben da alle Kinder in der Klasse mitgemacht?
Alle, die bei Lebenskunde waren, haben geholfen.
Wie kann man denn die Leute dazu bringen, keinen Müll mehr in die Bäke zu werfen?
Wir haben tatsächlich vor einem Jahr Interviews mit Leuten gemacht, die an der Bäke spazieren gingen. Die meinten alle, dass sie den Müll nicht schön fänden. Und da es an der Bäke nur zwei Mülleimer gibt, hatten wir die Idee, für mehr Abfalleimer zu sorgen. Damit die Leute ihren Müll nicht in die Bäke werfen, sondern in die Mülleimer.
Und habt ihr neue Mülleimer installieren können?
Das war ganz am Ende des Schuljahrs, ich bin mir nicht sicher. Aber ich weiß, dass wir Geld für Mülleimer bekommen haben – und ich glaube, dass wir dann auch einen neuen bestellt haben.
Wie wichtig ist es, dass Kinder und Jugendliche sich für ihre Umgebung, ihre Schule, ihre Wege, ihren Sportverein einbringen?
Ich finde es sehr wichtig. Kinder und Jugendliche sollen das machen, was sie leidenschaftlich toll finden. Aber es könnten mehr sein. Zum Beispiel haben sich auf meiner alten Schule vielleicht zwei oder drei Klassen engagiert.
Findest Du, dass die Interessen von Kindern und Jugendlichen ausreichend gesehen und berücksichtigt werden?
Das finde ich schon. Ich habe ja mit Politikern geredet, wir haben Briefe an sie geschrieben und sowas. Wenn man sich richtig und immer wieder mit einer Sache befasst, dann wird reagiert. Aber wenn man sich vielleicht nur einmal meldet und dann nie wieder, dann hat man weniger Erfolg.
Auf der Bühne wurde gesagt, dass Du an den Sachen dran bleibst, die Du umsetzen möchtest. Du bleibst stur, bis ein Politiker antwortet?
Ja.
Was sind Deine aktuellen Projekte?
Gerade beschäftige ich mich fast mit gar nichts, außer mit meiner Schule. Ich bin ja jetzt in einer neuen Schule, im Gymnasium Steglitz.