Namen & Neues
Run auf die Parzellen
Veröffentlicht am 28.04.2020 von Sigrid Kneist
Run auf die Parzellen in der Corona-Krise. Das Interesse an einem Kleingarten ist im vergangenen Monat „explosionsartig gestiegen“, wie mir Norbert Gieseking vom Tempelhofer Kleingartenverband sagte. Knapp 400 Menschen hätten sich seit Ende März beim Kleingartenverband auf die Bewerberliste für eine Parzelle setzen lassen. Während der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen war der Aufenthalt im öffentlichen Raum – also auch in Parks und Grünanlagen – streng reglementiert; zunächst war nicht einmal ein längeres Verweilen dort gestattet, da man sich vorrangig zu Hause aufhalten sollte. Da wurde wohl bei vielen Menschen der Wunsch nach einem eigenen Garten groß.
Lange Bewerberliste. Dass dieser Wunsch schnell Wirklichkeit werden könnte, ist allerdings unwahrscheinlich. Allein für Tempelhof – gemeint ist der Altbezirk, der auch Lichtenrade, Mariendorf, Marienfelde umfasst – stehen insgesamt 7905 Bewerber auf der Liste. Darüber hinaus werden hier in den kommenden Jahre nach dem Kleingartenentwicklungsplan des Landes Berlin Kleingartenflächen zugunsten des Wohnungsbaus weichen müssen. Eine Kündigung zum Jahresende hat aber nur die Kolonie Morgengrauen an der Eisenacher Straße erhalten. Der Kleingartenverband hatte zunächst widersprochen, wird diesen Einwand aber zurückziehen. Dort soll eine Schule gebaut werden. Um ihr Überleben kämpft auch die Kolonie Eschenallee; auch dort ist eine Schule geplant.
Neue Mitte Tempelhof. Von den dort geplanten Bauarbeiten sind die Anlagen Germania sowie „Friede und Arbeit“ betroffen. Hier schlägt der Verband laut Gieseking vor, die Planungen zu verändern, um die Kolonien erhalten zu können. Statt einen neuen Polizeiabschnitt an anderer Stelle zu errichten, solle die Polizei vorübergehend in den geplanten Neubau für die Bibliothek einziehen, um dann später den Neubau am alten Standort beziehen zu können. Erst anschließend solle die Bibliothek einziehen. Gieseking persönlich meint sogar, dass man angesichts der durch die Coronakrise entstehenden finanziellen Belastungen für die öffentliche Hand das Projekt Neue Mitte Tempelhof vorerst ganz auf Eis legen sollte. – Text: Sigrid Kneist
+++
Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Tempelhof-Schöneberg. 200.000 Abos haben unsere Bezirksnewsletter schon. Die gibt es Bezirk für Bezirk hier leute.tagesspiegel.de
+++
Meine weiteren Themen aus Tempelhof-Schöneberg – eine Auswahl
- Museen und Bibliotheken vor der Öffnung: Kulturamtsleiter Stefan Bruns im Gespräch
- Spielplätze vor der Öffnung: Vorbereitung und Kontrolle
- Räder statt Autos: Wann kommen die Pop-Up-Radwege?
- Pandemie und Demenz: Eine Beobachtung im Park
- Run auf Kleingärten: Zahl der Bewerbungen für eine Parzelle deutlich gestiegen
- Gegen die Dürre: So gießt man Bäume richtig
- Zeitreise durch die Stadt: 100 Jahre Groß-Berlin
- …und viel mehr Nachrichten konkret aus Ihrem Kiez. Kostenlos, gebündelt, einmal pro Woche – und in voller Länge hier leute.tagesspiegel.de