Intro

von Judith Langowski

Veröffentlicht am 25.09.2018

Das Verfahren um die Schöneberger Linse wurde entschieden: Den Zuschlag für den Gebäudekomplex erhielt die Schwulenberatung Berlin. Sie plant dort ein Mehrgenerationenhaus mit 69 Wohnungen, einer Kita sowie Platz für Beratungs- und Betreuungsangebote für die LSBTI-Gemeinschaft. Die Eigentümerin der Grundstücke, die Berliner Immobilienmanagement (BIM), begründete ihre Entscheidung mit der „hohen städtebaulichen und architektonischen Qualität des Konzeptes“.

„Bei aller Freude über die Zusage“, sind die Grünen-Abgeordnete Anja Kofbinger und ihr Kollege Sebastian Walter enttäuscht: Es fehle noch immer ein Grundstück für ein Mehrgenerationenhaus für die lesbische Community und transidente Frauen in Berlin. Rad und Tat e.V. (RuT) bewertet die Entscheidung als „Schlag in das Gesicht der Community“. Der Verein hatte sich mit einem solchen Projekt ebenfalls für das Grundstück am Bahnhof Südkreuz beworben. RuT kam ebenfalls in die letzte Auswahlrunde und erhielt Anfang des Jahres sogar den Zuschlag. Das Schwulenprojekt legte aber wegen eines Verfahrensfehlers Einspruch ein. Sie hätten ursprünglich eine sehr gute Bewertung bekommen, so Georg Härpfer, Vorstandsmitglied des Vereins. Ihnen sei nur mitgeteilt worden, den Anteil des sozialen Wohnungsbaus noch aufzustocken, was sie für die nächste Bewertungsrunde auch getan hätten. Überraschend hätten sie dann in der letzten Runde eine deutlich schlechtere Bewertung erhalten. Eine neue Vergaberunde wurde gestartet, bei dem die Schwulenberatung nun gewann.

Zuvor hatte sich die lesbische Community in Berlin mit verschiedenen Aktionen, unter anderem beim „CSD an der Spree“, solidarisch mit dem RuT-Projekt gezeigt. Kritiker*innen äußerten, dass die Schwulenberatung schon zwei ähnliche Wohnprojekte verwalte. RuT muss nun für sein Mehrgenerationenhaus mit 80 barrierefreien Wohnungen, davon 30 ausschließlich für Menschen aus der LGBTI-Szene, zwei Wohngemeinschaften für pflegebedürftige und demenzkranke Frauen, einem Frauen- und einem Kiezcafé weiter nach einem Grundstück suchen. Kofbinger und Walter rufen nun das Land Berlin „dringend auf“, ein solches Grundstück zu finden.

Judith Langowski ist Redakteurin der Leute-Newsletter. Über Anregungen, Kritik, Lob und Tipps aus allen Bezirken freut sie sich unter leute-j.langowski@tagesspiegel.de.