Intro

von Sigrid Kneist

Veröffentlicht am 01.12.2020

der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg ist in den vergangenen Wochen zum Ziel rechtsextremistischer Täter geraten. Wie der evangelische Kirchenkreis auf seiner Website mitteilt, kam es zu antisemitischen Äußerungen, zum Zeigen verfassungswidriger Kennzeichen und  Drohungen. Außerdem gab es vielfältige Störungen beispielsweise von Video-Gottesdiensten.

„Wir haben alle Äußerungen und Handlungen angezeigt, die Menschen verachten, Antisemitismus und Hetze verbreiten, Bedrohungen aussprechen oder in anderer Weise gegen das Grundgesetz verstoßen. Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz“, sagt Superintendent Michael Raddatz. „Der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg wird auch in Zukunft weitere Äußerungen und Handlungen aus diesem Bereich anzeigen.“

Massive Störung. Erst am Sonntagabend war das adventliche Online-Format „Brot und Liebe“, das man über eine Viedeokonferenzplattform offen und ohne Anmeldung besuchen kann, massiv gestört worden. Teilnehmer malten mit einem Bildschirmstift verfassungsfeindliche Symbole oder obszöne Bilder. Außerdem störten sie durch laute martialische Musik und bedrohliche Mitteilungen im Chat. Fünf Teilnehmer konnten nach Angaben von Pfarrer Alexander Höner ausgeschlossen werden, es blieben allerdings weitere Störer im Stream. Die Videoveranstaltung wurde unterbrochen und auf einem Instagram-Kanal fortgesetzt. „Es war erschreckend, wie massiv und organisiert die Störer vorgingen“, sagt Höner. Das bedrohe schon „die Freiheit der Religionsausübung“. Mit diesen Attacken hatte das Kirchenteam, das die Reihe gestaltet, nicht gerechnet.

Konsequente Anzeige. Der Kirchenkreis wird konsequent jede weitere Störung dieser Art zur Anzeige bringen. Das Onlineformat werde man weiterhin offen gestalten und den Zugang nicht durch Anmeldung und Registrierung erschweren. Für den kommenden Sonntag wird das Technikteam verstärkt, um schneller reagieren zu können. „Wir lassen uns nicht einschüchtern und entmutigen“, sagt Superintendent Raddatz. „Wir werden weiterhin digitale Kirche mit unserer menschenfreundlichen Botschaft anbieten.“

Sigrid Kneist arbeitet seit 1990 als Redakteurin in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels und lebt seit Mitte der neunziger Jahre in Mariendorf. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihr bitte eine E-Mail an leute-s.kneist@tagesspiegel.de

+++ Das ist ein Ausschnitt aus unserem Newsletter Tempelhof-Schöneberg. Jeden Dienstag kostenlos: leute.tagesspiegel.de

+++ Die Themen der Woche:

  • Rechtsextremistische Angriffe: Kirche erstattet Anzeige
  • Zu Hause in Friedenau: Deutschlands wohl älteste Instagram-Oma
  • Schutz vor Verdrängung: Drei neue Milieuschutzgebiete im Bezirk
  • Bezirksgeschichte: Zwei bekannte Schöneberger im Reichstag
  • CDU fordert Untersuchungsausschuss zu Genossenschaft „Diese e.G.“
  • Online-Tagebuch der Johanna-Eck-Schule: Hybridlernen in Tempelhof
  • Protest in Friedenau: Anwohnerinitiativen klagen über marode Plätze
  • Von Fröschen und Kröten: Was hier so alles hüpft und schwimmt