Kultur

Schöneberger Schätze: Die Kunstwerke aus dem Museumsdepot

Veröffentlicht am 27.04.2021 von Sigrid Kneist

Der Bundestag debattierte am vergangenen Mittwoch über die Bundesnotbremse, im Museum Schöneberg waren die letzten Aufbauarbeiten für die bevorstehende Ausstellung in vollem Gange. Als wenig später die Bilder alle an ihrem Platz hingen, war die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen.

Damit stand fest: Die Ausstellung „Enthüllte Schätze – 101 Jahre Schöneberger Kunstdepot“ wird erst eröffnet werden können, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin unter 100 liegt. Davon sind die Werte einiges entfernt. Die Ausstellung wird noch auf Besucher warten müssen.

Im Schöneberger Depot lagern rund 600 Kunstwerke. Den Grundstock dafür legte 1919 die Kunstsammlung des Arztes Walter Levinstein. Die damals noch selbstständige Stadt Schöneberg kaufte seinerzeit 33 Kunstwerke. „Zwölf Bilder und eine Skulptur sind noch erhalten“, sagt Museumsleiterin Irene von Götz. Im Laufe der Jahre kamen durch Schenkungen und Ankäufe immer mehr Werke hinzu.

Ein Kunstwerk pro Jahr. Die Museen Tempelhof-Schöneberg haben einen kleinen Etat, um pro Jahr ein Kunstwerk zu erwerben, das einen Bezug zum Bezirk haben muss. Viel Geld ist es nicht, „ein niedriger vierstelliger Betrag“, sagt von Götz. Ein Raum in der jetzt aufgebauten Ausstellung ist auch der Ursprungssammlung Levinstein gewidmet. Einen prominenten Platz nimmt dort ein weiblicher Akt des Münchner Sezessionisten Gustav Jagerspacher ein. Ein Gemälde eines unbekannten Malers aus dem Jahr 1876 zeigt das „Maison de Santé“ in der Hauptstraße, eine psychiatrische Heilanstalt, die Walter Levinstein leitete und die von seinem Vater Eduard gegründet worden war.

Der Gasometer in der Kunst. Eine Bilderwand mit Werken aus verschiedenen Zeiten ist einem Schöneberger Baudenkmal gewidmet, über das gerade viel diskutiert wird – dem Gasometer. Von 1919 stammt die Zeichnung Hans Baluscheks, der seinerzeit im obersten Stockwerk der Hauptstraße 33/34 mit Blick auf den Gasometer wohnte. Auch Baluschek war ein Sezessionist, „der die Kunstszene hier gut aufmischte“, wie Kuratorin Jasmin-Bianca Hartmann sagt. Vor einem tiefroten Himmel malte der Künstler Detlef Selle 1966 den düster wirkenden Gasspeicher. Eher leicht hingegen erscheint der Gasometer in dem in hellen Farben komponierten Gemälde von Editha Krause-Droth, das zwei Jahre zuvor entstand. Auffällig ist, dass fast alle Abbildungen den Gasometer gefüllt und nur das letzte Feld zwischen der Stahlkonstruktion transparent zeigen. Eine Bebauung bis genau zu dieser Höhe sehen die derzeit umstrittenen Ausbaupläne vor.

Von Georg Netzband aus dem Jahr 1939 stammt eine farbenfrohe Szene auf dem Hochbahnhof Nollendorfplatz. Drei Büsten zeigen zudem die aus Schöneberg stammenden Berühmtheiten Albert Einstein und Marlene Dietrich sowie den als Dachstubenpoet bekannt gewordenen Schriftsteller Arno Holz.

Derzeit sind alle Museen des Bezirks geschlossen. Auf der Homepage finden Sie  Informationen, welche Ausstellungen geplant sind, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz berlinweit wieder unter 100 sinkt. museen-tempelhof-schoeneberg.de

Fotos: Museen Tempelhof-Schöneberg

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