Namen & Neues

Potse sucht jetzt selber Räume

Veröffentlicht am 16.06.2020 von Sigrid Kneist

Die Urteilsverkündung zum Räumungsprozess gegen das autonome Jugendzentrum steht am 8. Juli an. Seit gut anderthalb Jahren sind die Räume in der Potsdamer Straße, wo die Potse gemeinsam mit dem zweiten Jugendzentrum Drugstore jahrzehntelang beheimatet war, besetzt. Während Drugstore Silvester 2018 die genutzten Räume verließ, besetzten die Potseaktivisten die ihrigen. Die Mietverträge waren ausgelaufen, der Bezirk hatte keine Verlängerung erreichen können. Ebenso war es dem Bezirk nicht gelungen, dem Jugendzentrum Räume anzubieten, in denen es Punkkonzerte hätte veranstalten können. Eine Alternative gab es lediglich für leise Nutzungen; diese wurde von Drugstore akzeptiert.

Das Jugendzentrum scheint für sich keine besonders guten Chancen vor Gericht zu sehen. „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es darauf hinauslaufen, dass der Bezirk Tempelhof-Schöneberg versucht, das selbstverwaltete Jugendzentrum daraufhin zu räumen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Berliner Senat habe „sich aus der Verantwortung gezogen und lässt die Jugendlichen und den Bezirk im Stich“. Potse verweist darauf, noch in Verhandlungen mit dem Bezirk zu stehen. Wenn bis zum 26. Juni Ersatzräume gefunden werden, werde es „nicht zu einer Räumung und dadurch zu Polizeigewalt gegen Jugendliche kommen müssen“. Das Kollektiv hat deshalb einen Aufruf gestartet und sucht nun Räume. Der Bezirk habe zugesagt, für die Miete aufzukommen (3000 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von mindestens zwei Jahren). facebook.com

Das sagt der Jugendstadtrat. Oliver Schworck (SPD) bestätigt die Angaben des Potse-Kollektivs. Noch gebe es aber keine ernsthaften Verhandlungen über konkrete Räumlichkeiten. Deswegen könne er auch nicht sagen, ob die genannte Summe überhaupt realistisch sei, um Räume zu mieten. „Sollte es zu einer Überschreitung kommen, werden wir sicher darüber sprechen, ob es sich um eine finanzierbare Summe handelt“, teilte Schworck auf meine Anfrage mit. Der Bezirk suche ebenfalls weiter nach Räumen, „die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gering, dass wir fündig werden“.

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