Namen & Neues
Autonom fahrender Bus - nicht im Bezirk, sondern auf Sylt
Veröffentlicht am 14.05.2019 von Sigrid Kneist
Die Idee: ein fahrerloser Bus in Schöneberg. Schon mehrfach wurde in der BVV im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg über dieses Thema angeregt diskutiert – zuletzt im April nach einer Großen Anfrage der CDU. Vor allem CDU und SPD sind unzufrieden mit den Aussagen der Verkehrsstadträtin Christiane Heiß (SPD), warum es im Bezirk keinen Versuch mit einem fahrerlos fahrenden Bus auf öffentlichem Straßenland gibt. Schon vor gut einem Jahr – damals auf eine mündliche Anfrage der SPD-Fraktion – hat sie als wichtigen Grund dagegen genannt: „Die Erprobung eines fahrerlosen Fahrzeugs in öffentlichen Straßenland verstößt so eindeutig, wie man es überhaupt nur sagen kann, gegen Artikel 8 des Wiener Übereinkommens zum Straßenverkehr und Straßenverkehrszeichen von 1968.“ Dieses sehe immer einen Fahrer vor. Aber vor allem bewertete sie die vorgeschlagene Strecke zwischen Südkreuz und Euref-Campus als ungeeignet: „Eine übersichtliche und durch wenig Störpotenzial gekennzeichnete Strecke sieht anders aus.“
Auf der Nordseeinsel Sylt fährt so ein Mini-Bus jetzt im Echtbetrieb durch die Straßen des Ortes Keitum. Im April hat mein Newsletter-Kollege André Görke (wenn er nicht Bus auf Sylt fährt, schreibt er aus Spandau) dies beobachtet. Der Bus kurvt ohne Fahrer durch die Dorfstraßen, hält an sieben Haltestellen, nutzt Busspuren, kreuzt Fahrradwege und Touri-Spots, fährt am Kliff entlang, ohne runterzufallen. Ulkig: Als das Ding hupend an der Haltestelle losfuhr, erstarrte alles ringsum. Autos, Radfahrer, Hunde – alles verharrte im Sicherheitsabstand. Höchstgeschwindigkeit: Tempo 18 – große Heiterkeit bei den Radfahrern (die schneller waren, zumindest, wenn sie keinen Gegenwind hatten).
So läuft es auf Sylt. Zehn Passagiere finden in dem neuen Bus Platz; in der Mitte steht ein Sicherheitsmann, der im Notfall eingreift. Die Bus-Route wurde zig mal zentimetergenau abgefahren, damit das Gefährt weiß, wo es lang muss. Die Uni Kiel begleitet das Projekt, berichtet der NDR. Bald solle ein zweiter Test hinzukommen. Nachgeladen wird mittags. – Sigrid Kneist
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