Intro

von Sigrid Kneist

Veröffentlicht am 28.07.2020

der Druck ist hoch. Voraussichtlich in dieser Woche wird sich entscheiden, ob es dem Land Berlin gelingt, doch noch die ein oder andere Karstadt-Filiale, die eigentlich geschlossen werden sollte, zu retten. Die Verhandlungen mit der Signa Holding, der Eigentümerin des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns, sind beim Land Berlin Chefsache. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) führen die Gespräche, um – wie es es heißt – ein Berlin-Paket zu erarbeiten. Das Interesse ist groß: Es geht um Hunderte Arbeitsplätze und um die Zukunft der Einkaufsstraßen in Berliner Bezirken.

So auch in Tempelhof. Viele fürchten, dass die Schließung des Kaufhauses am Tempelhofer Damm zu einem Niedergang der Geschäftsstraße führt. Die Unternehmer-Initiative spricht von einer Katastrophe (mehr dazu in der Rubrik Nachbarschaft). Schaut man sich derzeit in der Tempelhofer Karstadtfiliale um, hat man wirklich den Eindruck, dass das Haus schließen wird. Alles muss raus: Räumungsverkauf ist die Devise. Die Warenhauseigner bauen damit eine ziemliche Drohkulisse auf.

Aber auch der Bezirk hat Mittel: Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) ließ das Bebauungsplanverfahren für ein Signa-Projekt in der Passauer Straße beim KaDeWe stoppen. Wenn der Konzern andere Prioritäten statt der Erhaltung der Arbeitsplätze und der Sicherung des Geschäftsstandorts Tempelhof setzt, dann hat eben auch der Bezirk andere Schwerpunkte, solche dringlichen wie den Wohnungsbau. Das österreichische Immobilienunternehmen Signa plant an der Passauer Straße einen Geschäftshauskomplex mit einem Investitionsvolumen von 140 Millionen Euro.

„Wir brauchen eine gute Lösung für Berlin, und ich vertraue ganz auf das Verhandlungsgeschick des Regierenden Bürgermeisters und der Wirtschaftssenatorin“, sagt Oltmann. Und auch Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) hofft sehr darauf, dass es gelingt, „eine gemeinschaftliche Lösung zu finden“ und dabei den Standort Tempelhof zu erhalten.

Sigrid Kneist arbeitet seit 1990 als Redakteurin in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels. Mitte der neunziger Jahre hätte sie sich nicht vorstellen können, dass sie wenig später aus dem Kreuzberger Graefekiez nach Mariendorf ziehen und dort bis heute bleiben würde. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihr bitte eine E-Mail an leute-s.kneist@tagesspiegel.de