Namen & Neues

Eine Woche Schulschließung: Das Online-Tagebuch der Johanna-Eck-Schule

Veröffentlicht am 24.03.2020 von Sigrid Kneist

Wir begleiten die Tempelhofer Sekundarschule mit Unterstützung ihres Verwaltungsleiters Axel Jürs durch die Zeit der Schulschließung. In der vergangenen Woche machte ein Protokoll des ersten Tags den Anfang. Das können Sie hier nachlesen. Heute lässt uns Jürs einen Blick in das Online-Corona Tagebuch der Schule nehmen – natürlich mit dem Einverständnis der Schüler und Lehrer. Einige Einträge stammen auch von Zetteln in den Klassenräume oder als Nachrichten auf den Whiteboards vom letzten Schultag vor der Schließung. In einem Klassenraum des neunten Jahrgangs war da unter anderem zu lesen: „,Bleib‘ sauber*, Johanna! Und sei nicht traurig: Bin ja bald wieder da!‘ (*kein Problem ohne uns, schätze ich mal)“

Und hier sind einige Beiträge aus der ersten Woche „Johanna@Home“: Schülerin A. schrieb: „Liebes Tagebuch, heute ist ein nicht so schöner Tag, wir haben den 18.3.20 und ab heute gilt die Regel, dass ich nicht mehr zum Pferd darf. … Ich fühle mich traurig und gelangweilt, weil ich jetzt 5 Wochen „frei“ habe: Weil es ein neues Virus gibt und wir deshalb nicht mehr in die Schule dürfen und ich nicht zum Pferd. Ich weiß noch nicht, was ich die ganzen Wochen machen soll außer den Schulaufgaben für unser Home-Learning, und freue mich jetzt schon wieder, am zweiten Tag der Schließung, auf die Schule.“

Neue Sneakers. Schüler D. schrieb: „…als ich heute um 10 Uhr zu Hause war, war es echt merkwürdig, weil ich um diese Zeit eigentlich Englisch bei Frau L. hätte. Es war echt toll, dass meine Mutter mit mir heute einkaufen gegangen ist und ich mir neue Sneaker geholt habe. Da habe ich mich echt gefreut, doch leider kann ich nicht damit in der Schule angeben, weil die Corona-Pandemie die Schule stillgelegt hat.“

Kontinuität und Stabilität. Lehrer O. schrieb an den Schulleiter: „…was wir bedenken sollten: Für einige unserer Schüler/innen in unserer Schule ist die [Johanna-Eck-]Schule selbst der einzige Ort der Kontinuität und Stabilität: [Diese Schüler/innen]… kommen aus nicht wirklich funktionierenden Familien und sammeln deshalb Kraft und Hoffnung für Ihren Alltag und ihre Zukunft an unserer Schule: weil sie… [hier] Lehrer/innen und Sozialpädagog/inn/en haben, mit denen sie sprechen –  und neben ihren häuslichen und/oder schulischen Problemen, Freude Momente des Lachens haben und teilen können. 

Diese Grundlage des guten Willens und der Ermutigung wurde diesen Kindern jetzt plötzlich durch die Schulschließung  genommen, und sie werden nun in eine Situation der … Unsicherheit gedrängt. Die Covid-19-Krise ist hart genug für uns Erwachsene, aber in mancher Hinsicht natürlich noch viel schwieriger für Kinder, die besonders angewiesen sind auf „Gewissheiten“ in ihrem Leben und Alltag. Obwohl wir die Kinder an ihre Pflicht erinnern müssen, weiter zu lernen und die Übungen zu machen, die ihnen zugesandt werden, ist es deshalb genauso wichtig, sie zu stärken und sie wissen zu lassen, dass alles gut sein wird. Wir sollten daran – bei aller notwendigen Aufmerksamkeit für das Home-Learning und den nun zu Hause zu erarbeitenden Lernstoff – immer denken.  Vielleicht kannst Du uns Lehrer*innen in diesen „Corona-Wochen“ in Deinem „Freitags-Brief“ immer wieder mal daran erinnern, unseren Schülern eine Botschaft der Hoffnung zu senden.“

Mut machen. Lehrer O. schrieb außerdem an die Schüler und Schülerinnen seiner Klasse: „Guten Tag euch allen, mit dieser E-Mail aus der Johanna möchte ich für die vor uns liegende Zeit Mut machen: Bis jetzt war es für dich immer normal, zur Schule zu gehen und soziale Kontakte zu deinen Mitschülern und Lehrern „live“ zu haben: Du hattest die Möglichkeit, direkt mit deinen Lehrern und Mitschülern zu sprechen und gemeinsam zu lernen. Jetzt ist es unter den veränderten Bedingungen mehr als sonst an der Zeit, stark zu sein und die ungewohnte Situation als Chance zu betrachten – als Chance, persönlich zu wachsen und ein besserer und stärkerer Mensch zu werden. … Du kannst das, da bin ich mir ganz sicher! … Alles wird gut!“