Namen & Neues
Verbraucherschützer in Tempelhof
Veröffentlicht am 10.03.2020 von Sigrid Kneist
Die gute Nachricht gleich vorweg: „Die Verbraucher kommen, sie finden uns“, sagt Petra Hegemann, Leiterin der Abteilung Recht und Beratung bei der Berliner Verbraucherzentrale. Denn die Organisation, die die Belange der Verbraucher vertritt, ist umgezogen – raus aus dem Zentrum ein bisschen in die Peripherie. Sie musste nach vielen Jahrzehnten ihren Sitz in der City-West aufgeben. Zuletzt war sie zwölf Jahre direkt am Bahnhof Zoologischer Garten zu Hause, zuvor etliche Jahre am Wittenbergplatz. Die Suche nach gut gelegenen und vor allem gut erreichbaren Räumen war nicht leicht und dauerte ein gutes Jahr.
Standortsuche schwierig. Von der Vorstellung eines Standortes entweder in der City-West oder City-Ost und auch innerhalb des S-Bahnrings habe man sich schnell verabschieden müssen, sagt Dörte Elß, die Leiterin der Verbraucherzahentrale. Unbezahlbar. „Ein Jahr lang haben wir gesucht, mit Makler.“ Fündig wurde die Verbraucherzentrale schließlich in Tempelhof in der Ordensmeisterstraße. Nicht weit weg von Tempelhofer Hafen und Ullsteinhaus. Vom U-Bahnhof Ullsteinstraße sind es gut zehn Minuten Fußweg oder zwei Stationen mit dem Bus.
1000 Quadratmeter für 40 Mitarbeiter. Elß, die vor mehr als 30 Jahren direkt nach dem zweiten juristischen Staatsexamen in der Patientenberatung der Verbraucherzentrale begann, hat sich an den neuen Standort schnell gewöhnt. Die U6 schaffe eine direkte Verbindung zum Bundesverband in der Rudi-Dutschke-Straße in Kreuzberg. Von ihrem Büro im fünften Stockwerk des Bürogebäudes schaut sie ins Gewerbegebiet an der Colditzstraße und auf den dortigen Festsaal für türkische Hochzeiten oder andere große Feiern. Auf der anderen Seite des Flurs bieten die Fenster einen Blick weit übers Tempelhofer Feld hinaus – unter anderem zum Alexanderplatz mit dem Fernsehturm. Die Etage hat auf 1000 Quadratmetern Platz für die rund 40 Mitarbeiter; sie bietet Büros, Beratungsräume und einen Veranstaltungssaal. Die Arbeit ging in Tempelhof nach einer Woche Pause nahtlos weiter. An diesem Donnerstag wird in der Ordensmeisterstraße 15-16 die offizielle Eröffnung gefeiert; interessierte Besucher können sich zwischen 17 und 19 Uhr über die Angebote der Verbraucherschützer informieren. Bereits am Donnerstagvormittag werden die Berater aus Anlass des Weltverbrauchertags zwischen 10.30 und 12.30 Uhr auch im Einkaufszentrum Tempelhofer Hafen informieren.
Das Angebot. Die Beratungen sind vielfältig. Die Experten bieten Rat in allgemeinen Verbraucherangelegenheiten, bei Altersvorsorge- und Geldanlage, bei Immobilienkauf, der Baufinanzierung, in Versicherungsfragen. Diese Leistungen sind kostenpflichtig. Braucht man Hilfe bei Problemen rund um Handwerkerrechnungen, Reklamationen oder Handyverträgen werden für bis zu 20 Minuten Beratung 15 Euro fällig. Sucht man eine Baufinanzierungsberatung, muss man für 75 Minuten 120 Euro zahlen. Angesichts der Reisebeschränkungen durch das Coronavirus ist derzeit die Auskunft der Reiseberatung gefragt – vor allem bei Journalisten, die als Multiplikatoren wiederum ihre Leser oder Zuschauer informieren wollen, ob und unter welchen Bedingungen man bei der Absage einer Reise Geld zurückerhalten kann.
Jeder Tag zählt. Unentgeltlich sind Energierechts-, Energiespar- und und Energieschuldenberatung. Der letztgenannte Bereich wird derzeit mit zusätzlichen Mitteln aus dem Berliner Landeshaushalt ausgebaut. Zu den bisherigen zwei Beraterinnen kommen zwei Stellen hinzu, damit eine schnelle Terminvergabe möglich ist. Oft ist es nur eine Sache von Tagen, bis Strom oder Gas abgestellt werden, weil vorher die Rechnungen nicht bezahlt wurden. Im vergangenen Jahr haben die Energieversorger in knapp 93.000 Fällen die Sperrung von Gas und 104.000 Mal die Stromsperrung wegen aufgelaufener Schulden angedroht, wie aus den Antworten des Senats auf zwei Anfragen der Linksfraktion hervorgeht. 1670 Mal wurde das Gas abgedreht, 18.000 Mal der Strom. Die Verbraucherzentrale hat 480 Mal in diesen Fällen beraten. Hier die Antworten zum Gas als PDF und zum Strom als PDF.