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Wo kann man, wenn man muss - und wer zahlt? Ärger um Toiletten auf dem Winterfeldtmarkt

Veröffentlicht am 16.06.2020 von Sigrid Kneist

Der Fischhändler Lothar Gierke-Löhr kämpft seit langem um vernünftige Toiletten auf dem Winterfeldtmarkt. Im Juli des vergangenen Jahres habe ich das erste Mal darüber berichtet. Rund 20 Jahre lang hatte die Marktverwaltung mobile Toiletten aufgestellt, die von den Händlern des Marktes genutzt werden konnten. Im vergangenen Jahr aber waren die Zustände dermaßen unhygienisch dass sie – auch nach einer Überprüfung durch das Gesundheitsamt – nicht mehr aufgestellt werden durften. Das Bezirksamt schrieb daraufhin im Herbst einen Auftrag für eine betreute Toilettenanlage aus. Aber bis heute gibt es nicht ein einziges Angebot. Das Vorhaben, den Standort einer durch die Firma Wall betriebenen Toilettenanlage, der sogenannten City-Toilette, näher an den Markt zu rücken, scheiterte an den baulichen Gegebenheiten rund um den Winterfeldtplatz. Bezirksstadträtin Christiane Heiß (Grüne) sagte, die Händler könnten die Toiletten der umliegenden Gastronomie nutzen.

Dann kam Corona. Und die Restaurants und Kneipen blieben von März an für gut zwei Monate geschlossen. Für Gierke-Löhr eine unhaltbare Situation. Zumal seinen Angaben zufolge auch die rund 200 Meter entfernte Wall-Toilette oft außer Betrieb war. Er wandte sich erneut an den Bezirk und Stadträtin Heiß, wurde dort aber abgschlägig beschieden. Deshalb mietete er kurzerhand zwei Mobiltoiletten für die Nutzung durch die Markthändler; für diese entstanden ihm Kosten in Höhe von rund 400 Euro pro Monat. Die Rechnung schickte er weiter an Stadträtin Heiß. Diese wiederum verwies darauf, dass das Bezirksamt keinen Auftrag für die Bereitsstellung der Toiletten erteilt habe und deswegen natürlich nicht die Kosten dafür erstatte.

Wie geht’s weiter? Heiß sagte mir, dass das Bezirksamt nicht verpflichtet sei, Toiletten zu stellen. Dass es bis zum vergangenen Jahr welche gegeben habe, sei eine freiwillige Leistung der Markverwaltung gegeben. Jetzt sei die Gastronomie wieder geöffnet, so dass die Händler wieder nach Absprache deren sanitäre Einrichtungen aufsuchen könnten. Bei den meisten anderen Märkten im Bezirk gebe es ebenfalls keine speziellen Toiletten für die Händler; lediglich am Breslauer Park könnten sie die Toilette der Marktverwaltung benutzen.

Neues Toilettenkonzept. Über öffentliche WCs wird seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten diskutiert. Immer wieder heißt es, das Angebot sei bei Weitem nicht ausreichend. Vor allem auch Seniorenvertreter setzen sich für eine bessere Versorgung und Information über Standorte ein. Bis Ende dieses Jahres soll es rund 281 öffentliche Toiletten in Berlin geben. Nach dem neuen Toilettenkonzept, das der Senat an diesem Dienstag beschloss, sollen bis Ende 2022 zudem 85 neue Standorte hinzukommen – hauptsächlich in touristisch relevanten Bereichen. tagesspiegel.de

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