Namen & Neues

Kampf um die Toiletten am Winterfeldtmarkt

Veröffentlicht am 02.07.2019 von Sigrid Kneist

Dem Fischhändler Lothar Gierke-Löhr stinkt’s. Und zwar schon seit geraumer Zeit. Die Ursache sind zwei Mobiltoiletten, die das Bezirksamt seit nunmehr rund 20 Jahren den Markthändlern dort zur Verfügung stellt. Der Fischbrötchen-Händler bezeichnet diese als „nicht akzeptabel, dreckig“. Erst vor wenigen Wochen übergab er Proben vom Wasser des Handwaschbeckens an das Gesundheitsamt. Das Wasser war verunreinigt. „Der Markt steht in jedem Reiseführer und es gibt keine vernünftige Toilette“, sagt Gierke-Löhr. Das sei unhaltbar. Die hygienischen Zustände der Mobiltoiletten habe vor allem seit dem vergangenen Jahr erheblich nachgelassen; außerdem würden sie jetzt erst gegen acht Uhr morgens aufgestellt. Viele Markthändler seien zu dieser Zeit aber schon seit Stunden mit dem Aufbau der Stände beschäftigt. Denen helfe der Verweis auf umliegende Restaurants, Cafés oder Kneipen auch nicht weiter.

Gierke-Löhr, der seinen Stand nur am Samstag betreibt, hat an Umweltsenatorin Regine Günther und Ordnungsstadträtin Christiane Heiß (beide Grüne) geschrieben. Auch Unterschriften anderer Händler habe er gesammelt. Laut Heiß arbeitet das Bezirksamt seit 2012 mit demselben Toiletten-Anbieter zusammen. Und zwar „sehr gut“, wie sie schreibt. „Auch wenn die Sauberkeit am Ende der Markttage nicht immer zufriedenstellend ist“, gebe es sonst keine Beschwerden. Nach Angaben der Stadträtin hat es in der Tat vor einigen Wochen einen Fehler an der Wasserversorgung des Handwaschbeckens gegeben. Dieser wurde zunächst trotz mehrfachen Austauschs und Spülens nicht gefunden. Inzwischen sei die Ursache gefunden und beseitigt, weitere Proben hätten keine Auffälligkeiten gezeigt.

„Ungeachtet dieser Diskussion ist das Bezirksamt an einer guten Qualität und Versorgung dieser touristischen Attraktion im Bezirk sehr interessiert“, schreibt Heiß weiter. Sie habe deswegen an die Senatsumweltverwaltung geschrieben, damit der Winterfeldtmarkt berücksichtigt wird, wenn neue Standorte für die Toilettenanlagen der Firma Wall festgelegt werden. Die Planungen für die kommenden zwei Jahre seien aber schon abgeschlossen; deswegen lasse sich dies nicht sofort umsetzen. Es bestehe aber die Chance, beim Austausch der Wall-Toilette diese vom jetzigen Standort Hohenstaufenstraße/Goltzstraße näher an den Markt zu verschieben. Das Bezirksamt prüft derzeit, welche Möglichkeiten es rund um den Winterfeldtplatz gibt. Bei einem positiven Ergebnis könnte die Toilette dann im vierten Quartal gebaut werden. „Dieses Angebot wäre dann kostenpflichtig, aber für alle Markthändler und auch die Besucher in der bekannten Qualität und auch dauerhaft außerhalb der Marktzeiten nutzbar“, schreibt Heiß.

Die Stadträtin weist zudem auf Hygienestandards hin, die vor allem Markthändler betreffen, die offene Lebensmittel verkaufen. Diese brauchen auf jeden Fall sanitäre Anlagen, in denen es fließend Warmwasser, Flüssigseife und Einwegpapierhandtücher gibt: „Die Verantwortung dafür trägt der Händler als Gewerbetreibender. Sollte er also die hygienischen Bedingungen auf den WCs anzweifeln, liegt es an Ihm Abhilfe zu schaffen.“

Anfang April wurden die neuen Wall-Toiletten vorgestellt. Die ersten stehen bereits. Bis 2020 sollen es knapp 200 Anlagen in der gesamten Stadt sein. Ihre Benutzung kostet 50 Cent. Mehr dazu auf tagesspiegel.de. Sigrid Kneist
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